25 Jahre BLUE SKY MINING von Midnight Oil

Midnight Oil musste man mögen. War das nicht der Fall, hat man sie gehasst. So war das auch mit dem überragenden Album aus dem Jahr 1990. „Blue Sky Mining“ kam um die Ecke, als durch Europa das Beben der politischen Wende ging und auch jeder nicht-Radiohörer einmal „Beds are burning“ aus dem Vorgänger „Diesel and Dust“ gehört hat. So kam ein anklagendes Album um die Ecke, das sich mit der Weltpolitik, mit Umweltschutz und der Industrie beschäftigte. Ich mag dieses Album sehr. Und warum, erkläre ich Ihnen einmal.

Blue Sky Mine“ ist das erste Lied und das Titelstück des Albums. Man feiert, weil heute Abend Essen auf dem Tisch stehen wird und man Geld in der Tasche hat. Dabei ist es egal, dass sie drüben in Heaven’s Gate die Lichter nun ausgemacht haben. In der Zeche Blue Sky geht der Betrieb weiter. Man haut das Geld auf den Kopf. Und was ist, wenn die Blue Sky Mining Company abhaut, wer wird sie alle retten? Wird sie die Zucker-Raffinerie retten? Man tut alles für die Firma, aber man weiß nie, wie lang es geht.

Stars of Warburton“ ist ein Lied, das genauso gut von den Beatles hätte kommen konnte. Kennedy warf seinen Schatten von White Cross aus rüber nach Michigan. Geldautomaten flogen durch die Luft. Und der Sprecher hält seine Rede, irgendwer hört schon zu. Und man hätte es nicht glauben wollen, dass Warburton auf einen wartet. Alles ändert sich, und Elvis Presley kommt um die Ecke. Schade, dass die Aufnahme so minderwertig ist, denn das Lied ist großartig.

Mit „Bedlam Bridge“ hören wir so etwas, was Midnight Oil immer ausgemacht haben. In einer Stadt haben sich alle verkrochen. Es gibt Verbrechen und Schießereien. Auf den Straßen sind die Händler, es gibt Gangs, die erst schießen und dann fragen. Das Land hat Führer, die ängstlich sind, Kapitäne ohne Courage. Oben auf der Brücke aus dem Irrenhaus wartet jemand und man schießt sich zum Himmel. Für mich ist das eins der besten Lieder des Albums. Hören Sie sich das Lied mal an mit der ganzen Kraft, die sich aufbaut.

Sehr bekannt war dann auch „Forgotten Years“ über die Sünden der Eltern, die auf die Kinder übertragen werden. Manche Wunde klafft tief und brennt wie Wundstarrkrampf. Manche Sünden gehen nie vorbei. Und egal, wie dunkel, düster und aussichtslos diese Jahre sind, sie dürfen nie vergessen sein. Es geht hier natürlich um Kriege, die entsetzlich sind und an die man immer wieder erinnern muss. Ob es der Zweite Weltkrieg war, ob es der Vietnam-Krieg war, der Völkermord an den australischen Aboriginees, daran erinnert dieses großartige Lied.

So leid es mir tut, aber „Mountains of Burma“ kann ich Ihnen leider nicht vorspielen. Diese feine Psychonummer ist in Deutschland nicht verfügbar. Er brach aus und wanderte durch die Gegend. Sein Proviant ist aufgebraucht. Und er beobachtet die Gegend mit den Pelikanen und den Lichtspiegelungen. Er läuft auf der Straße nach Tibet über die Berge von Burma und befindet sich Lichtjahre weg. Alle können ihn mal gern haben. Packt euch nur die Taschen voll mit Waffen und Munition. Die Rechnungen fallen niedriger aus wegen der industriellen Revolution. Nehmt die Erde aus, bis sie aufgibt. Wie in Trance stürmen Soldaten die Felder in den Bergen von Burma.

King of the Mountain“ ist wieder laut und schnell. Er marschiert durchs trockene Gras, beobachtet gelbe Schlangen. Er sieht den Zuckerzug anhalten, ein böser Sturm kommt. Haut lieber ab auf den Berg! Der Berg ist im Schatten des Lichts, Regen ist im Tal. Du kannst sagen, du bist Petrus oder Paul. Drück mich nicht an deine Schlafzimmerwand. Nenne mich König des Bergs! Der Mensch beutet die Erde aus, und er kann die Hände nicht von seinem Gesicht nehmen. Denn es gibt Dinge, die man durch nichts ersetzen kann. Die Erde holt sich alles zurück. Und das ist der Sinn des Lieds.

Hören Sie sich dann bitte einmal „River runs red“ an. Die Ökoballade ist so ziemlich das Beste des Albums. Der Mensch schneidet die Wälder ab und verseucht die Meere. Er nimmt sich, was er will, aus dem Boden. Aber für den Ureinwohner lässt er nur wenig. Es muss doch genug für alle da sein. Und irgendwann färbt sich der Fluss rot, und schwarzer Regen wird fallen. Wenn der weiße Mann alles erobert und nie wieder etwas zurückgibt, wird sich das rächen. Auch, dass er den Ureinwohner in Reservate sperrt. Ein bitterböses Lied darüber, wie die Einwanderer Australiens mit den Aboriginees umgegangen sind.

Bei „Shakers and Movers“ habe ich das gleiche Problem wie bei „Mountains of Burma“: Es ist kein Video verfügbar. Aber im Gegensatz zum Lied weiter oben ist das hier nicht weiter schlimm. Es ist der einzige Ausfall auf dem Album. Die Dirne kann nicht ohne den Selbstherrscher. Es handelt sich um ein musikalisches Portrait des australischen Dichters Henry Lawson, der zeitweise sehr merkwürdige Gedichte verfasste und alkoholsüchtig in den Straßen Sydneys bettelte.

Eben so hoch wie „River runs red“ schätze ich „One Country“ ein. Wer würde denn schon die Welt ändern, den ersten Anstoß geben? Wer gibt Gleichstellung aus? Wer beginnt und beendet Kämpfe? Wer schimpft dann nicht einfach oder endet als Sklave? Man soll den Sänger nicht als Stimme wahrnehmen, denn er wird weggehen. Die Menschheit kann nur weiterkommen, wenn sie zusammenhält. Jeder muss tun, was ein Mensch tun kann. Beeindruckend ist die zweite Hälfte, was alles „eins“ sein kann: Das Land, der Himmel, der Ozean, die Regeln, die Vision, das Volk, die Landmasse und so weiter und so fort. Ein sagenhaftes Lied. Es wurde zur Hymne Australiens.

In Deutschland wurde das Album mit „Antarctica“ abgeschlossen. Er ist ein Schneepflug und pflügt sich durch die Gegend. Er ist ein Siedlersjunge. Er ist eine Sturmwolke, die sich über der Gegend abregnet. Und er wischt das Lächeln des Menschen aus seinem Gesicht. Es muss nämlich noch einen Platz auf der Welt geben, wo die Berge den Ozean treffen und das Wasser rein und klar ist und wo man atmen kann. Und sei es die Antarktis. Aber die muss geschützt werden. Der Mensch darf diese nicht einfach zur Profitmaximierung hernehmen.

Die Herren Garrett, Hillman, Hirst, Moginie und Rotsey legten mit diesen rund 45 Minuten ein Meisterwerk der Anklage hin. Und sie wurden belohnt. Sie galten mit diesem Album jahrelang als der mahnende Zeigefinger. Denn Australien hat seine eigenen Probleme: Rassenhass zwischen Eingeborenen und Zuwanderern, Umweltsorgen durch das Umgraben des Outbacks durch die Bergbaukonzerne, das Abschmelzen der Antarktis und so weiter. Und durch den spröden Sound von Midnight Oil wurden diese Probleme ins rechte Licht gerückt.

Ich höre „Blue Sky Mining“ immer mal wieder gern. Ich könnte jetzt einen Partnerlink hier reinbauen und auf Einnahmen hoffen. Das würde aber diesem Album nicht gerecht werden. Ich hätte mich über mehr von dieser Art Musik gefreut. Aber davon gab es in der Masse nicht allzu viel. Aber „Blue Sky Mining“ darf gern in Erinnerung bleiben, weshalb ich darüber geschrieben habe.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert