Eine Schule ohne Lehrer – Die Zukunft der sächsischen Bildung

Sie kennen doch bestimmt Aussprüche, die mit „Stell dir vor…“ beginnen. Ich erweitere das mal um folgenden: „Stell dir vor, es ist Schule, und kein Lehrer ist da.“

Was ich hier und da über sächsische Schulen lese, lässt mich daran zweifeln, dass meine Tochter, wenn sie mal Schülerin ist, noch eine solide Ausbildung erhält. Und das kann es ja irgendwie nicht sein.

Die bildungspolitische Sprecherin der sächsischen SPD, Dr. Eva-Maria Stange, hatte jetzt verkündet, dass das Schuljahr im September „auf Kante genäht“ gestartet ist. Schon zum Schuljahresstart waren es weniger Lehrer als im letzten Schuljahr. Und zum Jahreswechsel sollen noch einmal Lehrerstellen wegfallen.

Einem Schülerzuwachs von rund 14000 zum Schuljahreswechsel steht ein Stellenabbau von über 100 Lehrern entgegen. Und da stellt sich Ministerpräsident Stanislaw Tillich hin und behauptet vollmundig etwas von einem Stellenaufwuchs. Was auch immer dieser Begriff soll. Doch davon kann ja nun nicht wirklich die Rede sein, wenn man solche Zahlen wie oben vorlegen muss. Das musste nun auch die sächsische Kultusministerin, Brunhilde Kurth, kleinlaut zugeben.

Es kommen ja außerdem noch Lehrer hinzu, die in den Ruhestand gingen, sowie Kündigungen und auslaufende befristete Verträge. Kann das gut sein, um Bildung nach vorn zu treiben? Laut Dr. Stange sind damit Unterrichtsausfall und Chaos vorprogrammiert. Das sagte sie der Leipziger Internetzeitung.

Die bodenlose Frechheit des sächsischen Kultusministeriums geht ja noch weiter. In dem eben verlinkten Bericht finde ich folgenden Auszug:

Die Staatsregierung hat offenbar über Jahre der Öffentlichkeit und dem Landtag eine deutlich bessere Lehrerausstattung der Mittelschule vorgespiegelt, als in der Praxis tatsächlich der Fall war. So sind aktuell 645 Mittelschullehrerstellen gar nicht besetzt und stattdessen 652 Lehrerstellen mehr an Berufsbildenden Schulen.

Und dann geht’s los mit Statistiken. Laut Statistik steht der Agenturbezirk Leipzig mit einem Überschuss von – Achtung! – 61,4 Stellen noch gut da. Fehlen da also irgendwo anders im schönen Freistaat 0,6 Lehrer? Also z.B. gibt es dann woanders beinlose Lehrer?

Berufsschulen haben im Raum Leipzig zu viele Lehrer, auch etwas zu viele Lehrer gibt es an Förderschulen. Aber an Gymnasien und Mittelschulen fehlen sie dann. Mit welchem Grund? Und wie gesagt, in Leipzig sieht es noch vergleichsweise gut aus. Schauen sie mal in die Agenturbezirke Chemnitz oder Dresden.

Ich finde eine solche Augenwischerei in höchstem Maße verantwortungslos. So geht man nicht mit Schülern um. Man kann sich nicht einfach hinstellen und sagen: Woanders ist alles schlimmer. Wir sind aber nicht woanders. Wir sind in Sachsen. Das ist das Bundesland, was bei Wissenstests und Pisa-Studien und dergleichen immer recht gut abschneidet. Geht die Augenwischerei unvermindert weiter, hat sich das bald mit der guten Ausbildung für sächsische Kinder erledigt.

Und da wird mir himmelangst beim Blick auf die Zukunft meiner Tochter.

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