Leipziger Jugendamt ohne Leiter

Er hatte gleich mit zwei schlimmen Geschichten zu tun. Und nun ist er zurückgetreten. Siegfried Haller ist nun nicht mehr Chef im Leipziger Jugendamt. Zu den Gründen wurde zwar Stillschweigen vereinbart, aber es gibt genügend pfeifende Spatzen, die trotzdem etwas erzählen.

Er war ja mal Doktor, der Herr Haller. Allerdings wurde ihm der Doktortitel aberkannt, weil er – nun ja – abgeschrieben haben soll. Nun ist das kein Bundesminister, weshalb es keinen großen und reißerischen Artikel in überregionalen Medien gab. Aber prinzipiell war es genau so wie bei Schavan oder zu Guttenberg.

Schon als dies bekannt wurde, überschlugen sich die Rücktrittsforderungen. Jemand, der abgeschrieben hat, ist eines solchen Postens nicht würdig, hieß es. Aber er hielt sich noch einige Zeit über Wasser, aber nun geht es eben doch nicht mehr weiter. Ein Prozess diesbezüglich ist derzeit im Gange, aber ohne dass es schon Ergebnisse zu melden gibt.

Was aber wahrscheinlich viel schlimmer war, war die Sache mit der toten Mutter. Wenn ich da die Medien in und um Leipzig richtig verstanden habe, ist ein Kleinkind neben seiner toten Mutter, die wohl an Drogen gestorben sein soll, schlichtweg verdurstet. Hinweisen und Warnungen soll das Jugendamt nicht entschieden genug nachgegangen sein. Sprich: Die richtige Betreuung für diese Familie fand irgendwie nicht statt.

Überhaupt gab es immer wieder Probleme mit dem Klientel des Jugendamtes. So hatte Haller auch mit gehörigem Autoritätsverlust zu kämpfen. Und zwar wegen eines Prozesses gegen eine Leipziger Jugendbande. Und da möchte ich die marodierenden Kids am Leipziger Allee Center gar nicht näher in die Betrachtung ziehen.

Nun ist Siegfried Haller weg. Und das Jugendamt nach 13 Jahren praktisch kopflos. Interimsweise wird bis zur Neubesetzung der stellvertretende Amtsleiter Thomas Schmidt die Amtsgeschäfte weiterführen. Aber man kann mit Fug und Recht behaupten: Das Jugendamt steckt in der Krise.

Nicht umsonst schreibt die Leipziger Internetzeitung davon, dass man reinen Tisch machen wollte. Man wolle keine Altlasten mit sich herumtragen. Deshalb soll der Zeitpunkt des Rücktritts auch mit der inzwischen abgelaufenen Oberbürgermeisterwahl in Leipzig im Zusammenhang stehen.

All dies wirft kein gutes Licht auf dieses Amt. Und das, obwohl das Amt unbedingt handlungsfähig sein muss. Die Kinder und Jugendlichen brauchen es dringend.

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