Werbeblocker: Fluch und Segen

Sie kennen sicherlich solche Werbeblocker für Ihren Browser. Der bekannteste Vertreter ist wahrscheinlich „AdBlock Plus“. Sie können unheimlich viel Segen bringen. Für viele Webseitenbetreiber sind sie aber auch ein Fluch, weil sie eben die Finanzierungsmöglichkeit der jeweiligen Webseite stark einschränkt.

Das Magazin Golem bittet heute seine Leser darum, Werbeblocker abzuschalten. Und ich kann dies voll und ganz nachvollziehen. Und zwar kann ich beide Seiten nachvollziehen:

Nichts ist schlimmer für einen Webseitenbenutzer, der die Seite nicht nutzen kann, ohne vorher unzählige Werbebanner-Überlagerungen wegzuklicken. „Layer Ads“ nennt man das. Auch ist es schlimm, wenn ein Leser von nervender Dudelei in einem Werbebanner irgendwo auf der Seite oder gar in einem im Hintergrund geöffneten Popup/Popunder-Fenster vom Lesen abgelenkt wird. Oder wenn der Lesefluss durch Werbebanner im Zentimeter-Takt unterbrochen wird.

Das sind gute und nachvollziehbare Grüne, um solche Blockierungs-Mechanismen einzusetzen. Andererseits: Womit soll denn die Seite finanziert werden? Das ist doch im überwiegenden Teil mit Werbung. Viele Webseiten, vor allem kleine, private Blogs und Hobby-Seiten, werden doch nur durch Werbung über Google oder dergleichen am Leben gehalten. Die Werbeeinnahmen sind da schon gering genug, aber mit solchen Blockern sind sie nahe Null. Und dafür sind die Kosten für Server, Material und dergleichen einfach zu hoch.

Und da hat noch niemand davon geredet, dass ja irgendwer eine Menge Zeit dafür aufwendet, um die Inhalte zu erstellen. Die schreiben sich im Allgemeinen nicht von selbst. Da muss jemand recherchieren, das Konzept schreiben, den Artikel ausarbeiten. Der will zwar bei einer privaten Seite nicht reich werden damit, aber der eine oder andere wird sich vielleicht sagen, dass er da seine Zeit auch anders einsetzen kann.

Wer bei mir auf der Seite ohne Adblocker unterwegs ist, der weiß, dass bei mir oberhalb und unterhalb eines Artikels ein Google Werbeblock geschaltet ist. Der ist einzig und allein für diese Kleinigkeiten da, von denen ich gerade erzählt habe. Man wird ja hier zu nichts gezwungen, aber das Abschalten durch eben solche Adblocker kommt dem unbemerkten Anzapfen des Stromzählers des Nachbarn gleich.

Ich bin generell ohne Adblocker unterwegs. Seiten, die mir zu überfrachtet sind mit Werbung – eben durch Layer Ads und Hintergrund-Gedudel – werden eben aufgelistet und zukünftig nicht mehr besucht. Allen anderen kann man ja nicht die Finanzierungsmöglichkeit wegnehmen, oder?

Was ich damit sagen will: Golem ist durch Werbung finanziert. Die Seite lebt davon, dass das geschaltet ist. Ohne dem würde Golem sich nicht halten können und wahrscheinlich demnächst verschwinden. Ich kann die Gründe von Golem für den oben verlinkten Artikel sehr gut nachvollziehen. Und für den Nutzer stellt sich die Frage, ob er nicht Werbung in Maßen akzeptiert oder nicht doch lieber für gute Informationen Geld bezahlen möchte. Die Frage kann sich jeder selbst stellen und dann entscheiden, ob ein Adblocker wirklich sein muss.

Mir ist klar, dass ich damit unter Umständen böses Blut schüren könnte. Aber die Werbung muss sein, damit Webseiten künftig auch kostenfrei bleiben. Natürlich sind Werbebanner vielerorts eher ein Fluch. Aber ein vergleichsweise geringer gegenüber Bezahlsystemen.

5 Replies to “Werbeblocker: Fluch und Segen”

  1. Heyho,

    Da ich Golem täglich verfolge, habe ich diese Debatte auch verfolgt. Ich nutze selber auch aktiv Adblocker, deaktiviere den jedoch bei Seiten, die es in meinen Feedreader geschafft haben (wie auch deine ;) )

    Der Adblocker hat durchaus seine Daseinsberechtigung, sollte jedoch verantwortungsvoll benutzt werden. Das Internet ist Geben und Nehmen – wenn man denn gerade Golems tolle (Entschuldige meine Haltung zu Golem) Beiträge konsumiert, sollte man das auch würdigen. Die müssen auch davon leben.

    Ist aber eher eine Einstellungssache, gerade meine Generation (1993 +-) ist aber sehr, ich nenne es mal „Free-Orientiert“ oder einfach egoistisch oder nicht differenziert genug.

    Ich habe auf meinen Websites auch das Problem der Monetarisierung durch Werbung. Ich habe mich bewusst dagegen entschieden und werde wohl in Zukunft eBooks für „Zahle soviel, wie du willst anbieten.

    Da könnte ich noch viel zu der Problematik sagen, aber das würde wohl den Rahmen sprengen.

    Grüße,
    Pascale

  2. Adblock Plus z.B. entfernt keine selbst geschaltete Werbung es blacklistet/lädt nur keine Werbung von bekannten Werbe-Hosts/Servern/Argenturen.

    Jeder kann seine Werbeflächen selbst aktiv bewirtschaften und dies nicht einfach relativ unkontrolliert Argenturen überlassen. Durch eine solche, durchaus mit etwas Aufwand verbundene, Praxis würde dem Werebflächenanbieter wenigstens einmal die bei ihm geschaltete Werbung zum Freischalten vorgelegt. Der bekäme selber ein gespür dafür was er seinen Besuchen zumutet und was er lieber nicht schalten sollte. Da er selber genau weiss was er schaltet können ihm seine Besucher auch direkteres Feadback geben welche Form der Werbung sie besonders stört, er kann dieses Feadback sofort in seine Schaltung einfliessen lassen.

    Die Webseitenbetreiber müssen sich einfach selber zügeln, ihre Gewinnerwartung durch Impressionen, Klicks und resultierende Verkäufe mal auf ein erträgliches Maß zurückschrauben. Im weiteren kann keine Argentur seine Besucher qualitativ besser bedienen als man selber, sie kann es höchsten billiger im negativsten Sinne der bedutung des Wortes!

    Aus dem Blickwinkel der Sicherheit würden durch das Selbstschalten und Selbsthosten auch die möglichkeit von sogn. ‚dirve by‘-Infektionen minimiert, eine Vorlage beim Verantwortlichen mit einer Testschaltung vor Freigabe lässt ggf. auch seinen Virenscanner reagieren und er kann von der Freischaltung bis zur Lösung des Problems absehen.

    Mein Fazit: Die Verbreitung von Werbeblockern ist allein der für viele Konsumenten unzumutbaren Schaltungspraxis von vielen Contentanbitern geschuldet, das Auslagern der Einzel-Kontrolle an Argenturen führt eindeutig zu einem Qualitätsverlust den einfach viele Konsumenten nicht hinnehmen mögen. Um diesen Knoten zu lösen bedarf es allein den Mut und Energie der eigentlichen Seitenbetreiber selbst an bisher bei Argenturen schaltende heranzutreten, die Gewinn-Marge der Argenturen könnte so auch ihre sein bei wesentlich mehr Selbstkontrolle!

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