Offshore Leaks – Aus der Schattenwelt der Steueroasen

In den letzten Stunden krachte es im Internet. Unter dem Stichwort „Offshore Leaks“ wurden Informationen veröffentlicht, die ganze Finanzkonstrukte erschüttern können. Unter der Federführung der renommierten „Washington Post“ recherchierte das internationale Projekt „International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ)“ zum Thema Steueroasen, Offshore-Geldanlagen und Strohmänner.

Beteiligt an dem Projekt waren viele Journalisten. Aus Deutschland unter anderem investigative Journalisten der Süddeutschen Zeitung und der Norddeutsche Rundfunk, kanadische, US-amerikanische, französische, schweizer Medien und viele weitere Journalisten. Die Ergebnisse wurden nun veröffentlicht. Und sie können die Offshore-Finanzindustrie und deren Nutznießer aus Politik, Wirtschaft und Society ins Mark treffen.

Steueroasen

Sie liegen meist dort, wo es immer warm ist, wo man gern Urlaub macht, wo praktisch Milch und Honig fließen: Die Steueroasen zum praktischen Verstecken von Geld, am Fiskus vorbei zum Nutzen der Großverdiener und Superreichen. Die Rede ist von den Britischen Jungferninseln oder den Cook-Inseln.

Aber es gehören auch Zypern und Liechtenstein zu den Steuerschlupflöchern. Dort ist zwar nicht immer Sommer, aber die Gebühren niedrig.

Offshore Leaks

Hierbei handelt es sich um ein international aufgestelltes Team von Journalisten, die monatelang Emails und Dokumente gesichtet haben, um die Machenschaften rund um zwei Finanzkonzerne aufzudecken: Portcullis TrustNet aus Singapur und Commonwealth Trust Limited (CTL) von den Britischen Jungferninseln.

Das Team besteht aus rund 80 investigativen Journalisten. Unter anderem von The Guardian und der BBC aus Großbritannien, Le Monde aus Frankreich, Süddeutsche Zeitung und NDR aus Deutschland, The Washington Post aus den USA und der Canadian Broadcasting Corporation (CBC) aus Kanada.

Die Datenmenge über und aus 10 Steueroasen umfasst eine Größe von 260 Gigabyte. 2,5 Millionen Dokumente wurden erfasst, in denen 130000 Personen aus mehr als 170 Ländern aufgeführt sind. Politiker, Wirtschaftsführer, Großkapitalisten, Leute aus der Kunst oder Reichgeborene – alles Leute, die darin auftauchen. Und das alles wurde nun exklusiv zur Verfügung gestellt und veröffentlicht.

Mitt Romney

Wie die Huffington Post berichtet, ist unter anderem der ehemalige US-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney in die Offshore-Geschäfte verstrickt. Ihm wird in den Dokumenten nachgesagt, er hätte eine größere Menge Geld auf den Cayman-Inseln untergebracht.

Die Cayman-Inseln sind ein bekanntes Steuerparadies in der Karibik. Und dort soll Romney mittels Offshore-Firmen und komplizierten Finanzkonstrukten Unmengen von Geld versteckt oder untergebracht haben. Es versteht sich natürlich von selbst, dass er selbst die Anschuldigungen zurückweist.

Romney selbst war aber lange Zeit Leiter der Private Equity Firma Bain Capital. Er hat großes Vermögen angehäuft, für das er Unmengen an Steuern zahlen müsste. Sein Privatvermögen wird laut Wikipedia auf 250 bis 350 Millionen Dollar geschätzt.

Oligarchen in Zypern

Im oben verlinkten, sehr ausführlichen Bericht der Huffington Post ist auch die Rede von einigen russischen Oligarchen, die in die Offshore-Geschäfte verwickelt sind. Wie hinlänglich bekannt ist, haben jede Menge russische Großindustrielle ihr Geld in Zypern deponiert, weil dort die Steuern sehr schlank sind.

Aufgrund der jüngsten Krisenereignisse rund um das kleine Mittelmeerland sind wohl aber etliche Russen dabei, ihre Investments abzuziehen. Der so genannte Bankrun könnte durchaus die nächste Schockwelle im internationalen Finanzverkehr auslösen.

Im Zentrum der Informationen ist wohl die so genannte Magnitzki-Affäre, die vor etwa fünf Jahren die russisch-amerikanischen Beziehungen schwer belastete. Hierbei ging es um Steuerhinterziehung und Razzien, durch die der Namensgeber, Sergei Leonidowitzsch Magnitzki inhaftiert wurde. In Haft starb dieser, und die Umstände wurden nie geklärt.

Deutsche Prominenz: Gunter Sachs

Der deutsche Lebemann, Playboy, Fotograf und Kunstsammler Gunter Sachs, der 2011 starb, ist das wohl prominenteste Beispiel der aus Deutschland involvierten Personen. Der soll nach Informationen des NDR, der Süddeutschen Zeitung und der schweizer Sonntagszeitung vor seinem Tod große Geldmengen in solchen Steueroasen angelegt haben. Das an sich ist nichts schlimmes, nur hat er eben unvollständige Angaben gegenüber den Finanzbehörden gemacht.

Aufgrund des deutschen Leistungsschutzrechtes für Presseverlage ist mir der Link zur Süddeutschen Zeitung nicht möglich. Aber das Magazin „Mittelstandscafé“ berichtet darüber. Dem Bericht zufolge soll Sachs auf den Cook-Inseln, in Panama, auf den Britischen Jungferninseln und in Luxemburg Offshore-Firmen unterhalten haben und in denen teils hohe Millionenbeträge untergebracht haben.

Das große Geschäft mit dem Geld

Offshore ist ein gigantischer Markt. In Steueroasen wie eben den Britischen Jungferninseln wurden Geldmengen in einer Größenordnung von 21 bis 32 Billionen Dollar gebunkert. Das jedenfalls hat die Nichtregierungsorganisation Tax Justice Network bekannt gegeben. Und die Geschäfte der Offshore-Firmen sind vielfältig.

Bekannt geworden ist zum Beispiel, dass die spanische Kunstsammlerin und Jetsetterin Carmen Thyssen-Bornemisza eine solche Firma nutzt, um Kunstgegenstände darüber in Auktionshäusern wie Sotheby’s zu kaufen.

Ein anderes prominentes Beispiel ist die amerikanische Songwriterin Denise Rich (u.a. „Frankie“ von Sister Sledge oder „Let’s talk about love“ von Celine Dion). Sie und ihr Ex-Mann, der Öl-Händler Mark Rich, spielten eine zentrale Rolle in der Clinton-Affäre. Er selbst wurde in den USA wegen Steuerhinterziehung gesucht, und sie legte fleißig das Geld nach Offshore.

Fazit der Veröffentlichung

„Oh, Islands in the sun“ sang Harry Belafonte. Urlaubswünsche werden wach, wenn man an so etwas wie die Cook-Inseln oder die Britischen Jungferninseln denkt. Auch die Cayman-Inseln sind beliebt bei Urlaubern. Aber eben dort wird auch das große Geld gebunkert und an den Steuerbehörden vorbeigeschleust. Und es betrifft eigentlich alle Bereiche, die mit vielen Finanzen zu tun haben.

Ich denke, aufgrund der Veröffentlichung unter dem Titel „Offshore Leaks“ wurde ein größeres Erdbeben in der Finanzwelt ausgelöst. Inwieweit das irgendeinem Staat nutzen wird, kann sicherlich niemand seriös beschreiben. Aber absehbar ist, dass verschiedenste Behörden nun aktiv werden. Angefangen von Finanzbehörden über Strafermittler bis hin zu höheren Gerichten wird wohl jetzt alles mögliche aktiv werden.

Ob dies hilfreich ist, um die weltweiten Krisen zu beheben, die da die Währungen betreffen, kann niemand beurteilen. Jedenfalls sind ja die Leute unterhalb von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble immer wieder unterwegs, um Datenträger mit Steuerflüchtlingen aufzukaufen. Ich kann mir vorstellen, dass von hier gewaltiges Ungemach auf die deutschen Beteiligungen an Offshore-Firmen droht.

Wie weit der Offshore-Skandal in die Gesellschaft weltweit involviert ist, zeigt eine Liste des Guardians:

  • Jean-Jacques Augier, Wahlkampfleiter von François Hollande
  • Bayartsogt Sangajav, früherer mongolischer Finanzminister
  • Ilham Aliyev, amtierender Präsident von Aserbaidshan
  • Igor Shuvalov, erster russischer Vize-Miisterpräsident
  • Tony Merchandt, kanadischer Senator
  • Maria Imelda Marcos Manotoc, Tochter des früheren philippinischen Diktators Marcos
  • Und so weiter und so fort…

Warten wir einmal ab, was in den nächsten Tagen aus dieser Veröffentlichung gemacht wird. Was halten Sie von den „Offshore Leaks“?

Bildquelle: Eine Zeitung vom „Leeuwarder Courant“ – (C) Andrys CC0 via Pixabay.de

5 Replies to “Offshore Leaks – Aus der Schattenwelt der Steueroasen”

  1. Interessant ist das sicher, aber man sollte sich hüten die Menschen gleich als Steuerhinterzieher darzustellen. Vielfach sind das völlig legale Steuervemeidungsstrategien und der unterschied zwischen einer legalen Anlage auf den BVI und einer illegalen Anlage auf den BVI ist häufig nur ein juristischer Winkelzug!

    1. Hallo kiwi… Das mag sein. Ich stelle nur dar, was die mir vorliegenden Medien dazu erzählen. Die in Deutschland federführenden Medien kann ich dabei teilweise gar nicht verlinken, da diese das Leistungsschutzrecht unterstützen. Aber es ist ganz klar die Rede von Steuerhinterziehung.

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