Der Spin – Wenn man nicht weiter weiß, ist Google schuld

Der Spin: Das ist etwas, was bei irgendwas eine Eigendynamik entwickelt. Wenn sich quasi irgendwie mitten drin die Dinge anders entwickeln, als es von vornherein absehbar war. Wenn also eine an sich gut laufende Partnerschaft plötzlich ihr Ende findet, ohne dass irgendwas schlechtes getan wurde.

Im Sport nennt man so etwas Effet. Beim Billard. Wenn eine Kugel eine andere auf bestimmte Art und Weise trifft, also der weiße Spielball eine farbige Kugel. Die farbige wird dann in eine bestimmte Richtung geschoben. Das ist ein Spin, ein Effet.

Tja, und in der Politik gibt es auch den Spin. Wenn jetzt in der NSA-Affäre nicht etwa die Geheimdienste Schuld sind an der Datensammelei, sondern ganz plötzlich von der Politik die Schuld auf Google, Facebook und Co. abgewälzt wird. Dann ist das auch ein Spin.

Man dachte ja, dass irgendwas passieren muss. Auf politischer Seite. Der Datenhunger der Geheimdienste muss aufhören. Es klang auch einige Zeit so, als hätte die deutsche Politik ein echtes Interesse daran, den Geheimdiensten Einhalt zu gebieten. Ja, auch als das Handy von Bundeskanzlerin Angela Merkel als Abhörziel bekannt wurde, sah alles danach aus, als würde man tatsächlich etwas dafür tun, dass Regierungen und Geheimdienste nicht die Internetnutzer ausschnüffeln.

Wie Sie an meinen Texten in letzter Zeit aber sehen, ist dieses Ziel eigentlich egal. Denn eigentlich müsste man die Geheimdienste mit Daten zuschütten. Denn die sind ja eh nicht schuld. Sie werden lachen, die deutsche Politik hat ihre Schuldigen gefunden: Google, Facebook, Twitter, Microsoft. Amerikanische Internetkonzerne, das sind in den Worten der deutschen Politik die wahren bösen Mächte. Und denen muss man Einhalt gebieten.

Aus diesem Grund gibt es ja auch neuerdings ein Urteil, wonach Suchmaschinen „vergessen“ müssen. Mir ist völlig klar, es zielt hauptsächlich auf Google ab, aber auch Microsoft, Yahoo und Co. sind gefragt. Google hatte dazu gleich mal ein Löschformular online gestellt. Ob das Ganze sinnvoll ist oder nicht, das lasse ich mal unkommentiert.

Michael Seemann hat in einem lesenswerten Artikel geschrieben, wie sich der Spin derzeit entwickelt. Geheimdienste, Suchmaschinen, Leistungsschutzrecht, Listungspflicht für Suchmaschinen, Zerschlagung des bösen, bösen Google. Und alles hört sich so an, als ob man mit so viel Tamtam vom eigentlichen Thema, nämlich der Geheimdienstaffäre, ablenken möchte.

Und dann kommt unser Bundesdatenautobahnminister Dobrindt und palavert unentwegt von einem Netz in deutschen Grenzen. In diesen Singsang stimmen Bundeswirtschaftsgabriel und die deutschen Medien ein. Und dann heißt es ganz schnell „Internetregulierung, Schlandnet, Lex Google“. Und während auf den Stammtischen dazu vor lauter Faust-auf-den-Tisch-hauen die Gläser umkippen und alle das gut finden, will der Bundesnachrichtendienst auf einmal Twitter intensiv überwachen.

Das sind so Dinge, über die muss man einfach mal etwas länger nachdenken. Füllen Sie ruhig Ihren Löschantrag bei Google aus. Aber bedenken Sie einfach mal eine Sekunde lang, dass die haltlose Spionage ungebremst weitergehen wird, ja sogar ausgedehnt werden wird. Ob man dann immer noch Google alles in die Schuhe schieben kann, müssen Sie dann wahrscheinlich sich selbst beantworten.

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