RB Leipzig: Mission „Vom Tropf gehen“

Red Bull Gründer Mateschitz und Bayern-Präsident Hoeneß trafen sich zu irgendwelchen Gesprächen. Und heute Abend treffen die Bayern auf RB Leipzig. Es wird als „das Spiel des Jahres“ oder „Kampf der Giganten“ oder sonstwas angesehen. Am Ende ist es ein Liga-Spitzenspiel. Dieses könnte aber weitere Weichen stellen lassen. Denn was würde denn passieren, wenn RB Leipzig im kommenden Sommer tatsächlich auf einem internationalen Platz stehen würde? Die UEFA dürfte dann etwas gegen den gigantischen Einfluss von Red Bull haben. Und deshalb muss RB Leipzig vom Fuschlschen Tropf gehen. Möglichst bald.

Wir wollen in Leipzig keine Salzburger Verhältnisse. Wenn ein Verein den Namen „RB Leipzig“ trägt, dann hat das bitteschön bei jedem Spiel so zu sein. Ich halte es für einigermaßen lächerlich, dass der FC Red Bull Salzburg international anders heißt als national. Mir geht es um die Corporate Identity des Clubs. Die Vereinsverantwortlichen am Cottaweg müssen hier dafür sorgen, dass solche Unmöglichkeiten wie in Salzburg nicht passieren. Man hat vorgesorgt, das weiß ich. Aber es muss zu einer konsequenten Abnabelung kommen.

Man muss im Verein den Einfluss von Red Bull auf ein Mindestmaß zurückfahren. Die Spielbetriebs-GmbH gehört ja faktisch Red Bull, wenn 99% der Anteile dort liegen. Ich habe hier ein ganz blödes Gefühl. Hier muss der Club aktiv werden. Ja, ich weiß, das tut er. Aber nicht in dem Maße, wie man es sich wünscht. Denn auch nach dem „Einstieg“ der Partner Leipziger Gruppe, Mediamarkt und wie sie alle heißen liegen die Anteile zu 99% bei Red Bull. Was passiert, wenn man nicht aufpasst, sieht man derzeit sehr gut in Walz-Siezenheim. Den FC Red Bull Salzburg plagen nämlich Finanzsorgen.

Jetzt nicht so schlimme wie es mal bei Dynamo Dresden war oder wie man es seit Jahren bei Real Madrid oder so sieht. Aber der Club hat erstmals seit dem Einstieg von Red Bull ein Minus in der Bilanz. Na klar, wenn man mit möglichen Einnahmen aus der Champions League rechnet, die nicht stattfindet, ist das schon blöd. Aber das Engagement von Red Bull wurde auch zurückgefahren. Wegen UEFA Financial Fair Play, wie es heißt. Was aber, wenn da noch etwas anderes der Grund für das Zurückfahren sein kann?

In nächster Zeit entscheidet es sich, wohin die Reise von Red Bull geht. Dietrich Mateschitz ist schon lang nicht mehr alleiniger Herrscher seines Lebenswerks. Er verlor über die Jahre einiges an Einfluss. Und er wird nicht jünger. Wie man so liest, führt er nach und nach seinen Sohn in die Geschäfte ein. Und wer sagt denn, dass der 23-jährige Sproß noch genau das gleiche Engagement in Sachen Fußball an den Tag legt wie sein alter Herr? Deshalb muss RB Leipzig schauen, dass sie nicht unter die Räder kommen.

Es mag sein, dass es unter den Fans gar nicht so im Fokus steht, dass jeder für einen überschaubaren Betrag Mitglied werden kann. Glauben Sie mir, ich kenne einige Fans, denen ist das völlig wurscht. Die sind in Fanclubs organisiert, aber deshalb nicht weniger Fan als andere. Aber man sollte vielleicht doch diese Möglichkeit in Betracht ziehen. So wie auch der Ausbau des Stadions (einen Neubau halte ich nach aktuellen Gerüchten für abgehakt) als Einnahmequelle nicht unterschätzt werden darf.

Aber Uli Hoeneß hat es vor Jahren mal erzählt: Ein Proficlub kann nicht nur durch Mitgliedsbeiträge und Eintrittskarten überleben. Will RB Leipzig irgendwann kontinuierlich erfolgreich sein, müssen sie sich auf breite Füße stellen und anderen Partnern als Red Bull mehr Einfluss geben. Die Anteile müssen sinnvoller verteilt werden, die Einnahmesituation muss angepasst werden. Dabei muss man aber auch den Spagat vollführen, der einzigartig in Leipzig ist: Das Stadion ist nicht zu einer einzigen Werbebande verkommen. Und das muss nach wie vor so bleiben.

Es ist schwierig, das Alles unter einen Hut zu bekommen. Ich kann mir vorstellen, dass Oliver Mintzlaff, Ullrich Wolter und Johann-Nicolaus Plenge hier einiges zu sortieren haben. Vielleicht ist das ja auch der Grund für das Hin-und-Her rund um die Red Bull Arena, bei der ich es gut fände, wenn der Verein – nach der Emazipation von Red Bull – die Namensrechte übernehmen würde und es perspektivisch wieder ohne Namenssponsor auskommt.

Und dann hört vielleicht auch die Scharade zwischen Salzburg und Leipzig um die Spieler auf. Wozu hat man denn diese 35-Millionen-Euro-Akademie am Cottaweg hingezimmert, wenn dann doch die Hälfte aller Transfers zwischen beiden „Schwesterclubs“ (wie ich den Begriff hasse!) ablaufen? Wozu wird die Jugendarbeit in Leipzig so hoch gelobt, wenn die Nachwuchsspieler eh nicht mitmachen können? Man könnte perspektivisch gut und gern auf Personal aus Salzburg verzichten, zumindest müsste man auf das Verschieben der Leute verzichten.

Na klar, aus Salzburg kamen vom derzeitigen Kader Marcel Sabitzer, Stefan Ilsanker, Naby Keita, Benno Schmitz, Bernardo, Peter Gulacsi. Und in der Vergangenheit gab es rege Völkerwanderungen zwischen beiden Clubs. Sicher wäre RB Leipzig nicht so weit ohne diese Transfers. Aber zukünftig darf man durchaus darauf bauen, was man in Leipzig selbst ausbildet. Dann gibt es vielleicht weniger Gezeter. Und das Verhältnis zwischen Salzburg und Leipzig verbessert sich vielleicht wieder.

Es mag sein, dass der FC Red Bull Salzburg bei Red Bull keine große Rolle mehr spielt. Aber wer weiß, vielleicht ist das in 10 Jahren in Leipzig auch der Fall. Hier muss man Vorsorge treffen. Nachhaltig, sinnvoll, umfassend. Denn wir wissen alle, was aus dem damaligen LR Ahlen geworden ist. Wir haben mit dem VfB Leipzig selbst mitbekommen, wie ein Verein finanziell zugrunde gehen kann. Das muss alles mit RB Leipzig nicht passieren. Nur muss man hier beizeiten richtig arbeiten. Und vom Red-Bull-Tropf gehen.

One Reply to “RB Leipzig: Mission „Vom Tropf gehen“”

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert