Wie Alice im Wunderland steuerte

Die Alice ist ja Deutschlands oberste Feministin. Sie ist die oberste Verfechterin der Emanzipation, also der Gleichstellung von Frau und Mann. Und Alice Schwarzer hat es geschafft, auch die Emanzipation bei Steuersündern einzuführen. Aber im Gegensatz zu Uli Hoeneß, der ja auch Steuern in die Schweiz hinterzogen hatte und eine Selbstanzeige durchgeführt hat, muss Alice Schwarzer keine Strafe fürchten.

Hat diese Frau nur Eier, was man in dem Fall Hoeneß nicht sagen kann? Gelten für Frauen „mildernde Umstände“ aufgrund des „schwachen Geschlechts“? Nein, so platt ist nicht die Argumentation.

Mal ganz kurz: Alice Schwarzer hatte ein Konto in der Schweiz. Und mit diesem Konto hat sie Erträge erwirtschaftet. Sie kennen das ja: Da geht es um Zinsen und Einnahmen und dergleichen. Sie hat damit rechtmäßige Einkünfte erzielt. Das kritisiert ja auch niemand. ABER: Dieses Konto hat sie als deutsche Staatsbürgerin den deutschen Finanzbehörden gegenüber verschwiegen.

Das Konto existierte seit den 1980er Jahren. Und es sind einige steuerpflichtige Einkünfte darauf aufgelaufen. Die Steuerschuld hat sie inzwischen eingestanden und vollständig nebst Zinsen und dergleichen beglichen. Die Selbstanzeige hierzu hat sie vor der Einleitung von Ermittlungen der Finanzbehörden abgegeben. Und mittlerweile existiert das Konto nicht mehr. Auf ihrer Webseite schreibt sie dazu:

Ja, ich hatte ein Konto in der Schweiz. Seit Jahrzehnten, genauer: seit den 1980er Jahren. Und erst im vergangenen Jahr habe ich es bei meinem Finanzamt angezeigt. Ich habe die Steuer für die Zinsen nachgezahlt und das Konto aufgelöst. Das Konto war ein Fehler. Den bedauere ich von ganzem Herzen.

Die Frage ist jetzt: Sollte sie trotzdem bestraft werden? Ich tue mich sehr schwer mit Vorverurteilungen. Schließlich hat sie ja vor behördlichem Eingreifen gehandelt – im Gegensatz zu Uli Hoeneß. Aber ist es deshalb richtig, dass sie „davon kommt“? Schließlich hat man sich ja auf rechtlicher und politischer Bühne darauf verständigt, ohne Nachsicht die Steuersünder aufzuklären.

Und genau genommen, ist ja die 71-jährige Emma-Herausgeberin eine Steuersünderin. Aber sie hat ja nun alles bezahlt. Ist ihr da noch eine Schuld  nachzusagen? Hat sie einfach nur beherzt genug gehandelt, bevor der Fiskus zuschlägt? War sie entschlossener als Uli Hoeneß? Oder warum hat er mit einer Strafe zu rechnen, Schwarzer aber wahrscheinlich nicht?

In „Nics Bloghaus“ lese ich, dass es erstaunlich ist, „dass es vor allem Moralapostel sind, die beim Bescheissen erwischt wer­den.“ Ich lese dort auch, dass Schwarzer uneinsichtig sei. Im oben genannten Zitat ist die Rede davon, dass sich Schwarzer als nachlässig ansieht. Das findet Nic Frank in seinem Artikel eine „Frechheit“.

Nun ja, so drastisch würde ich es nicht ausdrücken. Ich denke, Frau Schwarzer hat in jedem Fall unmoralisch gehandelt. Hätte sie nicht gezahlt und sich nicht angezeigt, würde man ihr Tun als Betrug ansehen. Ist das jetzt alles nur Makulatur, weil sie vorher ihre Schuld ausgeglichen hat?

Ich finde es ja auch sehr fragwürdig, was Alice Schwarzer getan hat. Ich glaube, ich würde keinen Aufschrei fabrizieren, wenn ihr doch noch eine Strafe zuteil werden würde. Denn schließlich hat sie runde 30 Jahre lang ihr Heimatland um Einnahmen gebracht. Betrogen hat sie in jedem Fall. Wer weiß, wie lang. Und das kann noch nicht alles verjährt sein. Und den Betrugsvorwurf müsste jemand untersuchen, oder?

Vermutlich wird das aber nicht passieren. Denn Alice Schwarzer hat ja so unglaublich viel für die Frauen getan. Das ist sicher ihr großer Verdienst, und dafür gehört sie auch gehuldigt. Aber das schützt nun einmal nicht vor Strafe. Deshalb sollte da in meinen Augen trotzdem ermittelt werden.

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