50 Shades of Fake

Nein, das ist kein Thema, über das viele freimütig im Internet berichten. Zu groß ist die Gefahr, dass man beschimpft, ausgelacht oder für dumm verkauft wird. Und dann ist ja noch die Gefahr, dass man zum Gesprächsthema wird. Es geht um Fake-Bekanntschaften im Internet.

Ich bin auf eine Geschichte gestoßen, aus der ich einfach mal die Verknüpfungen zu mir real bekannten Personen ziehe. Ich hoffe, mir gelingt das. Ich möchte aber darauf hinweisen, dass ich mich weder an Leuten abarbeiten möchte noch Kapital daraus schlagen möchte. Ich möchte aufklären. Aber ich möchte es vorziehen, nicht einmal bekannt zu geben, um wie viele Personen welchen Geschlechts auch immer es sich handelt. Das mache ich, um wirklich jegliche Stimmungsmache zu vermeiden.

Stellen Sie sich einfach mal vor, dass man so im Internet mit allerlei Leuten schreibt. Dafür ist das Internet schließlich da. Es gibt Unmassen von Communities und Netzwerken, in denen man mit Nutzern in Kontakt treten kann. Mit manchen tauscht man sich mehr aus, mit manchen weniger. Mal ehrlich, viel Ernsthaftigkeit erwartet man da ja auch gar nicht. Und irgendwann passiert es eben doch, dass man irgendwie Ernst macht. Das passiert schleichend und ist bestimmt nicht gewollt.

Man hat mit seinem Gegenüber Konversation. Die halbe Nacht durch. Man tauscht private Informationen aus. Es gibt Leute, die tauschen auch intimste Details über sich selbst mit Nutzern im Internet aus. Ich kann mir denken, dass da auch gern mal – nun ja – „eindeutige“ Bilder ohne Mitleser an den anderen verschickt werden. Irgendwann telefoniert man vielleicht auch mal miteinander. Und man findet sich sympathisch. So ist es doch, oder?

Ich weiß, dass es immer wieder dazu kommt, dass man sich zwar zu einem Treffen verabredet, es aber nie dazu kommt. Klar, viel ist es so, dass da tatsächlich etwas dazwischen gekommen ist. Aber wie oft ist denn schon so, dass die Gründe recht fadenscheinig sind? Im mir vorliegenden Artikel „Fake“ aus dem Sommer diesen Jahres sind es auch fadenscheinige Gründe, die ein Treffen angeblich unmöglich machen.

Mal ganz davon abgesehen, dass ich der Falsche bin, was irgendwelche Internet-Bekanntschaften betrifft, aber mir würde die Warterei zu lang dauern. Man kann natürlich ganz schnell sagen, dass man sich nicht so an der Nase herumführen lassen sollte. Dass man den Kopf nie komplett gegen das Herz eintauschen sollte. Aber in der in dem Artikel beschriebenen Situation war kein Außenstehender dabei. Niemand kann das Ganze beurteilen. Und darum hat niemand das Recht, irgendetwas besser zu wissen.

In dem Artikel wird davon geschrieben, dass man mit seinem Gegenüber auch telefoniert hat, lange telefoniert hat. Und das schürt natürlich Vertrauen. Oder nicht? Man vertraut sich sicherlich das Eine oder Andere an. Und in dem Artikel ist die Rede davon, dass man von seinem Gegenüber in Ermangelung einer Möglichkeit zum Treffen mit Geschenken überhäuft hat. Mir sind Fälle bekannt, in denen es zum Treffen kam. Aber dabei drehte sich alles nur um das – nun ja – körperliche.

Um es kurz zu machen: In dem genannten Artikel ist die Rede von jemandem mit verschiedensten Fake-Profilen, in die dieser jemand (oder war es ein weiblicher Nutzer?) viel Zeit und dann für die Geschenke und die Post auch Geld investiert hat. In mir bekannten Fällen, in denen es „nur“ um Sex ging, waren diejenigen Fakes aber auch wie der Fake im Artikel mit verschiedenen Opfern zu Gange.

Das Problem bei solchen Fakes ist ja, dass die Opfer sich schlichtweg ihrer Intimsphäre beraubt sehen. Mir wurde mal über einen Fake berichtet, das wäre „unter die Haut“ gegangen. Das soll schon in Richtung Stalking dann gegangen sein. Und das soll wohl ein Straftatbestand sein. Die Autorin des Artikels schreibt darüber, dass sie nicht weiß, was mit all dem Wissen über sie in Form von privaten Informationen oder privat geteilten Fotos geschehen sein kann. Und sie schreibt darüber, wie sie sich durch diese Geschichte fühlt.

Man denkt sich: Hhm, ist doch nichts passiert, man hat sich ja nicht einmal getroffen. Aber ich denke, so einfach ist es nicht. Denn wer weiß, was alles so an Wissen bei dem Unbekannten gelandet ist? Wer weiß, wofür es eingesetzt werden kann. Wer weiß, wer davon alles Kenntnis erlangt. Denn wie gesagt, der Aufwand hat auch Geld gekostet. Irgendwie möchte der Unbekannte doch nicht nur bezahlen. Nicht wahr?

Darum ist so meine Devise: Wenn man schon mit irgendwem irgendwo schreibt und sonst irgendwie im Kontakt steht, sollte man nicht zu lange warten, bis man sich trifft. Und selbst dann sollte man nicht zu freizügig sein. Aber selbst wenn man alle Eventualitäten bedenkt, ist man vor schlimmen Erfahrungen nicht gefeit.

Fakes üben bei vielen Leuten eine ungeahnte Macht aus. Ich vermute, gerade Frauen sind für so etwas empfänglich. Aber auch Männern kann so etwas passieren. Ich will nicht behaupten, dass mir so etwas nicht passieren kann, ich habe nur keine Erfahrung dazu gemacht. Der verlinkte Artikel erzählt zwar von einer besonderen Art des Fakes, aber niemand kann behaupten, dass so etwas nicht geschehen kann.

Es gibt unzählige Schattierungen von Fakes, darum „50 Shades of Fake“. Denn das Wort „Shade“ steht auch für Schattierung. Das fängt an, dass der- oder diejenige sich für ein anderes Geschlecht ausgibt oder vorgibt, Single zu sein. Das geht weiter mit falschem Namen oder falschem Alter. Und das beinhaltet so viel mehr, was im Internet vorgetäuscht werden kann. Wenn der- oder diejenige dann die Möglichkeit findet, in das Leben des Opfers einzudringen, ist das Ziel erreicht. Und darum kann man nicht genügend aufpassen.

Lesen Sie ruhig mal den Artikel, den ich oben verlinkt habe. Es ist schon sehr berührend. Und die Autorin hat auch eine Art Nachklapp geschrieben, in der sie sich dazu auslässt, wie denn die Reaktionen darauf waren. Das ist auch teilweise haarsträubend. Darauf gestoßen bin ich über einen Artikel des Journalisten Daniel Bröckerhoff. Leider sind Flirts mit Fakes immernoch ein Tabu-Thema. Wie gefährlich das aber werden kann, ist in den genannten Artikeln allerdings ziemlich deutlich geschildert.

Was bleibt ist die Frage, was den Fakes eigentlich daran liegt. Klar, viel ist es einfach nur Spaß auf Kosten anderer. Aber der Antrieb ist sicher sehr häufig, die Opfer zu manipulieren. Dass dabei auch Straftaten verübt werden, ist eigentlich nachvollziehbar. Und Stalking ist in vielen Ländern, auch in Deutschland, ein Straftatbestand. Man kann als Internet-Nutzer leider nicht vorsichtig genug sein. Jeder kann potentielles Opfer werden.

Ein Hinweis noch zum Schluss: In Anbetracht der Folgen, die Berichterstattern über Fakes erfahren können, habe ich für diesen Artikel die Kommentarfunktion geschlossen. Dies ist ein Novum für diesen Blog. Aber ich habe mich bewusst dafür entschieden, weil ich keine Diskussion haben möchte, in der man sich gegenseitig anfeindet. Leute, die mit Fakes in Erscheinung treten, sind oft genug unerträglich. Damit meine ich nicht die, die aus Selbstschutz Fakes nutzen. Ich meine ausdrücklich die, die mit gewisser krimineller Energie unterwegs sind. Und da wurde mir genügend erzählt.

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