Das erschreckend böse Google

Gestern strahlte die ARD eine Sendung über die geheime Macht von Google aus. Es wurden viele schlimme Dinge angesprochen. War das richtig? Man hat wohl monatelang für diese Dokumentation recherchiert. Und man rannte wohl mit seinen Fragen gegen Mauern. Und in den Tagen, in denen über eine Zerschlagung des bösen Google philosophiert wird, kommt nun diese Dokumentation ins Fernsehen. Ein seltsamer Zufall, oder?

In der Dokumentation wurden Schülerinnen gezeigt, die nach pinken Highheels suchen. Und das machen die ausgerechnet nur über Google. Und welche Ergebnisse wurden Ihnen angezeigt? Natürlich: Ganz oben in den Suchergebnissen und ansprechend dargestellt finden sich die Ergebnisse von Google Shopping. Wer hätte das gedacht? Wenn deutsche Medien auf andere verlinken, dann ja hauptsächlich auch erstmal auf die Medien aus dem gleichen Verlag. Worin besteht denn dann der Unterschied?

Die Dokumentation zeigt auch verschiedene deutsche Unternehmer, die sich von Google benachteiligt werden. Ein Anbieter von Online-Karten fühlt sich benachteiligt, weil Google eben den eigenen Dienst „Maps“ weiter oben anzeigt. Skandal! Wo gibt es denn so etwas, dass ein Anbieter die eigenen Dienste bevorzugt darstellt. Das macht ja wirklich kein anderer Anbieter. Google ist also böse. Schaut man sich dann bei dem deutschen Anbieter um, weiß man aber, wieso der schlechter gelistet ist als Maps selbst. Denn der liefert einfach mal andere Ergebnisse für den Nutzer und könnte somit nicht relevant genug sein.

Und so zieht sich das durch die Dreiviertelstunde. Aber eigentlich wurde klar, dass die Dokumentation den Internet-Giganten als Teufel an die Wand klatschen wollte. In den Tagen, in denen von Zerschlagung erzählt wird. Man wirft Google vor, unkontrolliert Daten zu sammeln und auszuwerten. Und man stellt die Mädchen, die ihre Highheels bei Google suchen, als völlig unwissend hin. Ja, wie weltfremd muss man denn sein? Google gibt an, dass Daten gesammelt werden, um das Nutzungsverhalten besser verstehen zu können, damit die Ergebnisse noch relevanter werden. Wer das nicht möchte, der soll sich halt in Gottes Namen irgendwas anderes suchen.

Was völlig unterging, war der lächerliche Tanz der deutschen Verlage um Suchergebnisse mit Verlagsinhalten. Man hat nicht etwa die Karte ausgespielt, dass man Google die grenzenlose Macht zubilligt, Suchergebnisse mit Verlagsinhalten zu frisieren, um das deutsche Leistungsschutzrecht zu umgehen. Stattdessen erzählt man dem Zuschauer, dass Google weiß, was der Nutzer denkt. So ungefähr kommt die Dokumentation an.

Google sind „DIE DA“. Google ist böse. Mit Android fertigt man Bewegungsprofile an, liest die Nachrichten auf dem Smartphone, stöbert im Adressbuch herum und so weiter und so fort. Die Bewegungssache kann ich ja ausschalten. Dass Nachrichten mitgelesen werden, halte ich für nicht haltbar. Das Adressbuch wird ja in die Google-Cloud synchronisiert und mit anderen Google-Diensten verglichen, ob diese von anderen Kontakten auch genutzt werden. Das ist alles bekannt. Es ist nichts neues. Man muss das Alles nicht nutzen. Wer zwingt denn den Nutzer dazu, Android, die Google Suche, Google Maps etc. zu nutzen?

Die Darstellung von Google in der Dokumentation ist verzerrt. Das zeigt sich deutlich an der Darstellung der pinken Latschen und der deutschen Unternehmer, die sich über Google beklagen. Aber wenn man Schiss vor Google hat und dessen Größe und Einfluss Bauschmerzen verursacht, warum hat man das denn alles zugelassen? Man hat es eben nicht geschafft, adäquate Konkurrenz-Produkte zu entwickeln. Stattdessen stellt sich nun eine von deutschen Medien getriebene Dokumentation hin und verteufelt den Riesen. Unterm Strich bleibt aber: Die Welt hat es schlichtweg verpennt, eine wirkliche Konkurrenzsituation zu schaffen. Oder kennen Sie eine europäische Alternative zur Google-Suche, zu Android, zu Google Maps und wie sie alle heißen?

Die verzerrte Darstellung von Google förderte ja nicht mal etwas neues zu Tage. Dass dann Star-Wars-like als dunkle Macht hinzustellen, ist einfach nur arm. Wenn man offenen Auges und wachen Verstandes das Internet nutzt, der ist nicht überrascht, welche angeblichen Enthüllungen dort gezeigt wurden. Aber letztendlich ging die Dokumentation völlig am Thema vorbei. Das sieht die Berliner Zeitung übrigens ähnlich.

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