Irak und die ISIS-Krise während der Fußball-WM

Die Welt schaut sich derzeit allerhand Fußball-Spiele an. Und man ist beseelt von all der Freude, die die Fußballer bringen. Ganz nebenbei hat sich aber eine gewaltige Krise aufgetan. Es soll mal wieder ein Gottesstaat errichtet werden. Diesmal sind es sunnitische Islamisten im Irak, die unter dem Namen „ISIS“ operieren. Die halbe Nation ist dadurch in Aufruhr. Und irgendwie sieht das Ganze so aus, als würde mal wieder ein Pulverfass kurz vor der Explosion stehen.

„ISIS“ wird die Organisation nur im Deutschen genannt. Im Arabischen nennt sie sich Daaisch. Im Deutschen bedeutet die Abkürzung „Islamischer Staat im Irak und (Groß-)Syrien“. Im Arabischen in etwa das Gleiche. Sie stand längere Zeit der al-Qaida ziemlich nahe. Und dieser Begriff „Groß-Syrien“ stammt von einer nationalistischen politischen Partei, die ein „Groß-Syrien“ in den Grenzen von Kuwait, Irak, Syrien, Jordanien, Libanon und (höchst interessant) Palästina sieht. Diese Partei nennt sich „Syrische Soziale Nationale Partei“ (SSNP). Ähnlichkeiten zur „Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei“ sind dabei sicherlich nur zufälliger Natur. Auch dass das Symbol dieser Partei dem berühmten Hakenkreuz ähnelt, ist sicher nur ein Zufall.

Während die SSNP irgendwann 1932 gegründet wurde, gibt es die Bewegung, die sich jetzt „ISIS“ nennt, seit 2003. 2004 trat sie in Erscheinung unter dem Namen „Dscham??at al-Tauh?d wa al-Dschih?d“, eine „Gemeinschaft für Tauhid und Dschihad“. Tauhid ist der Glaube an die Einheit des Gottes. Dschihad der Kampf auf dem Weg Gottes. Es handelt sich um eine Bewegung, die dem streng gläubigen Salafismus (Der Glaube an die Altvorderen) folgt. Und sie wollen die „Levante“ einen, also das Morgenland, was quasi fast dem gesamten Nahen Osten entspricht. Näheres kann man hierzu dann inklusive weiterführender Links in der Wikipedia nachlesen.

Man dominiert und terrorisiert mittlerweile den gesamten Norden des Irak. Und inzwischen sind sie auch nach Jordanien übergetreten. Kämpfte man erst gegen die syrische Regierung, war nun der Stein des Anstoßes die Politik im Irak, die laut Medienberichten sunnitische Mitglieder des Parlaments verdrängt haben. Der Terror richtet sich derzeit auch gegen die christliche Minderheit im Irak. Und da sind auch jede Menge Opfer zu beklagen.

Jedenfalls warten die Medien mit allerlei Schreckensmeldungen auf. Und westliche Regierungen, inkl. der USA, wollen dem Ganzen Einhalt gebieten. Allerdings darf man nicht erwarten, dass sich die USA noch einmal so stark engagieren. Schließlich haben sie sich im letzten Irak-Krieg eine gewaltig blutende Nase geholt. Irgendwo habe ich aber gehört, dass man sanktionieren will.

Aber wen sanktioniert man denn da? Das ist doch nur die zivile Bevölkerung im Irak. Man trifft damit wieder nur die, die eh schon jahrelang größte Entbehrungen hinnehmen mussten. Aber es klingt erst einmal fantastisch, dass die große Politik aus USA und Europäischer Union derart handlungsbereit ist ist, nicht wahr? Dass man damit nur weiteren Hass schürt, sollte aber auch klar sein.

Das ganze Treiben rund um ISIS und SSNP könnte zu einem richtigen Flächenbrand werden. Wohin das Alles führt, ist derzeit noch nicht abzusehen. Es ist gut, dass die Medien den deutschen Michel in den Halbzeitpausen der Fußball-WM aus dem Fußball-Taumel herausholen. Denn die Gefahr, dass die gesamte Region, die hierzulande als Naher Osten bekannt ist, aus den Fugen gerät und unter radikale Führung kommt. Wie das dann die gesamte Region, die eigentlich „al-hil?l al-chas?b“ („Fruchtbarer Halbmond„) heißt, weiter beeinflusst, dürfte derzeit völlig unklar sein.

Ich bin dafür, dass die Berichterstattung weitergeführt wird. Denn es ist durchaus möglich, dass die Situation weiter eskaliert. Welche Folgen das haben könnte, lässt sich nicht mal ansatzweise vorhersagen. Aber mich würde es nicht wundern, wenn bei einer enormen Einmischung westlicher Kräfte eine prompte Retourkutsche abzusehen wäre. Darum sollte auch darüber informiert werden, dass es seinen Grund hat, dass außer Sanktionen derzeit nicht sehr viel von der westlichen Politik zu erwarten ist.

Kann ISIS bekämpft werden? Das ist schwer zu sagen. Wenn man den Medien glaubt, dann sind die Kämpfer äußerst entschlossen und schrecken vor relativ wenigen Dingen zurück. Wenn man da jetzt zu energisch eingreift, könnte das eine Eskalation größeren Ausmaßes nach sich ziehen. Und weil die Situation so unfassbar für den deutschen Michel ist, müssen die deutschen Medien jede Gelegenheit nutzen, um wahrheitsgemäß mitten im Fußballtaumel darüber zu informieren. Nicht dass ein Eingreifen erwartet wird, was dann unter Umständen Anschläge in der westlichen Welt nach sich ziehen könnte.

Vorsicht ist geboten. Ich will mich auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und die Situation in irgendeiner Tendenz beurteilen. Das ist mir auch nicht wirklich eingehend möglich. Aber vielleicht hat ein Leser, eine Leserin die Situation besser im Auge. Wer weiß das schon?

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