Fehlerteufel: Warum der nicht schlimm ist

Schon mal gehört: Da hat der Fehlerteufel zugeschlagen. Dann wird geschimpft und geflucht und all das. Muss das sein? Muss man denn immer das Schlechte sehen? Oder kann es sein, dass es manchmal sogar gut ist, wenn Fehler passieren? Lasst uns mal spinnen. Es kann ja sein, dass ich bei all dem Kram, den ich mir da gerade ausschwitze, auch vollkommen falsch liege. Aber das hindert mich nicht daran, meine Gedanken aufzuschreiben. Wer weiß, wohin das führt.

Was ist denn überhaupt der Fehlerteufel?

Kommt, ihr habt das doch alle schon mal gesehen, wenn irgendeine News-Seite oder Magazin oder sonstwer erzählt: „In der letzten Ausgabe hatte sich leider der Fehlerteufel eingeschlichen“. Echt jetzt? Orr, der böse Bube! Es ist ja ganz praktisch: Haue ich irgendeine imaginäre Figur in die Runde und sage, dass das der Fehlerteufel ist, kann ich schnell all das, was ich aus Ungenauigkeit falsch gemacht habe, diesem Kerlchen in die putzigen Stiefelchen schieben.

Mir ist das zu einfach, was Journalismus betrifft. Die Leute haben die Ausbildung und all das. Wenn da der angebliche Fehlerteufel umgeht, haben diese Leute einfach ihren Job nicht gut gemacht. So einfach ist das. Microsoft nennt das Ganze dann nochmal anders. Bei denen heißt es „Bug“. Ein Käferchen, also. Irgendwas haben sie bei der Programmierung von irgendwas falsch gemacht. Ein Fehler hat sich hier eingeschlichen. Und der wird dann in einem Update, für das sie sich feiern lassen, behoben.

Applaus, Applaus! Aber kann man nicht einfach sagen: „Leute, wir haben hier Scheiße gebaut“? Geht das nicht mehr? Überall irgendwelche komischen Ausflüchte. Auch wenn andere komische Sachen passieren, ist es immer irgendwie sowas in der Art. Aber meistens kommt dann in den Ausreden zu den Vorfällen irgendwie der Kobold vor, also dieser ominöse Fehlerteufel. Echt, ich kann das nicht mehr hören. Das muss echt anders gehen.

Macht euch doch mal gerade

Im Laufe seines Lebens macht der Mensch jede Menge richtig, aber mindestens genau so viel falsch. Das ist nun einmal so. Und das ist auch richtig so. Man kann doch eigentlich nur aus Dingen lernen, die mal schief gingen. Es war nun mal bei mir nicht der Fehlerteufel, der mich in die Privatinsolvenz vor etlichen Jahren getrieben hatte. Es war mein unachtsamer Umgang mit Geld. Oder in den Neunzigern hatte nicht dieser putzige Kobold einen schweren Unfall verursacht, das war ich übermüdeterweise.

Am Ende müssen wir uns alle mal gerade machen. Wir müssen uns eben mal eingestehen, dass Fehler passieren und wir daraus eben auch etwas lernen müssen. Mir wird es eben nicht mehr passieren, dass ich über meine Verhältnisse lebe oder trotz enormer Müdigkeit Auto fahre. Es wird nicht mehr vorkommen. Damit schicke ich nicht den Kobold über den Jordan. Den gibt es ja nicht. Es waren meine Fehler, da hatte keine imaginäre Figur Schuld. Und das müssen andere sich auch mal eingestehen.

Warum erzähle ich euch das?

In der heutigen Zeit wollen es viele allen möglichen Leuten recht machen. Ich habe da überhaupt nichts dagegen. Ich bin ja auch so. Aber sobald man es irgendwem nicht mundgerecht machen kann, muss man sich entschuldigen und schiebt den Fehlerteufel vor’s Loch. Das Internet ist das reinste Minenfeld geworden. Ich habe doch mal erzählt, dass ich einfach so drauflos bloggen will. Würde ich das aber tatsächlich machen, Leute, dann wäre was los. Ganz ehrlich.

Was meint ihr wohl, wieso ich mich um politische Artikel herum drücke? Was meint ihr wohl, wieso ich es tunlichst vermeide, in irgendeine Gender-Tretmine zu treten? Das ist kein böser Wille oder soll irgendwen herabwürdigen oder so. Nein, ich will mich bloß nicht in heillosen und endlosen Diskussionen um ein Komma oder ein Hilfswort verlieren. Ich habe ja mal Artikel nachbearbeitet, weil ich für irgendeinen Leser noch etwas „ganz leicht braunes“ im Text hatte. Alter Schwede, was soll das heißen?

Ich muss doch auch mal anecken können, ohne gleich vom ominösen Fehlerteufel zu sprechen. Oben habe ich euch was von Fehlern erzählt, die ich in der Vergangenheit gemacht habe. Die habe ICH gemacht, ich sag’s nur nochmal. Aus Fehlern kann und sollte man lernen. Wer das nicht will, holt den Kobold aus dem Schrank. Und was das Bloggen betrifft, so habe ich gelernt, dass ich besser diversen Themen aus dem Weg gehe.

Das Blöde an der Sprache ist ja, dass alles abseits der Norm als Fehler definiert ist. Und da jedes Staubkorn seine Daseinsberechtigung hat, wird die Norm eben immer beschränkter und die Fehlerrate höher. Es ist nicht schlimm, dass es sowas wie den Fehlerteufel gibt. Der darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass wir Menschen es sind, die Fehler definieren. Sagen wir doch vielleicht häufiger „Schwamm drüber“ und hören endlich auf, überall Tretminen hinzuwerfen, weil uns irgendwas nicht passt.

2 Replies to “Fehlerteufel: Warum der nicht schlimm ist”

  1. Hi Henning,
    das was Dir da aufgefallen ist, schwirrt mir auch grade als Thema für meine „Sonntagsgedanken“ vor: „Der Mensch in der Gruppe als (a)soziales Wesen“. Mit anderen Worten, je größer die Gruppe umso weniger orientiert sich der mensch noch an sozialen Werten – nicht umsonst sind Großstädte Hochburgen der Kriminalität.
    Und dass Menschen keine Fehler mehr eingestehen und sich selbst nie einer Schuld bewusst sind, ist auch einer der Gründe dafür, warum im Internet so laut krakeelt wird.
    Ein paar Besipiele aus dem täglichen Leben:
    – Schlange stehen an der Supermarktkasse zu zeiten von Corona – dazu hatte ich ja schon geschrieben, dass das nur solange klappt bis man am Förderband der Kasse angekommen ist. Kaum fängt man an, seinen Einkaufswagen dort draug auszupacken, steht Dir schon irgendein Seuchenvogel ohne Maske auf den Füßen, weil es ihm jetzt nicht schnell genug geht. Ein Meter 50 Abstand? Aber doch nicht, wenn man der Meinung ist, dass man 10 Sekunden schneller mit seinem Einkauf fertig ist. Wenn ich die anpflaume solltest Du mal hören, was die so von sich geben. Nicht ein einziges mal hört man, ja sorry, da haben Sie Recht – ich habe nicht mitgedacht. Immer nur: „Jetzt haben Sie sich doch nicht so – die paar Sekunden machen doch nichts“, oder „ich wollte ja nur eben schon mal meine Sachen aufs Band legen“ – klar, steht 10 Minuten in der Schlage ohne Einkaufswagen und kaum ist das Laufband in Sichtweite werden die Ärmchen schwach..
    – Letztens mit einem Freund in einem Transporter unterwegs. Vor uns ein vermutlich Ortsfremder (Kennzeichen aus einer anderen Stadt). An 3 Ampeln hintereinander wird die Ampel grün aber der Schwachkopf macht keine Anstalten loszufahen. Also mit der Hupe mal kurz drauf aufmerksam gemacht, dass er mal langsam losfahren sollte.
    Anstatt ein Handzeichen zu geben „ja sorry, hab gepennt – Danke“ fährt er betont langsam los um bei Tempo 40 nicht weiter zu beschleunigen, sondern uns Oberlehrerhaft zu zwingen sein lahmes Tempo mit zu machen. Wie gesagt, 3 Ampeln hintereinander. Und aus purer Bosheit..
    So zieht sich das aber durch den ganzen Tag. Meine Beobachtung: die Menschen werden immer bösartiger, egoistischer und aggressiver. das Problem dabei – mich machen diese ganzen bekloppten auch Aggro – schon mehr als einmal war ich drauf und dran zuzuschlagen bei soviel Blödheit. Und ich glaube auch, dass diese Leute es nicht anders verstehen..

    1. Das stimmt, man kann echt so die Parallelen ziehen zwischen Großstädten und sozialen Buden. Also wenn man mal drei, vier Takte darüber nachdenkt.

      Die Menschheit ist in meinen Augen am Ende angelangt, so lang die Ellenbogen bestimmen, wo es lang geht. Das Beispiel mit der Supermarktkasse passt da wie der Arsch auf den Eimer. Ja, man kann da überhaupt boshaft werden. Wenn mich meine Frau da nicht regelmäßig einbremsen würde, würde ich oftmals eskalieren.

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