Leipzig: Platz der friedlichen Revolution und die Kosten

Es hat ja nicht lang gedauert. Die Deutsche Bahn, die den Citytunnel in Leipzig baut, hat sich zu Wort gemeldet und zusätzliche Kosten geltend gemacht. Und die können durchaus etwas höher ausfallen.

Ich habe ja erst darüber geschrieben, dass Leipzig ein Einheitsdenkmal erhält. Und dieses soll auf dem „Platz der friedlichen Revolution“ aufgestellt werden. So weit, so gut. Oder passt hier besser „So weit, so undurchdacht“?

Bislang sind ja einige Entscheider im Rausch des genehmigten Einheitsdenkmals. Und dabei kann man schon einmal vergessen, dass da eventuell jemand dazwischenruft und meint, dass da zusätzlich Kosten auflaufen. So ist es aber gewesen.

Die Stadtverwaltung pocht darauf, dass der Wilhelm-Leuschner-Platz in „Platz der friedlichen Revolution“ umbenannt werden soll. Nun müssen die Straßenbahn- und Citytunnel-Stationen natürlich mit der örtlichen Situation zu tun haben, weshalb sie auch umbenannt werden müssen.

Bei der Straßenbahn soweit kein Problem. Die nennen einfach die Haltestelle in der Programmierung anders und stellen neue Schilder auf. Dann klopft man sich auf die Schulter und beglückwünscht sich zu diesem großartigen Job.

Bei der Deutschen Bahn sieht der Fall schon etwas anders aus. Würde die Tunnelstation umbenannt werden, müsste praktisch das gesamte Schienennetz der Deutschen Bahn neu durchgerechnet werden. Es geht dabei um Plan- und Bestandsunterlagen, die auf Jahre hinweg gelten sollen und in hundertfacher Ausfertigung vorliegen dürften. Diese Dokumente müssen alle überarbeitet und neu gedruckt bzw. veröffentlicht werden.

Es soll wohl auch etliches an Software geben, die bereits auf den Leipziger Citytunnel abgestimmt ist. Die müsste auch komplett überarbeitet werden. Sicher durch eine Art „Suchen & Ersetzen“, aber dann eben im Programmiercode.

Die Deutsche Bahn erklärt klipp und klar, dass solche Namensänderungen immer mit organisatorischem und finanziellem Aufwand verbunden sind, dass alle Planungen derzeit auf „Wilhelm-Leuschner-Platz“ hinauslaufen und dass Änderungen nicht so ohne weiteres eingepflegt werden können.

Aus den Gründen, dass die vielen Dokumente ja schon vorliegen und Software-Änderungen Kosten vorliegen, ist dwie Aussage der Deutschen Bahn durchaus nachvollziehbar. Daher wäre vielleicht darüber nachzudenken, ob der „Platz der friedlichen Revolution“ nicht woanders erbaut werden kann.

Ich denke, anhand der schlüssigen Argumentation der Deutschen Bahn ist zu sehen, dass hier die Leipziger Stadtverwaltung – wie so oft – nicht weit genug gedacht hat.

One Reply to “Leipzig: Platz der friedlichen Revolution und die Kosten”

  1. Der Platz der friedlichen Revolution –
    das ist einzig und allein der ehemalige Karl-Marx-Platz, der heutige Augustus-Platz! Dort hat sich 1989/90 jeweils an den Montagen die große Demonstration für Freiheit und Demokratie formiert; dort wurde am 9. Oktober 1989 zur entscheidenden Demonstration im Bereich der deutschen demokratischen Revolution (ddR) unter Lebensgefahr der Rundgang auf dem Innenstadtring gestartet. Warum belügt die Stadt Leipzig ihre Gäste mit dem Wilhelm-Leuschner-Platz?
    Als Karl Marx am 09.10.1989 auf dem Karl-Marx-Platz in Leipzig zu Grabe getragen wurde – vielleicht „graben wir ihn bald wieder aus“, wenn nämlich der rheinische Kapitalismus nach der Zwischenstufe der Sozialen Marktwirtschaft zum schweinischen Kapitalismus mutiert – beobachtete das die ganze politwissenschaftliche Welt. Politologen, Soziologen, Ökonomen, Philosophen, Psychologen hospitierten im Bürgerkomitee Leipzig (BKL). Einer meiner Hospitanten kam sogar aus Houlululu und begleitete mich über mehrere Tage im BKL. Meine Wahrnehmung von damals kann ich mit einem Vergleich zur Biologie/Zoologie komprimiert zusammenfassen: Wenn ein einmaliger exotischer Käfer in der Gefangenschaft erkrankt und unter Lebensgefahr mutiert, dann wird sein Krankheitsverlauf von einer Schar von Biologen und Zoologen beobachtet; eine spannende Zeit für die Biologen und eine gefährliche Zeit für den Käfer!
    Wer mehr über die „Biologen“ und den „Käfer“ lesen möchte, der sollte mein ebook „Der Schießbefehl am 9. Oktober 1989“ lesen; im DNB-Katalog im kostenfreien Angebot – oder vielleicht funktioniert der nachfolgende Link: https://archive.org/details/Roland-Mey_Der-Schiessbefehl-am-9-Oktober-1989_Aufl-6_2014/mode/2up
    Und wer dann noch Lust auf neue brisante Information hat, der kann das ebook „Kurt Masur entzaubert“ lesen; gleichfalls im DNB-Katalog im kostenfreien Angebot – oder vielleicht funktioniert dieser Link:
    https://www.yumpu.com/de/document/read/62953208/kurt-masur-entzaubert-2-auflage
    Roland Mey;
    Leipzig, 30 Jahre nach Beginn der Großen Demokratischen Oktoberrevolution *, alias deutsche demokratische Revolution (ddR), alias Friedliche Revolution von 1989
    * PS: Über mehrere DDR-Jahrzehnte musste ich jeweils im Herbst die Große Sozialistische Oktoberrevolution feiern, die in Wahrheit nur ein Putsch einer kleinen Gruppe von Leninisten war.

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