Werbung in Blogs: Das ist doch längst vorbei

Ich habe nun eine Diskussion mitbekommen, in der sich ein Blogger dafür rechtfertigen musste, dass er in einem Artikel auf das Partnerprogramm hinwies. Der Böse! Macht der einfach Schleichwerbung! Es ging konkret um Amazon-Werbung, die er unter einem Artikel hat. Im Artikel ging es um technische Probleme, und er verwies auf Amazon, da Hersteller technische Probleme nicht beheben würden, und man sich lieber etwas neues kaufen soll. Der Aufschrei war groß. Das bringt mich zu der Problematik der Werbung in Blogs.

Das Hauptproblem ist der Mehrwert

Ich mache das jetzt lang genug, um hier eine dicke Lippe zu riskieren. Ich sag mal ganz konkret: Wer bloggt, labert viel. Irgendwie ist es bei vielen Blogs so, dass der Mehrwert fehlt. Oder dass nicht so viel Mehrwert gegeben ist, dass mehr Werbung akzeptiert wird. Ja, Blogs gehören zur Medienlandschaft, und das soll auch so bleiben. Aber dann bitte eher als Kommentare. Oder als Sammelsurium für Anleitungen. Der Mehrwert kann ja aufgrund der Subjektivität von vielen Blogs einfach nur begrenzt sein.

Wenn ich mich nun an den obigen Blogger erinnere, dann ist es so: In seinem Themenbereich gibt es kolossal viele Blogs, die alle irgendwie ähnlich sind. Das ist die Natur der Sache. Irgendwer hat mal vom Stapel gelassen, dass man mit einem Blog in diesem Bereich spielend einfach Geld verdienen kann. Und so schossen unfassbar viele Blogs in die Höhe, die alle mehr oder weniger das Gleiche erzählen. Alles hübsch mir Werbung garniert. Das wird vielleicht bis zu einem gewissen Maß akzeptiert, aber irgendwann ist das dann mal vorbei.

Warum soll ich als Leser Werbung akzeptieren?

Das Zentrale an der Problematik ist: Wieso sollen es Leser akzeptieren, dass ihnen Werbung entgegen geschleudert wird? Es gibt Blogs, die tatsächlich reine Werbewüsten sind. Gibt es auch nur einen einzigen Grund, warum man diese Blogs ohne Werbeblocker aufrufen soll? Ach ja, den Bloggern fehlen ja Werbeeinnahmen. Und sonst so? Wenn es pro Nische etliche Blogger gibt, die einem das Gleiche erzählen? Wir sind wieder oben beim Mehrwert. Es geht immer darum, dass der Leser etwas wie Werbung besser akzeptiert, wenn er auch etwas davon hat.

Ich habe lang genug mit Leuten diskutiert und ihnen erzählt, dass es unfair ist, wenn sie meine Seite mit Werbeblocker aufsuchen. Aber die Krux an der Sache ist schlicht und ergreifend: Würde man solche Besucher aussperren, was sich auch diverse Blitzmerker so vorstellen, dann finden sie auf etlichen anderen Seiten genau die gleichen Informationen, ohne dass sie ausgesperrt werden. Das ist einfach so. Es fehlt die Akzeptanz. Wenn es denn wenigstens – ich schrieb es in diesem Artikel bereits mehrfach – einen Mehrwert gäbe. Sie merken schon, man dreht sich im Kreis.

Wie viel Werbung ist denn gut für einen Blog?

Es gibt Blogs, deren Autoren als „Influencer“ gelten. Das sind Leute, die im Internet einen gewissen Einfluss haben. Die eine starke Meinung haben und all das. Bei denen wird auch akzeptiert, wenn sie Werbung einblenden. Die machen das aber geschickter. Die klatschen nicht einfach so AdSense-Haufen oder sonstwas in ihre Blogs. Sondern die empfehlen zum Beispiel Bücher, die sie gelesen haben. Oder sie lassen sich von Sponsoren zu Veranstaltungen einladen oder sowas.

Andere haben – ohne dass ein Leser auch nur einmal scrollen muss – fünf oder zehn Werbebanner auf ihrer Seite. Ohne – ja, nochmal – Mehrwert zu bieten. Die machen einfach ungefähr das Gleiche wie die „Influencer“ in deren Blogs, nur eben mit lustlos hingeklatschten Werbebannern. Was glauben Sie, welche Blogs der gleichen Themennische besser akzeptiert sind? Die der „Influencer“ oder die der Werbebanner-Hinklatscher?

Wenn nun aber eben jene „Influencer“ auch anfangen, immer mehr Werbebanner einzubauen, dann fangen Leser plötzlich an sich zu fragen, ob diese Blogger nun zu Spammern mutieren. Da werden Produkte oder Dienstleistungen empfohlen oder ähnliches. Diese bezahlten Artikel übernehmen dann die Mehrheit der gesamten Artikel. Und das darf nicht sein. Hier und da mal etwas Geld verdienen: OK. Alles andere ist nicht akzeptabel. Und Werbebanner dürfen auch nicht das Übergewicht haben.

Aber es muss doch Geld reinkommen

Die Zeit der Goldgräber mit ihrem „Geld verdienen im Internet“ ist vorbei. Schon lang. Vor allem in Blogs. Das habe ich schon mal erzählt. Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht wäre es besser, wenn über den eigenen Blog weitere Leistungen angeboten werden. Wenn jemand schon über ein spezielles Thema bloggt, vielleicht bekommt er auch Aufträge aufgrund seiner Expertise? Als Kommentator in Magazinen, als Entwickler, als Tester für Hersteller oder sowas? Vielleicht schreibt auch der eine oder andere mal ein Buch oder e-Book?

Ich habe gelesen, dass es vielleicht gar nicht so die blöde Idee ist, den eigenen Blog anders zu sehen. Ein Blog ist kein Produkt. Ein Blog ist ein Werkzeug. Am Ende geht es doch darum, dass man eine Lösung für ein Problem oder eine Antwort auf eine Fragestellung liefern muss. Das wäre dann Mehrwert. Und dieser Mehrwert wird dann auch entlohnt. Egal wie. Man darf aber nicht den Fehler machen, dass man mehr Werbebanner einbaut, wenn die vorhandenen nicht genügend abwerfen. Das Ding ist durch.

Fazit

Blogs eignen sich nur bedingt dazu, Geld zu verdienen. Ein paar Blogger haben da einen guten Weg gefunden, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Aber der überwiegende Teil schafft das nicht. Weil der Mehrwert fehlt. Das ist sicherlich bei mir nichts anderes als bei anderen. Ich bezeichne mich aber auch nicht als „Influencer“ und will auch die Welt nicht besser machen. Wenn über meinen einen Bereich „Reklame“ etwas rumkommt, ist das OK. Aber mein Leben hängt nicht davon ab. Damit bloggt es sich viel entspannter. Und deshalb mache ich auch nicht mehr Werbung.

2 Replies to “Werbung in Blogs: Das ist doch längst vorbei”

  1. Interessanter Ansatz – ich denke auch, dass viele Blogs vielversprechend anfangen und dann zunehmend kommerzieller werden, während parallel dazu der Mehrwert für den Leser schrumpft. Vielleicht liegt es auch daran, dass die Themen ausgehen, wer weiß. Oder das schnelle Geld ruft zu laut. Ich versuche, weiterhin die Qualität aufrecht zu erhalten und ab und an Werbung einzustreuen, das klappt für mich ganz gut, aber es ist auch wirklich sehr viel Arbeit.

    1. Da hast du Recht. Ohne Arbeit wird das eh nichts. Und wenn das schnelle Geld ruft, kann man sich auch denken: Ich rufe später zurück. Man muss nicht immer allen möglichen Verlockungen stattgeben. Das mindert eindeutig die Qualität. Aber da kann man auf einige Blogger wie auf kranke Gäule einreden.

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