Die Winterlichter von Solingen

In Solingen in Nordrhein-Westfalen gibt es keine Weihnachtsbeleuchtung mehr, sondern neuerdings eben Winterlichter. Ein Aufschrei bitte! Das ist doch eine Entchristlichung des Abendlandes, und die Aufmärsche von PEGIDA, HOGESA und Co. haben am Ende doch Recht gehabt, nicht wahr? Dagegen müssen wir protestieren, denn sonst gibt es doch noch ein Winterfest statt Weihnachten.

In Solingen gibt es die Konrad-Adenauer-Straße. Und die wird zur Weihnachtszeit immer geschmückt. Wie so ziemlich in jeder Stadt wird auch in dieser Straße in Solingen festliche Beleuchtung angebracht, und die Menschen werden durch die Weihnachtszeit geleitet. Die Stadt Solingen hatte aber die Idee, das Konzept zu überdenken und wollte die Beleuchtung nicht nur zur Weihnachtszeit betreiben, sondern den gesamten Winter über. Und dummerweise haben sie dazu Winterlicht gesagt.

Der Aufschrei war groß. Sie kennen ja alle diese dämlichen Aussprüche rund um „Winterfest“ und so etwas. Da redet man gern mal von der „Islamisierung des Abendlandes“ und malt den Teufel an die Wand. Ich weiß nicht so richtig, ob man das wirklich so eng sehen muss. Aber unter den derzeitigen Umständen war das natürlich eine denkbar doofe Idee der Stadt Solingen.

Die Stadtverwaltung im Bergischen Städtedreieck musste dann einfach mal zurückrudern. Denn die Kommentarspalten sind ob des Vorhabens explodiert. Eine mittelgroße Stadt wurde gespalten. Sie können sich das ja vorstellen. Oder wenn Sie aus der Stadt kommen, haben Sie das sicherlich mitbekommen. Ich habe dazu mal recherchiert, weil mir Solingen bis auf die berühmten Klingen nicht viel sagt. Und es stimmt: Da entbrannten Debatten, die man sich gar nicht vorstellen kann.

Wie auch immer – die Stadt Solingen hat sich wohl zu Wort gemeldet und die Verwendung des Begriffs „Winterlichter“ unbewusst genannt. Denen war also nicht klar, wie sehr derzeit vor der Islamisierung gewarnt wird. Es heißt, dass der Begriff entstanden sei, als man über eine „saison- und festtagsunabhängige Illumination der Innenstadt“ nachgedacht habe. Und nun ist also alles wieder gut, oder?

Eine komische Geschichte, wie ich finde. Ich nehme an, in der Leipziger Medienlandschaft würden auch die Kommentarspalten explodieren, wenn die Stadt der Meinung wäre, die Stadt zur kalten Jahreszeit voller Beleuchtung zu hängen und das „Winterlichter“ statt „Weihnachtsbeleuchtung“ zu nennen. LEGIDA und NOLEGIDA würden sich Straßenschlachten liefern. Und das nur wegen eines Worts. Na, gute Nacht auch.

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