Wenn WordPress*in Blog*innen keine Sprache mehr sind

Liebe Leser*innen, konnten Sie die Überschrift stolperfrei lesen? Nein? Ich habe mit so einem Unfug auch nichts am Hut, aber die liebe Gender-Polizei. Man muss nämlich alles zu Tode gendern. Aus Kollegen werden Kolleg*innen, aus Lesern werden Leser*innen, aus Administratoren werden Administrator*innen. Ich habe nichts gegen die Gleichberechtigung der Geschlechter, wobei mir bewusst ist, dass es da mehr als Männlein und Weiblein gibt. Aber so ein Unfug geht mir dann doch zu weit.

Nein, das ist kein Artikel, in dem ich den Sexismus hochhalte. Nicht, dass hier dann doch die Gender-Polizei daher kommt. Nein, mir geht es um etwas ganz praktisches. Nämlich, wie Sie anhand der Überschrift – hoffentlich – lesen konnten, um WordPress. Dafür soll es jetzt ein Plugin geben, was auf der Gendering-Welle herumreitet und partout eine Beidnennung von Männlein und Weiblein durchdrücken will. Was komisch klingt, ist es auch. Da wird eine Ideologie verfolgt, die irgendwie gar nicht alltagstauglich ist.

Sprechen Sie mal „Kolleg*innen“. Wie würden Sie das aussprechen? Es gibt eine Menge Menschen, mit denen man arbeitet. Das sind die Kollegen. Es ist doch völlig egal, ob das nun eine Kollegin oder ein Kollege ist. Der Plural – Entschuldigung, der/die Plural*in – ist Kolleginnen und Kollegen. Aber die Menge Mensch, die zusammenarbeitet, ist immer der Begriff „Kollegen“. Diesen Quatsch mit den Sternen kann ich nicht nachvollziehen und benutze ihn auch nicht.

Aber bei WordPress kann man jetzt so einen Unsinn einführen. Es gibt ein Plugin namens Stringintelligenz, das für die einzelnen Rollen in WordPress in einer deutschen Installation eine „*innen“-Version macht. So gibt es dann bei WordPress Redakteur*innen, Administrator*innen, Mitarbeiter*innen, aber eben immernoch den Autor. Dieser Unsinn wird nicht einmal konsequent durchgezogen. Denn wenn das die Autoren schon hätten machen wollen, dann hätten sie auch „Autor*in“ hin gepappt.

Ich kenne niemanden aus meinem Kollegen- und Bekanntenkreis, der oder die irgendwas durch gendern würde. Und wir halten alle die Gleichberechtigung hoch. Kolleginnen (ohne Stern) sind eben in meiner Firma auch „nur“ Administratoren und nicht Administrator*innen. Warum sollte das bitte bei WordPress anders sein? Bloggerinnen wissen schon ganz genau, dass die Rolle „Administrator“ kein Sexismus ist, sondern eine feststehende Bezeichnung, die seit langer Zeit in der IT so verwendet wird und nicht auf WordPress beschränkt ist.

Ich will mich weitgehend aus Diskussionen zu Ideologien heraushalten. Meistens führen sie zu nichts. Aber hierzu musste ich einfach ein paar Worte schreiben. Ich halte so ein Plugin für unnötig. Und die Plugin-Entwickler haben erst noch die WordPress-Welt erschrocken, weil die angaben, dass die Funktion des Durchgendern sämtlicher Begriffe in WordPress 4.7 enthalten sein wird. Wenigstens wird das nicht passieren. Bloggerinnen dürfen sich also auch weiterhin an den Rollen Administrator, Redakteur und so weiter erfreuen.

Muss so etwas sein? Ich meine, Frauen haben in unserer Gesellschaft lange für ihre Gleichberechtigung kämpfen müssen. In einigen Bereichen ist sie immernoch nicht erreicht. Aber die erreicht man eben auch nicht durch „*innen“. Sondern das Ganze kommt mir so vor wie der Rollstuhlfahrer, der ständig bemitleidet wird. Das will der aber in den meisten Fällen gar nicht. Der Rollstuhlfahrer meistert sein Leben oftmals auch ohne Mitleid. Und das Mitleid in der Genderisierung der Gesellschaft ist eben das „*innen“ in allen möglichen Bezeichnungen.

Dieses Anhängsel wird auch nicht selten sogar kritisch gesehen. Und zwar nicht unbedingt nur von Leuten, die ein „Frauen zurück an den Herd“ propagieren. Warum können wir nicht einfach akzeptieren, dass alle Geschlechter dieser Welt gleich sind? Dann bräuchten wir auch nicht den Rollstuhl namens „*innen“ oder sonstwas. Wer mich kennt, weiß ganz genau, dass ich alles andere als sexistisch eingestellt bin. Ich ahne aber, dass mir dieser Artikel auch Wut entgegen bringen kann. Tja, dann ist das so, aber dann haben die wütenden Leute den Inhalt nicht verstanden.

Die Ehre eines jeden Geschlechts sollte unantastbar sein. Es gibt auch entsprechende Stellen in allen möglichen Verfassungen dieser Erde. Wenn wir alle so eine Einstellung haben würden, bräuchten wir keine „*innen“-Debatte. Dann wäre es selbstverständlich, dass Frauen und Männer und Co. im Prinzip das Gleiche machen können. Dann braucht niemand mehr einen solchen Rollstuhl. Und erst recht in einem Blog mit WordPress kein solches Plugin. Oder sehe ich das falsch?

One Reply to “Wenn WordPress*in Blog*innen keine Sprache mehr sind”

  1. Es gibt tatsächlich Frauen, die sich dadurch nicht gemeint fühlen und sich daher diskriminiert fühlen. Als Community, die sich der Gleichberechtigung verschrieben hat und dem Nicht-Diskriminieren, sollten wir das Thema also diskutieren. Es gibt viele Sachargumente gegen den Gender-Star, aber er war von dem Plugin-Team selbst als Notlösung benannt worden. Die Schwierigkeit der Übersetzung liegt hier vor allem bei den Rollenbezeichnungen, aber da entspannt sich gerade im Plugin-Forum eine spannende Diskussion:
    https://wordpress.org/support/topic/rollenbezeichnungen/

    Das Plugin wollte auch nichts durchdrücken und es hat nie behauptet in 4.7 zu kommen (das wurde meist schlecht/verkürzt weitergegeben). Das Plugin ist „nur“ eine einfache Möglichkeit diese große Änderung der Sprachdatei vorher zu Testen. Damit z.B. Screenreader ausprobiert werden können etc. – und am Ende (nach dem Testen und dem Finden einer Lösung mit der alle leben können!) wird es einen Vorschlag an die GTE (General Translation Editor) geben, die das Ganze freischalten können. Und dieser Vorschlag sollte für die 4.7 kommen, wurde aber inzwischen erst einmal zurückgezogen.

    Ehrlich gesagt finde ich in dem Artikel wenig Sachargumente, die mir (als GTE) bei der Entscheidung am Ende helfen würden. Die Existenz von Frauen, die sich diskriminiert fühlen widerlegt deinen ersten Punkt und die Frage am Ende ist tatsächlich die Gretchenfrage hier: Ist das Ändern der Sprache bei der Gleichberechtigung hilfreich (Sprache form Bewusstsein, etc.) oder hebt sie die Trennung nur unnötig hervor (Anhängsel, etc.)? Da es für beide Seiten gute Argumente gibt, liegt die Lösung wohl woanders, so entwickeln sich die Lösungsvorschläge gerade in ganz andere Richtungen (die ihre eigenen Probleme haben).

    Der Ausgang ist ungewiss, die Diskussion offen und die Teilnahme daran sehr erwünscht. In einem globaleren Rahmen wird die Thematik auch mit anderen Sprachen besprochen, die ein ähnliches Problem in ihrer Sprache haben, so dass wir das auch global(er) diskutieren können.
    http://glueckpress.com/7960/wordpress-translation-day/

    Disclaimer: Ich bin nicht Teil des Stringintelligenz-Teams, sondern einer der GTE, die am Ende darüber entscheiden (müssen) und versuche hier nur Dinge klarzustellen, um die Diskussion sachlicher zu machen und zu den richtigen Orten zu verweisen.

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