Die Washington Post wurde an den Amazon-Gründer verkauft

250 Millionen US-Dollar. Das ist der Preis des Tages. So viel nämlich legt Amazon-Gründer Jeff Bezos für die Washington Post auf den Tisch. Ein massiger Batzen Geld, stimmt’s? Aber nicht so viel, wie mancher glaubt, denn in letzter Zeit gingen noch ganz andere Deals über die Bühne. Und man weiß dadurch, dass die Washington Post nur ein kleiner Batzen ist.

Zunächst ein paar Vergleiche:

  • Eine der bekanntesten Apps für Smartphones ist zweifellos Instagram. Das Netzwerk dahinter gehört zu einer Firma mit nur ein paar Mitarbeitern. Im September 2012 wurde Instagram vom Internet-Giganten Facebook für 737 Millionen Dollar gekauft (etwa das Dreifache der Washington Post).
  • Tumblr ist einer der erfolgreichsten Microblogging-Dienste, die man kennt. Auch hier stehen wieder nur ein paar versprengte Leute dahinter. Und Yahoo hat zugeschlagen. Für 1,1 Milliarden Dollar wurde Tumblr gekauft (das ca. 4-fache).
  • Die Funke-Mediengruppe hat mal eben die Berliner Morgenpost, das Hamburger Abendblatt, die HÖRZU, TV Digital, Funkuhr und einige weitere Titel vom Springer-Konzern gekauft. Wert ist das Ganze 920 Millionen Euro (ca. 1,2 Milliarden US-Dollar, das etwa 5-fache der Washington Post).
  • Im Jahr 2011 hat der größte US-Webdienstleister AOL den weltgrößten Blog gekauft. Die Rede ist hier von der bekannten Huffington Post. AOL hat dafür geschlagene 315 Millionen Euro hingeblättert.

Damit sind erst einmal die Relationen festgemacht.

Nun hat also Jeff Bezos zugeschlagen. Und zwar ausdrücklich als Privatperson, nicht im Namen von Amazon. Damit ist wohl klar, dass damit eine der namhaftesten Zeitungen der Welt in eine neue Richtung geführt wird. Denn nicht nur in Deutschland gibt es das so genannte „Zeitungssterben“. Das kennt man auch in den USA. Und die Washington Post wollte nicht nur überleben, sondern wollte „eine viel größere Chance auf Erfolg“, wie die ZEIT schreibt.

Nun setzt sich die geballte Medienkompetenz der Welt zurecht und wartet darauf, was Bezos nun aus dem altehrwürdigen Blatt der US-Hauptstadt macht. Denn er hat, wie ich oben aufgezeigt habe, ein wahres Schnäppchen im Sommerschlussverkauf gelandet. Wird er die so genannte „WaPo“ komplett umkrempeln oder einstellen oder beibehalten?

Bezos hat zumindest schon einmal versprochen, dass sich an der von ihm begrüßten kritischen Haltung der Zeitung nichts ändern würde und es keine Änderungen in der Führung geben würde. Ob das nun aber im Gleichschritt mit den auch zum WaPo-Konzern gehörenden Fernsehsender und Bildungsgesellschaften geht, ist noch nicht raus. Wie auch? Das ist ja noch ein wenig zu früh.

Was denken Sie? Die Washington Post als eines der renommiertesten Medienorgane wurde vom Gründer des größten Online-Händlers gekauft. Hat das irgendwelche Auswirkungen auf die Medienwelt, und könnte davon etwas nach Deutschland überschwappen? Hat Bezos zu wenig für die Zeitung bezahlt? Und was sagt der Preis aus im Vergleich zu den Preisen, die für Tumblr oder Instagram bezahlt wurden?

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