Atomkraft hat hoffentlich bald ausgedient

Grundremmingen, Tihange, Doel – die Liste der Atomkraftwerke in den Medien ist lang. Es gibt immer neue Diskussionen rund um die Meiler. Wie lang geht das noch? War nicht irgendwann mal die Rede davon, dass europaweit die Kernkraftwerke abgeschaltet werden sollen? Mittlerweile hat man ja auch einen Weg gefunden, dass bei der Windenergie und all den anderen alternativen Energien mehr Wirkung erzielt wird. Wozu also noch Atomkraftwerke, wenn sie eh störanfällig sind?

Dieser Tage ist es 30 Jahre her, dass es den schlimmen Störfall in Tschernobyl gab. Und Fukushima ist ja auch nicht ewig her. Atomkraftwerke sind ein wichtiger Energiezweig. Keine Frage. Aber die Störfälle! Wenn es zu einem Unfall in einem solchen Kraftwerk kommt, sind die Folgen immer fatal und mit Langzeitwirkung. Insofern ist es nachvollziehbar, dass das Ende der Kernenergie eingeläutet wird. Ja, ich habe vor langer Zeit auch noch davon geredet, dass man mit ein paar Windrädchen den Energiebedarf nicht decken kann. Aber die Zeit hat sich ja weitergedreht.

Um das oben abgebildete Kernkraftwerk Tihange in der Nähe der belgischen Metropole Lüttich an der Maas und nicht weit weg von der deutschen Stadt Aachen gibt es immer wieder Diskussionen. So wollte Belgien eigentlich bis 2015 aus der Atomkraft ausgestiegen sein, aber der Energieversorger Electrabel hatte so lang gequängelt, bis er für Tihange und das Schwester-Kraftwerk Doel in der Nähe des nordbelgischen Antwerpen an der belgisch-niederländischen Grenze eine Laufzeitverlängerung bis 2025 erwirkt hatte.

Das sauge ich mir nicht aus den Fingern, das ist alles hier nachlesbar. Ebenso nachlesbar ist, dass die belgische Regierung offenbar große Sorge hat, dass angesichts der vielen kleinen Störungen bei beiden Kernkraftwerken ein großer Zwischenfall bevorstehen könnte. Aus diesem Grund verteilen belgische Behörden Jodtabletten an die Bevölkerung. Damit sollen gesundheitliche Folgen eingedämmt werden. Die Tabletten gab es bislang nur für Anwohner der Kraftwerke, nun also für ganz Belgien.

Ernsthaft, Belgien? Man will gesundheitliche Folgen – wohl vor allem für die Schilddrüse – von Atomunfällen durch Jodtabletten bekämpfen? Ist das nicht ein bisschen lächerlich? In Deutschland haben die Energieversorger auch gejammert, als der Atomausstieg beschlossen wurde. Aber letztlich fahren die Konzerne trotzdem eine ganze Menge an Gewinn ein. Also ist das gar nicht so schlimm. Als belgischer Staat hätte man Electrabel jammern lassen sollen. Die Gefahren für Leib, Leben und Umwelt sind mit Konzernerlösen niemals aufzuwerten.

In Deutschland lässt man die Konzerne die Anlagen auch selbst zurückbauen. Egal wie sehr diese jammern. Denn die Gewinne stimmen nach wie vor. Also hätten die Behörden in Belgien doch auch etwas konsequenter sein müssen. Tihange und Doel sind marode und störanfällig. Sie gehören dringend abgeschaltet. Sie stellen eine Gefahr dar. Für Tiere, Umwelt und Menschen. Und wenn es zum Störfall kommt, machen die Folgen ja nicht an den belgischen Grenzen Halt. Die Folgen werden in ganz Europa spürbar sein. Daher hätte das kleine Land anders reagieren müssen.

Grenoble, Doel, La Hague, Sellafield, Forsmark, Leibstadt – die Liste der atomaren Störfälle in Europa ist lang. Wenn wir eine weltweite Liste hernehmen, können wir ahnen, dass Atomkraft nie gänzlich sicher sein kann. Wenn wir das weiter denken, können wir in Mitteldeutschland eigentlich froh sein, dass das Kernkraftwerk Stendal-Niedergörne nie ans Netz ging. Und an der Ostseeküste sind sie sicher auch froh, dass Lubmin seit 25 Jahren abgeschaltet ist.

Kernkraft ist sicherlich ein hervorragender Energielieferant. Der Wirkungsgrad ist sehr hoch, man kann sehr viel Energie produzieren. Aber die Gefahren sind viel zu hoch. Und Gefahren kann niemand durch die Ausgabe von Jodtabletten eindämmen. Daher verstehe ich das Tun der belgischen Behörden irgendwie so gar nicht. Sie etwa?

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