Edward Snowden und die Dreckschleuderei der deutschen Kommentarkunst

Ja, ich habe schon das eine oder andere zum Thema Whistleblower Edward Snowden zum Besten gegeben. Aber irgendwie kommt man nicht umhin, weiter an der Sache dran zu bleiben. Hier sind nämlich die deutschen Medien ganz vorn mit dabei, unsinniges Zeug zu behaupten.

Da gibt es den Deutschlandfunk. Das ist ja bekanntermaßen ein öffentlich-rechtlicher Sender. Und dort wurde ein Kommentar veröffentlicht, der einiges an Kopfschütteln hinterlässt. Da behauptet doch Marcus Pindur allen Ernstes, dass keine illegale Praxis der amerikanischen Behörden von Snowden enthüllt wurde. Alles würde innerhalb des amerikanischen Rechts geschehen.

Ist das so, Herr Pindur? Denken wir mal einen Moment darüber nach, was der Büroleiter des US-Büros des Deutschlandfunks da abgesondert hat. Und wir kommen automatisch auf den Gedanken: Ja, wenn das denn so wäre, dass alles, was im Rahmen von PRISM passiert ist, rechtlich einwandfrei ist, dann hätte sich Obama doch eigentlich hinstellen müssen und sagen müssen: Ja, wir lauschen alle Telefonate mit, ja, wir lesen den gesamten Internetverkehr mit. Das passiert alles zum Wohle der Bevölkerung und ist laut diesem und jenem Paragraphen in Vorschrift XYZ verfassungskonform.

Aber was macht Obama stattdessen? Er schweigt sich über PRISM und die Folgen aus und bezeichnet Snowden stattdessen als Schwerverbrecher. Und die deutschen Medien schwafeln im Gleichschritt unisono mit, ohne auch nur eine Sekunde lang die Beweggründe der US-Regierung zu hinterfragen. Einen entsprechend bösartigen Kommentar hat McMAC bei „Der Freitag“ hinterlassen.

Einen drauf setzt dann eigentlich nur noch Horst Kläuser vom WDR. Der wirft Snowden gar vor, sich vorsätzlich um den Job als Systemadministrator gekümmert zu haben, um genau diese Veröffentlichungen zu starten. Er wirft ihm Publicitygeilheit, Naivität und Unbedachtsamkeit vor. Kläuser schwafelt einen los, dass Snowden bereits ein Denkmal bekommen habe, bei dem der Putz abfallen würde, weil Snowden eben den genannten Plan verfolgt hat.

Was diese beiden Kommentare zeigen: Man wirft einfach mal mit viel Dreck um sich, um Snowden zu treffen. Irgendwas wird schon kleben bleiben. Statt auch nur eine Sekunde zu überlegen, was die USA mit PRISM und Großbritannien mit TEMPORA eigentlich geschafft haben, wird nun Snowden selbst als böser Bube hingestellt.

Aber mit den Veröffentlichungen von Edward Snowden ist hoffentlich auch dem letzten Internetnutzer klar geworden: Privat ist im Internet nichts. Wer jetzt immernoch irgendwelche Trojaner und Viren abwehren will, kann das alles sein lassen, der Datenverkehr wird eh von den Behörden mitgelesen. Komplizierte Passwörter? Nicht notwendig. Eine https-Verbindung zum Online-Banking? Unsinnig. Schreibt doch alle eure PINs an die Hauswand, da lesen sie weniger Leute als über angeblich gesicherte Verbindungen im Internet.

Und ich glaube auch, dass es scheinheilig ist, wenn jemand behauptet, dass in Deutschland nicht geschnüffelt wird und die USA einzig und allein die Datenspione sind. Wir haben schließlich den Bundestrojaner. Wir haben FinFisher. Wir haben die datengeilen Bundespolitiker Friedrich und Uhl. Vielleicht wird ja Snowden deshalb mit Dreck aus deutschen Medien beschossen, weil eben in Deutschland die Schnüffeleien nicht ans Tageslicht kommen sollen bzw. ihnen kein Glauben geschenkt werden soll.

Es ist doch viel einfacher, jemanden zu diskreditieren, als wirklich Missstände zu beseitigen. Und genau das zeigen mir diese Kommentare.

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