Planierraupen für die Datenautobahn

Mir kam sofort der Titel für diesen Artikel in den Sinn, als in den Nachrichten die Rede davon war, dass Bundesdatenautobahnminister Alexander Dobrindt das Surfen in Deutschland schneller machen will. Er will sozusagen die Geschwindigkeitsbegrenzungen auf deutschen Datenautobahnen aufheben. Dafür müssen diese aber erstmal auf Vordermann gebracht werden, deshalb die Planierraupen.

Minister Alexander Dobrindt will heute seine „Initiative Netzallianz“ gründen. Das ist der Fuhrpark mit den Planierraupen, oder? Naja, das ist eine Ansammlung von Vertretern von IT-Verbänden und von Netzbetreibern. Die wollen sich heute in Berlin treffen. Das Ziel: „Mindestens 50 MBit/s Internetgeschwindigkeit bis 2018“.

Dazu sitzen auf der einen Seite des Tisches Unternehmen, die Geld ausgeben wollen und sollen, und auf der anderen Seite sitzt Autobahn-Alex und will sich als Stellwärter befleißigen und die politischen Weichen zum Netzausbau stellen. Das ist dann also die so genannte „Netzallianz“.

Man erhofft sich in den politischen Reihen der Regierung eine Plattform für Investitionen und Innovationen. Man erhofft sich also, dass möglichst viele Unternehmen sich etwas zur Realisierung der Ausbaupläne einfallen lassen und diese Pläne dann auch gleich bezahlen. Oder sehe ich das irgendwie falsch? Und Dobrindt stellt eifrig Weichen. Vielleicht pustet er auch an Internet-Bahnhöfen in Trillerpfeifen. Oder so.

Man darf sich nicht wundern, wenn gegen diese ominöse Netzallianz gestichelt wird. Einerseits wurde jahrelang die Entwicklung einer zukunftsträchtigen Infrastruktur einfach mal verschlafen. Dann ist der wirtschaftliche Konsortionalführer die Deutsche Telekom, die erst letztes Jahr durch das Mem „Drosselkom“ traurige Berühmtheit erlangte. Und nicht zuletzt tut man von politischer Seite ja so, als sei die Notwendigkeit eines schnellen Internets ganz plötzlich und unerwartet vom Himmel gefallen.

Und das trotz der vielen Warnungen von Experten, die man seit Jahren hört: Deutschland ist ein internettechnisches Entwicklungsland. Da wundert es auch nicht, wenn die Bundeskanzlerin beim Internet über „Neuland“ philosophiert und Dobrindt ein „Internet“ im Schengen-Raum haben will. Und es überrascht auch nicht sonderlich, dass eine mehr als unausgegorene Lösung wie DE-Mail immer wieder als Heilsbringer für die Kommunikation im Schengen-Raum in Umlauf geworfen wird.

Die Bundesdatenautobahnen müssen unbedingt saniert werden. Und es müssen klare Regelungen getroffen werden, Verkehrskontrollen müssen durchgeführt werden, die Zuständigkeiten müssen geregelt werden. Das wird aber unser lieber Autobahnmeister Dobrindt alles machen. Schauen wir mal, was das mit der Netzallianz so wird.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert