Der Flüchtlingshass kotzt mich an

Ich wollte niemals so plakativ mit einem Kraftausdruck im Titel arbeiten. Aber in Sachen Flüchtlingshass geht es leider nicht mehr anders. Wenn Asylantenunterkünfte brennen oder diejenigen, die sich wagen, darüber zu berichten, um Leib und Leben fürchten müssen, ist eine Grenze erreicht, an der man nicht mehr mit gefeilten Worten daherkommen kann. Dann kann man einfach nur noch lospoltern. Und das mache ich jetzt.

Hunderte Male wurde seit gestern Abend dieser Artikel aufgerufen. Er erzählt über den Leipziger Blogger und Fotografen Detlef M. Plaisier. Der hatte kritisch über die rechtsextremen Aufmärsche in Freital und die PEGIDA- / LEGIDA-Demonstrationen berichtet. Und wie es sich für einen Blogger gehört, hatte er das auch mit Fotos dokumentiert. Da er mit wüsten Drohungen und Beschimpfungen zu kämpfen hat, wird er so etwas zukünftig nicht mehr machen.

Hintergrund ist auch eine Kapitulationserklärung von Heinrich Schmitz. Der kapituliert einfach mal vor den so genannten Wutbürgern und der schweigenden Masse. Da ist von Furcht vor den ganzen Ausländern die Rede. Eine diffuse Furcht, die nicht näher definiert werden kann. Heinrich Schmitz hat mehr Furcht vor den Nazis im Straßenbild. Warnungen wurden mit schöner Regelmäßigkeit in den Wind geschlagen, und nun haben wir den Salat.

Was soll dieser Blödsinn, der immer wieder Leuten vorgeworfen wird, die nicht im Gleichschritt mit den Neunazis und laut Ausländer-raus-brüllend durch die Vororte latschen? Ein „rotgrünversiffter Gutmensch“, ein „Kopf einer antifaschistischen Terrorzelle“ soll man angeblich sein, wenn man kritisiert, was da getan und gebrüllt wird. Wenn man dann das Kritisieren sein lässt, ist man angeblich dann ein „Antisemit“, „ein getarnter Nazi“ oder so etwas. Ein Schreiberling kann es niemandem recht machen.

Aber wissen Sie was? Das ist mir verdammt nochmal egal. Wenn ich das Tun dieses rechten Gesindels kritisiere, dann tue ich das, ohne versifft zu sein. Und wenn ich es mal bleiben lasse, weil mich andere Themen beschäftigen, dann bin ich auch nicht gleich ein Nazi.

Wenn aber Autoren, Journalisten, Kolumnisten und dergleichen mehr mit Mordversuchen und derartigem konfrontiert werden, kann man doch nicht tatenlos zusehen. Aber ich habe mich gestern schon darüber aufgeregt. Ich lasse das. Denn entweder blöken die Leute irgendwelchen Unsinn (rechts wie links) oder schauen schweigend zu. Es gibt aber Leute, an denen man sieht, dass nicht alle so sind. Und an denen kann sich Deutschland irgendwann aufrichten.

Diese GIDA-Leute, die von einem christlich-jüdischen Abendland brabbeln, sollten mal in der Bibel Barmherzigkeit, Nächstenliebe und so etwas nachschlagen und sollten sich nochmal die Geschichte von Josef und der hochschwangeren Maria querlesen, die in dem Buch geflüchtet sind. Ohne die Unterstützung der Geflüchteten würde es wohl gar keine Christenheit geben. Wer sagt denn, dass das derzeitige Flüchtlingsdilemma aus Afrika und aus dem Nahen Osten nicht ungefähr das Gleiche ist? Nur dass es eben keine Römer sind, sondern extremistische, militante islamistische Terroristen, die diese Flüchtlingswellen auslösen.

Und wer hat all den Leuten, die da über die Hilfesuchenden jedes noch so luftdurchlässige Argument breit quatschen, erzählt, dass diese Flüchtlinge den Staat ausnehmen? 150 Euro Unterstützung gibt es. Eine mies eingerichtete Unterkunft gibt es. Einen Deutschkurs gibt es mit Glück. Arbeit gibt es nicht. Und dann heißt es, dass sich die Flüchtlinge hier bereichern würden? Ernsthaft? Das glaubt doch niemand wirklich. Tja, und zur Krönung kommen dann irgendwelche Blitzmerker auf die Idee, aller Welt zu erzählen, Flüchtlinge würden mit Smartphones beschenkt werden. Was daran stimmt, lese man lieber hier nach.

Ach ja, lesen wird das hier verlinkte Material wahrscheinlich niemand aus den Massen, die hier angesprochen sind. Ebenso wenig, wie Betonköpfe anfangen, mal über etwas wie die Flüchtlingspolitik in Ruhe zu reden. Ich meine, wir sind uns doch sicherlich einig, dass hier das eigentliche Problem ist. Wäre die Flüchtlingspolitik eine andere, eine bessere, wäre der Diskussionsbedarf bei weitem nicht so hoch. Ich nehme auch an, dass die Gewalt dann nicht so hoch wäre. Aber Deutschland ist zur Flüchtlingshilfe verpflichtet. Deshalb muss auch jeder Flüchtling erstmal unterstützt werden.

Ich halte viel davon, dass man die Asylverfahren schneller abarbeiten will und dass man besser hinschaut, woher jemand kommt. Ein Land, dem es wirtschaftlich nur nicht so gut geht wie Deutschland, ist nun nicht gleich ein unsicheres Land. Ein Land, in dem extremistische Arschlöcher Andersdenkende reihenweise ummähen, dagegen schon. Und hier muss jeder differenzieren. Sicherlich haben Syrer akut höheren Hilfsbedarf als zum Beispiel ein Kroate. Sie kennen die Diskussion. Sich dann hinzustellen und zu behaupten, dass alle Ausländer das Land ausnehmen, ist scheinheilig. Über die Anfeindungen zu schweigen aber auch.

Es wird viel Blödsinn erzählt. Vielleicht sollten alle etwas besonnener argumentieren, wenn sie denn Argumente haben. Jemand, der (egal mit welchem Gesinnungshintergrund) besonnen argumentiert, darf da jedem Menschen lieber sein, als jemand, der einfach nur keift und sogar gewalttätig wird. Letztere können jedem Gesprächspartner das Leben schwer machen. Und so geht das doch nicht.

Nein, was da von rechts über Deutschland hinwegrollt, ist keine Asylkritik. Das ist Flüchtlingshass. Und das darf man gern so nennen. Die Gegenwehr, die von links dagegen rollt, ist der Hass auf Flüchtlingshass. Beides kotzt mich an. Denn die echten Flüchtlinge, die können am wenigsten dafür. Die sind vor Terror abgehauen. Und wo sind sie gelandet? Im nächsten Terror. Ist das noch nach dem Vorbild des christlich-jüdischen Abendlandes? Ich denke nein.

5 Replies to “Der Flüchtlingshass kotzt mich an”

  1. DER FLÜCHTLINGSHASS KOTZT MICH AN! DITO!!!
    Es ist unerträglich, was diesen Sommer passiert. Es schnürt mir den Magen zu, ich möchte laut schreien und trotzdem fehlen einem die Worte…
    Wo sind die Meinungen von Menschen, deren Stimme Gewicht und Weite hat? Wo ist die positive Berichterstattung zum Thema Flüchtlingshilfe? Wo sind die Gegenproteste gegen diese unmenschlichen Rassisten?

  2. Der Flüchtlingshass, die Vorverurteilungen, die Menschenfeindlichkeit ist ja auch drastisch und da wird man auch man eine klare Sprache sprechen dürfen. Es gibt sicher schon Stimmen mit Weite und Gewicht, wobei es natürlich noch viel mehr sein müssen.

    Im Moment protestiere ich mit vielen anderen Bloggern gegen die intoleranten Idioten, die Flüchtlinge niedermachen und verletzen. Es gibt da auch eine Gemeinschaftsaktion: http://www.blogger-fuer-fluechtlinge.de
    Es haben sich schon etliche Blogger beteiligt. Ob mit oder ohne eine solche Aktion. Wichtig ist, dass wir unseren Mund aufmachen und uns gegen Menschenfeindlichkeit und Hass aussprechen. Die Menschenverachter und Verbrecher gehören schnell und hart bestraft.

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