Da ging er nun dahin, bewaffnet mit einem Köfferchen. Nein, die Rede ist nicht vom DDR-Familienvater, der sich während des Hausbaus mit seiner Familie entzweit hat und dann ausziehen durfte. Die Rede ist von Deutschlands umstrittensten Bundespräsidenten, der gar nicht so viel falsch gemacht hat, wie ihm immer unterstellt wurde.
Sie waren immer etwas mehr Glamour als jedes andere Bundespräsidentenpaar. Bettina und Christian Wulff wurde allerlei vorgeworfen. Man konnte fast denken, da wäre die Mafia in Schloss Bellevue eingezogen. Hier war ein ganzes Stück Medienmache dabei, denn so schlimm waren sie nie, die Wullfs. Und Christian Wulff schon einmal gar nicht.
Gestern wurde nun bekannt, dass das Glamour-Paar aus Großburgwedel nun getrennte Wege geht. Bettina bekommt das Haus und alles mögliche, Christian bezieht mit einem Köfferchen in der Hand eine Wohnung in der Innenstadt von Hannover.
Mir scheint, als hätte Christian Wulff alles verloren, woran er geglaubt hat: Die Politik in Form des Amtes als Bundespräsident, obwohl seine Amtsgeschäfte gar nicht so falsch waren. Die Familie, weil er nun nicht mehr die Nummer 1 in Deutschland ist. Die Frau, die nicht im Vorstadtglamour versauern will. Reputation, denn er hat sich in der Schmierenaffäre nach außen hin ziemlich zum Deppen gemacht. Den Kredit für das Haus aber, den wird er wohl behalten haben.
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat gestern das Ehe-Aus kommentiert. Und mit einem Absatz wurde glasklar herausgearbeitet, was viele bereits gedacht haben:
Fast jeder Fehler, der ihn in den vergangenen vier Jahren in Bedrängnis brachte, war entweder von ihr begangen worden – etwa das Upgrade auf einem Ferienflug – oder von ihm, in der Absicht, ihr und ihrer Neigung zur Welt des Scheins zu gefallen. Dazu zählten der Hauskauf in ihrer Heimatstadt Großburgwedel, die Hochzeitsreise auf Einladung sowie gemeinsame Unternehmungen mit dem Filmemacher David Groenewold in München und auf Sylt.
Die Hetzjagd auf die Wulffs hätte die Ehe zermürbt, hatte Sänger Heinz-Rudolf Kunze als persönlicher Freund der Familie im ZDF gesagt. Ich denke aber, dass Bettina Wulff nun nicht mehr die Glamour-Frau sein konnte, die sie selbst gern gewesen ist, das hat der Verbindung den Garaus gemacht. Keine Schirmherrschaft, kein Blitzlichtgewitter, kein sonstwas. Dazu soll angeblich das schamlose Nachtreten von ihr in ihrem vermaledeiten Buch passen.
Ich denke, es ist ganz einfach: Bettina Wulff wollte als PR-Frau immer im Rampenlicht stehen. Ihm war das Blitzlicht relativ egal. Aber er wollte seiner Frau natürlich den Himmel zu Füßen legen und hat getan, wie sie wollte. Wie im oben genannten Auszug kann es sich tatsächlich zugetragen haben. Und als das alles nicht mehr erreichbar war, weil Christian Wulff zurückgetreten war, brach ihre eigene Glitzerwelt zusammen. Irgendwie bin ich da grad beim „Fischer und seiner Frau„.
Jedenfalls freut es uns als Publikum ungemein, dass sich BILD-Chefredakteur Kai Diekmann wieder einmal als Liftboy versucht und mit Christian Wulff medial Fahrstuhl fährt. Diekmann berichtete exklusiv vom Scheidungsanwalt, als die Wulffs gerade erst den Termin beendet hatten. So macht man das. Aber das macht in meinen Augen Christian Wulff eben ehrbarer als gedacht. Denn vielleicht wollte er nicht den Diekmännischen Fahrstuhl nehmen?