Bei Burn-Out ist man nicht krank?

Nichts geht mehr. Man ist saft- und kraftlos. Man ist ständig müde, kann aber nicht schlafen. Man steht ständig unter Strom. Man kann sich auf nichts konzentrieren. Man hat Probleme mit der Verdauung.

Die Symptome sind vielfältig. Oft treffen alle genannten aufeinander, und man steht kurz vor der Aufgabe. Dann hat man das, was landläufig als Burn-Out bezeichnet wird. Wörtlich übersetzt also: Ausgebrannt. Aber obwohl man schlichtweg schlimm leidet, behaupten nun irgendwelche Leute, man wäre nicht krank.

Spitzensportler erkranken an Burn-Out. Ja, man nannte es tatsächlich so, als Sven Hannawald plötzlich nicht mehr skispringen konnte. Man ist kaum noch zu irgendetwas sinnvollen in der Lage. Und Wissenschaftler sagen jetzt, das wäre gar keine Krankheit. Das muss man mal untersuchen:

Der Burn-Out soll eine Modeerscheinung sein. Natürlich im Rahmen von Überforderung, Niedergeschlagenheit oder Deprimiertheit. Und Wissenschaftler behaupten, dass alles, womit man nicht klar kommt, unter Burn-Out abgeheftet wird. Damit das Leiden auch ja stark genug gewürdigt wird. Prof. Jörg Fengler sagt gar, dass es zum Lifestyle gehören würde, wenn jemand erzählen würde, er hätte Burn-Out.

Ich finde, das ist ein starkes Stück gegenüber allen Betroffenen. Es gibt ein Schlüsselerlebnis, aus dem dann die geschilderten Symptome nach und nach wachsen. Und schließlich ist man in das Loch gefallen, was Burn-Out heißt, und ein Wissenschaftler behauptet, man würde das nur haben wollen, um „Hip“ zu sein?

Und es wird behauptet, Burn-Out sei ein Sammelbegriff. Tja, da mag etwas dran sein. Burn-Out sieht von Mensch zu Mensch anders aus. Jeder Betroffene erlebt ihn anders. Aber er kommt nie daher mit klaffenden Wunden. Die Gründe hierfür sind sehr unterschiedlich. Private Erlebnisse, berufliche Misserfolge, fehlende Anerkennung, (Selbst-) Zweifel. Und dann kommt es: Burn-Out geht als Rahmendiagnose durch, aber nicht als Behandlungsdiagnose.

Hier stimme ich vollkommen zu. Da eben jeder Burn-Out etwas anders verläuft, muss auch jeder Betroffene gesondert behandelt werden. A hat zwar vielleicht keine Schlafstörungen, dafür aber Erbrechen. B hat vielleicht keine ständige Müdigkeit, ist dafür aber ruhelos. Und so weiter. Und leider sagen da die lieben Krankenkassen zum Thema Kostenübernahme: Nix da. Und das ist schade.

Burn-Out soll nur die leistungsorientierten Leute treffen? Es gibt aber eben auch Menschen, die sich in ihrem Alltags-Einerlei eingerichtet haben und trotzdem mit Burn-Out konfrontiert werden. Das hat vielleicht mit der plötzlichen Unsicherheit des Arbeitsplatzes zu tun. Aber trifft das die „Leistungsorientierung“? Ich bin mir nicht sicher.

Aber es soll wohl tatsächlich so sein, dass man sich Ansprüche setzt und Sorge hat, diesen nicht zu genügen. Und so etwas, so denke ich, ist ein typischer Auslöser von Burn-Out. Wenn nicht der, dann vielleicht beruflicher oder privater Stress.

Behandelt werden muss Burn-Out nicht, machen Sie eine Auszeit. Wirklich? Ja. Mein damaliger Hausarzt hat vor einigen Jahren bei mir die Gefahr von Burn-Out vermutet. Zu der Zeit stand mein damaliger Arbeitgeber vor einer Fusion, und niemand wusste, wie es in Zukunft mit der Firma weitergeht. Noch dazu war da noch einiges mehr im Taumeln, was mir schlaflose Nächte und all die Sachen bescherte, über die ich eingangs geschrieben habe.

Mein Hausarzt verschrieb mir keine Wundermittelchen. Er schickte mich auch zu keiner Therapie. Mein Hausarzt „verschrieb“ mir lange Spaziergänge an frischer Luft und ein gutes Buch. Ob es geholfen hat? Ja.

Was ich damit sagen will: Ich finde den Bericht bei n-tv durchaus interessant. Aber ich bin nicht der Meinung, dass es sich nur um eine Modeerscheinung handelt und vieles (übersetzt) übertrieben wird. Burn-Out ist ein ernst zu nehmender Zustand. Man muss ihn behandeln. Keineswegs sollte man ihn auf die leichte Schulter nehmen. Sonst passiert so etwas wie beim ehemaligen Nationaltorhüter Robert Enke.

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