Influencer Marketing: Muss es denn immer die große Nummer sein?

Da gibt es Youtuber, die als „Influencer“ bezeichnet werden. Nicht wegen des Inhalts, sondern weil sie Millionen und Abermillionen Follower haben. Und bei denen ist nahezu völlig egal, welchen Inhalt die haben. Naja, nicht mehr ganz, nachdem der eine oder andere wegen seines Schwachsinns hoch dotierte Verträge verloren hat. Aber im Prinzip ist das schon so. Die Werbeindustrie buttert da Geld ohne Ende rein und scheint sich zu sagen, dass es schon ein Erfolg ist, wenn der eine oder andere Nutzer dann Kunde wird. Den Schinken nach der Salami zu werfen, kann ich auch. Ehrlich, Leute.

Haben Sie schon mal von Juliens Blog gehört? Das war der Knabe, der auf Youtube Meinung war, man müsse Lokführer in die KZs bringen und dort vergasen. Gebrabbel im Netz zufolge hat er dadurch nicht nur irgendwelche Anzeigen bekommen, sondern er verlor auch jede Menge Publikum und Werbepartner und Einnahmen. Ich glaube, den Kanal gibt es immernoch, nur halt ein wenig anders – oder so. Sei’s drum, man muss es ja nicht weiter verfolgen. Und vielleicht lernt der eine oder andere Youtuber daraus. Wobei: So richtig sicher bin ich mir da nicht.

Auch sonst denke ich mir bei manchen Leuten, die sich da auf Youtube produzieren: Was reden die da eigentlich für einen Schwachsinn? Das ist auch der Grund, weshalb ich – außer hier und da mal nach einem Musikvideo zu schauen – nichts auf Youtube mache. Und mich beschäftigt da immer wieder die Frage, wie es dann genau diese Youtuber schaffen, von ihrem Gesabbel auch noch leben zu können. Die Frage ist aber einfach zu beantworten: Werbefirmen sind der Meinung, dass viel dann eben auch viel hilft. Bei tausenden Followern muss der Kanal gut sein.

Und so werden Leute unterstützt, die eigentlich nur Blödsinn erzählen. Und egal, ob themenbezogen oder nicht, der Werberubel rollt. Und dann nennen sich diese Leute auch noch Influencer. Als seien sie Leute, die Strömungen beeinflussen könnten. Aber ist es denn nicht viel wichtiger, dass irgendwas fundiertes dahinter steckt und damit eine Strömung beeinflusst wird? Wenn ein Programmierer über IT-Themen erzählt, wenn eine Schneiderin über Mode erzählt, ein Koch einen Foodblog betreibt?

Ja, die haben dann vielleicht keine Millionen Follower. Aber die Inhalte sind fundiert. Die Leute kennen sich richtig gut aus. Ich würde nicht behaupten, dass ich dazu zähle, obwohl das in den Augen mancher vielleicht sogar der Fall ist. Aber die Leute, die wirklich etwas fundiertes von sich geben, wissen ja wohl am ehesten, wovon sie da reden oder schreiben. Die können am ehesten den Followern erzählen, was gut oder schlecht ist. Warum werden die dann nicht mehr unterstützt?

Der Grund kann doch eigentlich nur darin begraben sein, dass sie dann vielleicht nicht die Werbebotschaft bringen, weil das zu bewerbende Produkt oder die Dienstleistung vielleicht Mist ist. Deshalb macht das Influencer Marketing – so heißt das – sicher einen großen Bogen um Themen-bezogene Blogger. Dabei sind es gerade die, die sich in ihrem Thema am meisten engagieren. Ich glaube, das ist mit „Engagement Rate“ gemeint. Wäre es dann nicht vielleicht sogar zielführender für die Werbeindustrie, mehr auf so genannte Micro-Influencer zu setzen?

Aber unterm Strich ist das doch alles Quatsch mit Soße. Ich kann doch nicht einfach hergehen und einen auf Geldeinnehmer machen, wenn es diese Menge Geld im Internet gar nicht gibt. Es muss erstmal Geld erwirtschaftet werden, bevor es über Werbung wieder ausgegeben wird. Oder habe ich irgendwas nicht begriffen? Und wenn ich sehe, dass große Technik-Blogs hier in Leipzig in den Einkaufszentren animierte Werbung geschaltet haben, dann frage ich mich: Mit welchem Produkt wurden derartige Werte geschaffen, um diese Werbung zu bezahlen?

Wahrscheinlich schimpfen die sich auch Influencer oder so. Nein, der Weg muss ein anderer sein. Ich bin ja gern mal der Meinung, dass man sich vielleicht an den großen Nummern satt gesehen oder gelesen hat. Vielleicht ist es eh besser, mehreren kleineren Nummern zu folgen statt einer großen. Und vielleicht halte ich deshalb das neue Totschlagsargument vom Micro-Influencer für gar nicht so dämlich, wie es vielleicht klingt. Aber das ist halt nur meine Meinung, und die muss ja nicht richtig sein.

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