Wenn ein Tabakkonzern E-Zigaretten kauft

Es dampft beim Tabak-Riesen Imperial Brands, bekannt durch Gauloises und andere. Die haben Von Erl, österreichischer E-Zigaretten-Hersteller, gekauft. Der Hersteller sagte mir nichts, wohl aber Imperial Brands. Als erfolgreich umgestiegener Ex-Raucher und Dampfer bin ich natürlich hellhörig geworden, was diese Geschichte betrifft. Und deshalb schreibe ich mal ein paar Takte dazu. Es ist ja irgendwie ein Fingerzeig, wohin die Reise geht oder zumindest gehen kann.

Die Tiroler Dampfen-Schrauber Von Erl haben ein eigenes Sortiment aus E-Zigaretten und Liquid, sowie einiges an Zubehör und Ersatzteilen. Da mir wie gesagt die Firma nichts sagte, kann ich überhaupt nichts zur Qualität der Produkte sagen. Im eigenen Online-Shop jedenfalls sind sie alle erhältlich, und auf allen Produkten findet man das Logo des Unternehmens. Und das hat der Stinkbolzen-Riese sich nun einverleibt. Mancher meint, dass Von Erl inhaliert wurde. Na, von mir aus, dann eben so.

Der Konzern aus dem britischen Bristol kontrolliert etwa ein Fünftel des deutschen Tabakmarktes. Was will der Eigentümer des Traditionsunternehmens Reemtsma jetzt mit nicht-Tabak-Produkten? Die Antwort liegt eigentlich klar auf der Hand. Und sie wurde hier wunderbar dokumentiert. Womit ein Unternehmen Geld verdient, ist eigentlich egal. Und wenn für einen Tabakkonzern der Absatz von Tabakprodukten wegen des Erfolges von Vaporisierungsprodukten schrumpft, muss man eben auf die Nische drauf hüpfen, die dem Tabak den Garaus macht.

20 Jahre lang hieß der Riese Imperial Tobacco, seit Februar 2016 Imperial Brands. Weil der Tabakkonsum weltweit rückläufig ist, musste man sich etwas neues einfallen lassen. Denn schließlich braucht das Unternehmen auch zukünftig ein Geschäft für seine weltweit 36000 Mitarbeiter. Und so lang der Rubel dann weiter rollt, kann man auch mit Liquid-Verdampfern und all dem Kram Geld verdienen, denn das stinkt ja bekanntlich nicht.

Und nebenher ist es auch so, dass Großbritannien das bisher einzige Land der EU ist, das eine positive Haltung gegenüber E-Zigaretten hat. Hier macht es natürlich noch einmal mehr Sinn, dass sich Imperial Brands anders aufstellt. Ich nehme an, wenn dann allen klar ist, dass die Bestandteile des Liquids, die man verdampft, auch in der Lebensmittelindustrie vorkommen, wird es keinen Grund mehr geben, E-Zigaretten zu verteufeln. Und dann kann ich mir vorstellen, dass weitere große Tabakkonzerne umsatteln werden. Insofern ist das eine gute Nachricht, oder?

One Reply to “Wenn ein Tabakkonzern E-Zigaretten kauft”

  1. Generell ist es gut, dass sich das E-Dampfen weiter „etabliert“ und der Markt breiter aufgestellt wird.

    Ein bitterer Beigeschmack bleibt aber, wenn man schaut, wie sich jetzt Big Tobacco bei den E-Dampf Herstellern bedient. VON ERL. ist nicht der erste Hersteller, der von Big-T geschluckt wurde. Man darf nämlich nicht vergessen, dass Big-T anfangs energisch über (finanzstarke) Lobbyarbeit versucht hat, das E-Dampfen und die Entwicklung dieses Marktes zu unterdrücken und zu zerstören. Man sah im E-Dampfen einfach eine gefährliche Konkurrenz zu den eigenen Rauchtabak-Produkten. Beinahe wäre es ihnen (gemeinsam mit der Pharma-Lobby, die ihre Felle bezüglich der Nikotinersatztherapien wegschwimmen sah) gelungen… aber zum Glück nur beinahe.

    Nun haben sie erkannt, dass sich der Trend nicht aufhalten lässt, sind auf den Zug aufgesprungen und „konsumieren“ nach und nach etliche innovative Hersteller. Ihr eigenes Portfolio ist keine wirklich aktuelle Palette und glänzt mehr dadurch, Tabakrauchern eine Alternative zu bieten, dort zu dampfen, wo man nicht rauchen darf… und man verhindert nebenbei eine Kundenbewegung weg von den Tabakkonzernen. Innovation ist aber nicht wirklich gefragt… und Innovationen der „aufgekauften“ E-Dampf-Hersteller werden ausgebremst.

    Die Entwicklung auf dem E-Dampf-Markt ist inzwischen sehr weit fortgeschritten und es gibt Produkte und Systeme, die es wirklich jedem noch so eingefleischten Tabakraucher möglich machen, von der Tabaksucht loszukommen… das auch ohne ein „Bastler“ oder „Freak“ zu sein, zu denen ich mich selbst (bin im 6. Jahr durch das Dampfen komplett rauchfrei… als ehemaliger Kettenraucher) zähle. Diese Entwicklung wird nun durch Big-T gebremst, weil sie eine andere Absicht haben. Ihre Systeme sind zwar auch geeignet, aber bei weitem nicht so erfolgreich nutzbar… es geht ja auch darum, die Raucher-Kunden als neue „Dampfer-Kunden“ bei sich zu halten.

    Was diese konkrete Übernahme anbelangt… wirft die zusätzlich noch einen weitere Schatten, denn VON ERL. hat vor einigen Wochen auf sehr unseriöse Art und Weise eine Markterhebung (als „weltweit größte DampferSTUDIE“ getarnt) durchgeführt, ohne vor Erhebung offenzulegen, dass hinter dieser „Studie“ kein wissenschaftliches Institut steckt, sondern ein Hersteller (sie selbst), der sich selbst ohnehin schon auf das von Big-T dominierte Gebiet der geschlossenen Systeme (E-Dampfgeräte mit nicht nachfüllbaren Kartuschensystemen) verlegt hatte, den Auftrag zur Durchführung erteilt hat. Es ist davon auszugehen, dass die Verhandlungen mit Imperial zu dem Zeitpunkt schon weit fortgeschritten waren und die Tabakindustrie selbst Strippenzieher der Markterhebung war.

    Also… schön ist es, dass sich das E-Dampfen als unschädliche Alternative zum Tabakrauchen etabliert, ich fürchte nur, dass Big-T dafür sorgt, dass der Markt in ihrem Sinne bereinigt und die Vielfalt letztlich erheblich eingeschränkt wird. Mir persönlich ist es im Endeffekt egal, weil ich bist zu meinem 100. Geburtstag (und darüber hinaus) weiter komfortabel und genussvoll dampfen kann… mir tut es um die Zahlreichen Tabakraucher leid, denen damit vielleicht die Chance auf ein längeres und gesundes Leben genommen wird, wenn die Palette irgendwann auf den Einheitsbrei der Tabakindustrie beschränkt ist.

    Links (auch zu der „getarnten“ Markterhebung und zum Thema allgemein) habe ich hier bewusst weggelassen, weil das echt nach „Spam“ aussehen würde… wer Interesse hat, bemüht die Suchmaschine und schaut nach „ExR-eport“, „ExRaucher.org“ und der „Dampfdruck-Presse“.

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