Ansteckungsgefahr durch griechischen Virus?

Ich bin bewusst plakativ, wenn es um Griechenland geht. Denn man hat Angst vor den Südeuropäern. Sie können einen Virus in Europa ausbreiten. Schon ist europaweit die Rede vom so genannten „Griechenland-Virus“. Und es gibt nicht wenige, die nun von einer erhöhten Ansteckungsgefahr reden und schreiben. Was soll das werden? Husten, Schnupfen, Durchfall? Oder wovor hat man denn so eine Angst?

Jaja, der Griechenland-Virus. Kann man den Griechen nun, da es neue Verhandlungen und Anstrengungen geben soll, nicht mehr vorwerfen, sie würden das Geld in hohem Bogen zum Fenster rauswerfen, kommt man jetzt mit der Ungeziefer-Keule. Man tut ja fast so, als würde das verarmte Land an der Ägäis ansteckende Krankheiten verbreiten. Man rechnet mit einer Ausbreitung der Krise. Wie bei einem Virus, der sich durch den ganzen Körper frisst.

Nun redet man herbei, dass sowohl Europa als auch die USA dem Griechenland-Virus zum Opfer fallen werden. Nun ja. Was man wohl sagen kann: Egal, wie am Ende die Geschichte mit Griechenland ausgehen wird, Europa wird danach nicht mehr das Europa sein, das wir kennen. Und möglicherweise müssen auch die USA umdenken. Aber dass beide Wirtschaftsräume fallen werden, sehe ich ehrlich gesagt nicht. Das würde ja bedeuten, dass es das kleine Griechenland schaffen würde, zwei so riesige Wirtschaftsräume zu Fall zu bringen. David siegt gegen zwei Mal Goliath? Unvorstellbar.

Aber man wird wohl umdenken müssen. Man wird sich von dem Gedanken verabschieden müssen, dass Finanz-Jongleure die Retter der Welt sein können. Man wird kräftig das Ruder drehen müssen, um Europa auf einen sozial verträglichen und wirtschaftlich starken Kurs zu bringen. Tut man das nicht, ist freilich der Gedanke naheliegend, dass da noch mehr passiert als ein Griechenland, das seine Schulden nicht mehr bedienen kann. Mit anderen Worten: Die europäische Denke in Sachen Finanz- und Wirtschaftspolitik muss einmal auf Kur geschafft werden. Und Patientin USA gleich mit.

Nein, fallen werden diese Wirtschaftsräume nicht. Wenn es schon einen Griechenland-Virus gibt (oder wie man die Situation auch nennen mag), dann brauchen im Falle einer Ansteckung die USA und Europa Antibiotika. Europa ist nach wie vor ein sensibles Konstrukt. Und es wurde zu viel falsch gemacht, dass man nun mit einer Situation wie der in Griechenland zu tun hat. Da muss man eben ein paar bittere Pillen schlucken. Es nützt ja nichts. Oder?

One Reply to “Ansteckungsgefahr durch griechischen Virus?”

  1. Haben Sie den von Ihnen verlinkten Artikel wirklich komplett gelesen oder nur aus der Artikelüberschrift das Wort „Ansteckung“ übernommen?

    Der Autor schreibt doch ganz eindeutig:
    „Warum sind so viele Ökonomen wegen eines kleinen Lands wie Griechenland so besorgt? Es ist alles auf eine große Lüge zurückzuführen: Einer unehrlichen Behauptung des Establishments, dass, wenn Griechenland fällt, Bankrott geht oder die EU verlässt, dass dies einen Dominoeffekt von anderen hoch verschuldeten Nationen nach sich ziehen würde. Die in dieser Behauptung eingebettete Lüge ist, dass Griechenland eine „Ansteckung“ durch eine Staatspleite in anderen Ländern verursachen würde. Um ganz deutlich zu werden – es gibt keine Ansteckung. Zahlreiche Länder in der EU haben ihre eigenen Schuldenprobleme in den letzten Jahren aufgebaut – trotz Griechenland und nicht wegen Griechenland. Jedes dieser Länder, Italien, Spanien, Portugal usw., hat seine eigene Staatsschuldenkatastrophe mit der es jetzt zurecht kommen muss – ausgelöst durch die eigene Verantwortungslosigkeit. Der einzige legitime Grund für eine so genannte Ansteckung ist die Tatsache, dass diese Länder in eine gegenseitige Abhängigkeit aufgrund der EU-Struktur gezwungen wurden.“

    Er versucht genau jene Argumentation zu widerlegen, die wir tagtäglich durch die Politiker und Medien hören, dass eben ein Grexit als Dominoeffekt wirken würde.

    Vielleicht sollten Sie nochmals den Artikel vollständig lesen und ihren Artikel überarbeiten?

    mike

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