Wenn ein Stalker versucht, das Leben zu zerstören

Mutter, Vater und zwei Kinder: Familienidylle pur. Und das sollte zerstört werden. Terror aus dem Nichts. Es ist unfassbar, was so passiert. Ich habe eine Sache gelesen, die mich erschauern ließ. Der Diplom-Kulturwissenschaftler Caspar Mierau und seine Frau, die Kleinkindpädagogin Susanne Mierau, sind samt ihrer zwei Kinder Opfer eines Stalkers geworden. Ich kann gar nicht sagen, wie viel Verachtung das in mir hervorruft. Ich weiß auch nicht, ob ich das in Worte fassen kann. Aber ich schreibe das einfach mal auf, was mich da so beschäftigt.

Acht Monate lang hat die Familie den schlimmsten Terror erlebt, den sich eine Familie vorstellen kann. Es ging um Anrufe mit unterdrückten und gefälschten Telefonnummern, eine Hand voll Pizza-Bestellungen auf den Namen der Familie, Hass-Kommentare in den Blogs der beiden, Mord- und Gewaltandrohungen, Hackangriffe, anonymisierte E-Mail-Drohungen, Brute Force Attacken auf die Blogs der Mieraus und so weiter und so fort. Der Stalker hat mit Beleidigungen, obszönen Kommentar-Einträgen und all dem das Leben der Familie komplett unmöglich gemacht.

Lesen Sie einfach mal die Blogartikel bei Caspar und Susanne Mierau, sowie den ausführlichen Bericht in der Zeitung. Die Familie wurde die Kontrolle über ihr Leben gestohlen. Und das, weil sich der Stalker von Caspar Mierau ungerecht behandelt fühlte. Khuê Pham, die den Bericht verfasst hat, skizziert in diesem auch die Unfähigkeit und Schwerfälligkeit des Rechtsstaates. In ihm ist auch geschildert, wie es überhaupt dazu kam. Lesen Sie es einfach mal, es ist wirklich unfassbar, wozu Menschen fähig sind.

Ich habe mit Caspar Mierau am Rande mal zu tun gehabt, als ich mir Dinge zu meiner Autorenschaft bei der Verwertungsgesellschaft Wort habe einfallen lassen. Er ist engagiert, was ihn zum Internet-Aktivisten macht. Aber davon abgesehen, ist er doch immernoch auch ein Privatmann, ein Ehegatte, ein Familienvater und auch Mensch. Stalking gehört auf das Strengste bestraft. Die gesundheitlichen und sozialen Folgen sind manchmal nicht abzuschätzen. Stalking-Opfer fühlen sich nicht selten selbst als Täter, weil es ja etwas geben muss, das den Stalker überhaupt zu der Tat gebracht hat.

Ich hoffe für die Familie Mierau, dass sie nun wieder Ruhe und Frieden findet. Schließlich erwarten sie auch ihr drittes Kind. Aber sie als Opfer werden wohl noch lange an dem Albtraum zu knabbern haben. Rückhalt bietet hoffentlich das mit den Mieraus gut vernetzte Internet und vor allem private Freunde. Der Weg zurück zur Normalität ist sicherlich noch nicht abgeschlossen. Und wenn ich so lese, was da alles passiert ist, ahne ich, dass Caspar Mierau nun das Internet und die Vorratsdatenspeicherung mit anderen Augen als bisher sieht.

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