Was ist das jetzt wieder mit dem #ReclaimTheWeb?

Ich tue mich schwer mit Begriffen, die so wirken, als würden sie mit lautem Getöse irgendwas bezwecken wollen. Was ist das mit dem #ReclaimTheWeb? Das ist doch nun nicht wirklich etwas neues, wie mir scheint. Oder ist das doch mal etwas richtiges? Unterm Strich geht es um nichts anderes als das „Zurückerobern des Internets“. Können wir das? Wollen wir das? Ich denke da vielleicht, dass das unter „grober Unfug“ abzuheften ist. Vielleicht aber auch nicht. Schauen wir mal.

Man darf sich nicht zu sehr von Konzernen abhängig machen.

Das schrieb ich mal vor vier Jahren hier in meinen Blog. Zu der Zeit hatten die Lobos und Haeuslers dieser Welt die Meinung vertreten, wir müssten uns die Blogs zurück erobern. Dieser Satz in meinem Artikel sagt aus, was ich bis heute denke und wovon ich zutiefst überzeugt bin: Es ist besser, im eigenen Blogs oder überhaupt auf der eigenen Webseite zu schreiben, statt sich bei Facebook, Google+ oder so zu verewigen. Ich bin auch der festen Überzeugung, dass das am besten mit eigener Domain geht, nicht mit

  • beispielblog.tumblr.com
  • beispielblog.wordpress.com
  • beispielblog.blogspot.com

Die mögen alle ihre Daseinsberechtigung haben. Aber ich denke, sie sind dann anders einzuordnen als Blogs, die selbst gehostet sind. Damit meine ich nicht, dass mein Blog besser ist als ein Blog bei Tumblr und Co. Es geht mir aber darum, dass man bei einem selbst gehosteten Blog Herr im Hause ist. Das ist man nicht in den sozialen Netzwerken dieser Welt. Und das ist man nicht bei solchen Blogs, die einem nicht selbst gehören.

Blogs präsentieren das eigene Ich.

Auch wieder so ein vielsagender Satz. Ja, Bloggen hat etwas mit Persönlichkeit zu tun. Wie jemand seinen Blog gestaltet, sich ausdrückt, verlinkt und so weiter und so fort, das hat alles etwas mit Persönlichkeit zu tun. Und was man schreibt, hat oft etwas damit zu tun, dass man einen Blick in Seele gewährt. Darum finde ich solche Blogs nicht gut, die automatisiert irgendwelche Nachrichten von irgendwo her in ihren Blog kullern lassen. Und das mit der Persönlichkeit kann man eben bei Facebook oder so nicht so direkt machen.

Das Internet ist die großartige Idee dezentraler Vernetzung.

Nein, kein Satz von mir, sondern der steht hier. Eigentlich war das Internet nie dazu gedacht, dass einige wenige bestimmen, was angezeigt wird, wo es angezeigt wird und wer es sehen darf. Es war nie gedacht, dass Konzerne wie Google oder Facebook eine derartige Macht haben. Das Internet war immer eine Vernetzung von unzähligen kleinen Punkten. Und ich bin der Auffassung, dass diese Konzentration auf die paar Konzerne aufgebrochen werden muss. Wollen Sie sich wirklich bestimmen lassen, was Sie zu sehen bekommen?

Wie ist das denn? Wie viele Einträge wurden bei Facebook schon gesperrt, weil denen irgendwas nicht gepasst hat? Und wie oft war es so, dass jemand bei Facebook in den Kommentaren zu einem Eintrag herunter geputzt wurde? So etwas nennt man Shitstorm. Es soll sich um ein hauptsächlich in den sozialen Netzwerken bekanntes Phänomen handeln. Das würde alles im eigenen Blog nicht passieren. Da wird das veröffentlicht, was einem selbst passt. Und es werden die Kommentare freigegeben, die zur Diskussion passen.

Im eigenen Blog ist man Herr im Haus. Ich habe schon irgendwann mal gefragt, was denn passieren würde, wenn die sozialen Netzwerke oder Tumblr, Blogspot oder sonstwer eingestellt werden würden. Was wäre dann mit Milliarden von Einträgen? Die wären dann allesamt weg. Und mancher Eintrag ist sensationell gut, um den wäre es schade. Wären all diese Einträge im eigenen Blog, würde man selbst bestimmen, ob und wann ein Eintrag weg kommt. Das wird nicht von einem sonstwo hockenden Betreiber bestimmt.

Aber das sind alles keine neuen Erkenntnisse, auch wenn sich ein Portal, das als Untertitel irgendwas mit digitalen Pionieren hat, das gern so hätte. Ich habe es oft genug angesprochen, dass es schade um jede Geschichte ist, die nicht erzählt wird. Und wenn man sie im Internet erzählen will, dann ist es besser, wenn man sie im eigenen Blog erzählt. Sonst geht sie vielleicht dem Betreiber eines sozialen Netzwerks gegen den Strich, und sie wird gelöscht. Das widerspricht aber dem Wesen des Internets, und deshalb müssen wir uns das Internet zurückholen. Oder sehen Sie das anders?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert