Die Piraten – ein Anflug von Geschmacklosigkeit

Ich beobachte die Piraten seit langem. Ich weiß nicht mehr, wie lang. Sie waren für mich fast so etwas wie ein Hoffnungsschimmer in der politischen Nebelsuppe. Momentan sind sie aber nur die verdorbene Zwiebel, die in mir Brechreiz hervorruft.

Rick Falkvinge, Oberpirat und Gründer der schwedischen Piraten, hat jüngst den famosen Vorschlag gemacht, dass man Kinderpornografie legalisieren möge. Es gäbe wohl exakt drei Gründe, die dafür sprächen. Die Geschichte ist derart geschmacklos, dass ich nicht mal auf den Artikel des Herrn auf seinem Blog verweisen möchte. Die Piraten mögen mir nachsehen, dass ich als stolzer Vater dem Autor keine zusätzlichen Leser verschaffen werde. Das machen schon andere.

Udo Vetter hat sich in seinem „Law Blog“ auf die Veröffentlichung des Herrn bezogen und meint, dass die Argumentation von Falkvinge nicht stichhaltig sei. Zunächst einmal muss ich aber festhalten, dass Falkvinge keineswegs die Kinderpornografie an sich legalisieren will, wohl aber den Besitz kinderpornografischen Materials. Hier muss man sehr genau aufpassen, daher auch gleich die Korrektur. Das macht es aber in meinen Augen nicht besser.

Udo Vetter meint, dass man keine Meinungsumfragen braucht, um festzuhalten, dass es einen breiten gesellschaftlichen Konsens gegen sexuellen Missbrauch von Kindern gibt. Und ob man es nun „nur“ Besitz oder die tatsächliche Kinderpornografie nennt, ist dabei egal, wie ich finde. Es bleibt schwerster Missbrauch an Kindern. Und da können sich Piraten wie Stephan Urbach oder Bernd Schlömer noch so sehr hinstellen und fordern, dass diese schlimmen Taten immer verfolgt gehören. Was da veröffentlicht wurde, hat nicht irgendein „Schütze Arsch im letzten Glied“ geschrieben, sondern der Gründer der schwedischen Piratenpartiet. Ob es nämlich „Piratenpartiet“, „Piraten ohne Grenzen“, „African Pirate Party“ oder eben „Piratenpartei Deutschland“ heißt, es ist faktisch immer ein und dasselbe Netzwerk. Und wenn ein Netzwerk solches Gedankengut wie das von Falkvinge überhaupt zulässt, ist es verabscheuungswürdig.

Bloß gut, dass der deutsche Gesetzgeber einen absoluten Schutz der sexuellen Selbstbestimmung festgelegt hat. Es gibt schlichtweg nicht solchen Unsinn, wie Herr Falkvinge da erzählt. Sexualverkehr unter einvernehmlicher Beteiligung von Kindern! So ein Unsinn! Da ist der Gesetzgeber eindeutig. Und Kinder werden nun halt nicht einfach mal freiwillig bei irgendwelchen Spielchen mitmachen, die Erwachsene ausgesucht haben.

Die Herren Uhrbach und Schlömer haben sich zwar geäußert. Und sie haben richtigerweise erklärt, dass Kindesmissbrauch in jedem Fall verfolgt und auf das Strengste bestraft gehört (nein, es ist kein Zitat sondern nacherzählt). Aber Falkvinge hat sich nun mal zu seiner Ansicht öffentlich hinreißen lassen. Und schon haben wir einen Streisand-Effekt, wie man ihn derzeit bei Bettina Wulff belächelt.

Ich war drauf und dran, mich nächstes Jahr dazu hinreißen zu lassen, den Piraten meine Stimme für den Bundestag zu geben. Diese Meinung taumelte allerdings schon in den letzten Wochen, als sich Piraten untereinander abmahnten, als Piraten untereinander politische Differenzen mit Blogartikel-Kriegen ausfochten. Und nun hat sich das Thema erledigt. Eine Geschmacklosigkeit wähle ich nicht.

Ich habe irgendwo gelesen: Da, wo das Piratenzeichen drauf ist, ist die Meinung der Piraten drin. Und da Falkvinge ein schwedischer Pirat ist, wird seine Meinung natürlich auf die gesamten Piraten projiziert. Ich habe den Artikel gelesen. Er mag sehr tapfer sein, so etwas zu schreiben, wie ihm in den Kommentaren bestätigt wird. Aber keine Mutter und kein Vater dieser Welt kann das dort Geschriebene abnicken.

Wie schrieb heute noch die Journalistin Julia Seeliger in ihrem Blog? Sie braucht die Piratenpartei nicht. Und sie wirft die einzig richtige Schlussfolgerung den Piraten entgegen:

Denk doch mal einer an die Kinder!

Mögen die Piraten eine Zielgruppe haben. Ich gehöre nicht dazu. Ich wünsche ihnen alles Gute. Sie sollten sich zurückziehen und sich finden. Und in ein paar Jahren könnte man darüber nachdenken, sich wieder mit ihnen zu befassen.

2 Replies to “Die Piraten – ein Anflug von Geschmacklosigkeit”

  1. Klar, Sippenhaftung, warum nicht…

    „Denk doch mal einer an die Kinder!“ ist übrigens nicht die Schlussfolgerung oder ein flammendes Appell Julia Seeligers an die Piraten sondern ihr bitteres Fazit, was das unsägliche Statement von Schlömer und Urbach angeht, das die Ideen der Piratenpartei vergewaltigt. Schon ein bisschen absurd, dass Sie es hier in Ihrem Artikel nun genau anders herum darstellen…

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