Bundeswehr: Das Haltungsproblem unterm Eisernen Kreuz

Hat die Bundeswehr ein Haltungsproblem? Wenn man sich so in den Medien umschaut, dann ist das so. Ich denke, dass das Alles nicht von ungefähr kommt. Die Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland sind jetzt mal wieder in den Fokus geraten, weil man eben nicht umhin kommt, einen schwelenden Rechtsextremismus zu diagnostizieren. Das Alles ist natürlich nicht neu. Es ist aber neu, mit welcher Blindheit vor dieser Sache umgegangen wurde. Und es ist neu, wie das Alles ausgenutzt wurde und letztlich gar zum Problem für die Sicherheit des Landes werden kann.

Als ich „beim Bund“ war, war der Rechtsextremismus schon zu beobachten. Das war von Herbst 1994 bis Herbst 1995. Oder formulieren wir es anders. Es gab Teile innerhalb der Truppe, die ganz gut fanden, was unter dem Hakenkreuz stattfand. Nein, nicht so sehr die schrecklichen Verbrechen. Sondern die Kameradschaft innerhalb der Armee, die Waffentechnik und all das. Es waren vielmehr die Waffennarren, die Armee-Strategen und so. Bis auf ganz wenige, die „die Kanacken wegknallen“ wollten, waren eigentlich keine Extremisten, wie man sie sich vorstellt, zu sehen.

Man hat natürlich auch damals schon mit Sorge den Namen „Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne“ zur Kenntnis genommen. Aber man hat sich gedacht, dass das vielleicht ein veralteter Name ist und längst ausgetauscht wurde. Aber nein, so heißt die Kaserne allen Ernstes seit 1961. Und so war das eben auch, als bei Märschen, die regelmäßig durchgeführt wurden, auch „Der gute Kamerad“ angestimmt wurde. Ja, ein uraltes Lied von Ludwig Uhland unter dem Eindruck der badischen Truppen gegen die Tiroler. Aber es wurde eben auch von Rechtsextremen missbraucht.

Hätte da jemand aufmucken sollen? Das hätte sich niemand getraut. Und so nahm man das zwar zur Kenntnis, dass da etwas nicht stimmt, man hatte aber nicht die Möglichkeit, etwas zu ändern. Dennoch gibt es ohne Zweifel Rechtsextremismus in der Truppe. „Der Wüstenfuchs“ Rommel wurde eben in den Himmel gehoben wegen seiner Strategie. Im theoretischen Unterricht während der Grundausbildung wurden eben weiche Werte wenig vermittelt. Und solche Ungleichgewichte führen eben bei jungen Männern auch zu einer unausgewogenen Ansicht.

Ja, die Bundeswehr hat ein Haltungsproblem. Ich attestiere einfach mal der Truppe, dass man zu lang die Augen verschlossen hatte und aufgrund von Geschichtsverklärtheit Rechtsextremismus gedeihen konnte. Ich will damit nicht behaupten, dass alle Soldaten potentielle Nazis sind. Das ist Quatsch. Aber so eine schwelende Sache gibt es bei der Armee. Und wenn dann ein schlauer Kopf mit einem solchen Hintergrund sieht, was beim Bundesamt für Migration alles schief läuft, dann versucht derjenige – in dem Fall „Franco A.“ – alles, um als Flüchtling registriert zu werden und Unruhe zu stiften.

Ich denke, der rechtsextreme Soldat, der als syrischer Flüchtling dann Terroranschläge verüben wollte, ist nur die Spitze des Eisbergs. Aber wo soll man anfangen? Ich denke auch nicht, dass der Ministerin von der Leyen die alleinige Hauptschuld obliegt. Denn wie gesagt: Diese latente Geschichtsverklärtheit gab es auch vor 20 Jahren. Damals war Volker Rühe Bundesverteidigungsminister. Wo soll man denn da den Besen schwingen? Sollen die Feldjäger als „Militärpolizei“ eingreifen? Das wird nichts helfen, da diese Strukturen ja auch durchnässt sein dürften.

Die Bundeswehr steht vor einem riesigen Problem. Wie soll das gelöst werden? Denn es könnte durchaus passieren, dass ein paar Verrückte anfangen, Krieg spielen zu wollen. Dann würde Deutschland selbst ein Problem bekommen. Das kann keiner wollen. Da kann noch so oft „Der gute Kamerad“ erklingen. Und deshalb sehe ich die Bundeswehr als Großbaustelle an, bei der der Bauleiter fehlt.

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