Gendern – Muss das echt sein?

Da schreibt der Uhle über das Gendern und bringt ein Boot, das umkippt? Es wird ja behauptet, für den Sachsen ist Gendern genau das Umkippen. Das behaupten irgendwie immer nur die, die eh nur Sachsen runtermachen wollen. Diese Vollidioten, die mit ihrer Besserwisserei immer noch mehr spalten. Aber darum geht es nicht. Es geht um ein Thema, das der Oliver aufgemacht hat. Und ich ahne schon, dass man mir dabei jede Menge dummes Zeug unterstellen wird. Sei’s drum, ich hau das jetzt einfach mal raus.

Der will nicht gendern und ist deshalb ein Frauenhasser

„Es sind alle mitgemeint“, heißt es immer mal wieder. Und darüber regen sich Leute auf. Was ist denn so schlimm daran? Man kann mir alles unterstellen, aber niemals, dass ich irgendwen ausschließen wollte. Meine Frau würde mir niemals unterstellen, ich würde sie in irgendeiner Weise benachteiligen. Ihr werdet sie nicht fragen können, sie ist nicht im Internet aktiv. Aber auch so kann man mir niemals irgendwas dahingehend unterstellen. Aber ich mag das Gendern nicht.

Ach, dann bin ich plötzlich ein Frauenhasser. Ganz toll. Behaltet bitte eure blödsinnigen Unterstellungen. Ich finde es halt schwierig, „Leser Innen“ zu sagen, „Leserinnen und Leser“ geht mir nun einmal besser von der Hand. Ja, Freunde, damit werde ich irgendwie alle eingefangen haben. Diese ganze Geschlechter-Nummer läuft doch ohnehin auf „Männlein“ oder „Weiblein“ hinaus. Ohne hier Streit anzuzetteln, würde ich einfach mal sagen, dass es nur diese Geschlechter gibt. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Das heißt doch aber nicht, dass ich irgendwas anderes nicht anerkennen würde, wenn es das gäbe. Aber ist das dann trotzdem so schlimm, dass eben nur von „Leserinnen und Lesern“ die Rede ist? Was wäre bei dem kleinen Teil derer, die sich weder als das eine noch als das andere definieren, gewonnen, schrübe man „Leser Innen“? Oder die Nummer mit Doppelpunkten, Sternchen und sonstwas für Dingen: Machen die unsere Sprache einfacher?

Und nochmal: Ich will hier niemanden ausschließen. Selbst bei Transpersonen, von denen ich die eine oder andere kenne, ist es so, dass sie äußerlich A-Hörnchen und innerlich B-Hörnchen sind und das – quasi – angepasst haben wollen. Aber es bleibt am Ende der Unterschied A-Hörnchen und B-Hörnchen. Was gäbe es denn sonst noch? Und nein, ich will nix hören von „XYZ identifiziert sich als Lampenschirm“, denn das ist herabwürdigend.

Sprache ist so wichtig

Sagt man nicht auch, dass Sprache identitätsstiftend ist? Wenn ich gendern müsste, würde die Sprache echt leiden. Ich werde nie vergessen, dass sie im Radio echt mal erzählt haben „Die weiblichen Studentinnen“ (ja, ohne Pause vor dem „i“). Zum gleichen Thema hieß es woanders „Die weiblichen Studie Renden“ (Ja, mit Pause). Und dann stellen wir uns unsere eingewanderten Azubis vor, wie sie Deutsch lernen. Die erklären uns doch für verrückt.

Und das ist es, was ich meine. Es kann sich doch jeder als das fühlen, was das Mensch (merk ihr selbst, oder?) ist. Am Ende bleibt aber dennoch die Biologie übrig. Und zurück zu den Transpersonen, die ich kenne. Die eine Person sagte klipp und klar, sie sei auf dem Weg vom Mädchen zum Mann. Die andere Person sagte klipp und klar, sie sei auf dem Weg vom Jungen zur Frau. Wozu soll ich mir irgendein Gendern angewöhnen, wenn ich doch beide mit den genannten Geschlechtern ansprechen kann?

Und was mir dabei so vollkommen schleierhaft ist: Wieso werden Frauen benachteiligt, wenn es das Gendern nicht gäbe? Meine Frau meint immer, dass sich viel zu viele Frauen einfach nur klein machen. Sie sagt, die Zeit der Prinzessinnen ist vorbei. Und sie sagt auch, dass es die Frauen spielend beweisen können, dass sie „eh die dickeren Eier“ haben. So! Sie braucht kein Gendern, das sage ich euch, wie es ist. Aber es gibt „Besserwis Sende“, die das bestimmt auch wieder nicht glauben.

Die werden jetzt sicher gleich auf diesem Artikel herumhacken. Macht mal euer Ding. Ich wollte einfach nur meine Sicht aufschreiben. Und ich wollte damit auch zeigen, dass kein Mensch – egal mit welchem Geschlecht – in irgendeiner Weise schlechter gestellt sein darf. Dass das passiert, ändert sich halt auch nicht durch das Gendern. Man müsste woanders ansetzen. Aber das ist ein anderes Thema.

Einfach mal weitersagen

23 Gedanken zu „Gendern – Muss das echt sein?“

  1. @henning-uhle.eu Au mann, jetzt werde ich immer, wenn ich das Verb »gendern« lese, eine hier sehr unübliche Aussprache des Verbs »kentern« im Ohr haben. 😅

      • @henning-uhle.eu Ich bin nicht aus Sachsen und klinge auch sehr anders, aber was mir schon persönlich unterstellt wurde, weil ich mich weigere, die jeweiligen Moden der sprachgefühllosen Sonderformen aus den Schulen für höhere Töchter zu benutzen, das war auch nicht von schlechten Eltern…

        Stattdessen habe ich mir angewöhnt, von Menschen zu schreiben, wenn jede Geschlechtsmarkierung unerwünscht ist. Das klingt wärmer und fällt gar nicht auf.

  2. Ich rede wie ich aufgewachsen bin. Ich esse auch noch immer Zigeunerschnitzel, weil ich denke bunte Soße, bunte Kleider: es geht nicht um die Menschen oder sie zu beleidigen.

    Aber wenn andere gendern, ist das für mich OK. Behörden und Beamte SOLLTEN gendern! Warum? Weil es Ur-konservatives Gut ist: Respekt. Gendern ist ein Zeichen des Respekts. Und jeder der gendern will, sollte es tun dürfen. Und ein Staat sollte seinen Bürgern immer Respekt zeigen.

    Und Demokratie basiert auf Toleranz. Tolerieren heißt ertragen, nicht mögen. Aber wenn es Anderen wichtig ist, sollte ein Demokrat es ertragen können.

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  3. Inklusive Sprache, also gendern oder Worte wie dey, xie, they oder so. Das kann man einfach lernen. Oder man lässt es.

    Ich hatte letztens eine Diskussion darüber, ob man eben so was wie „dey“ sagt bei nonbinarys. Ich habe dann gesagt, dass ich – vermutlich – niemanden kenne, der das ist. Falls ich aber darum gebeten werde, werde ich dieses Wort in their Gegenwart benutzen. Fertig.

    Ich benutze – auch in meinem Blog – in der Regel die männliche Normalform. Würde ich gendern, wenn mich jemand darum bittet? Ja. Bisher ist des den LeserInnen aber völlig hupe.

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    • Spannend in deinem Fall: Der Anteil nicht-binärer Menschen liegt realistisch zwischen 0,1 % und 0,5 % und selbst innerhalb der betroffenen Gruppen ist Gendern nicht unumstritten.

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  4. Sternchen und Doppelpunkte mach ich nicht mit, aber an Studierende hab ich mich gewöhnt, das klingt mittlerweile ganz normal. Auf „Besserwissende“ würde ich nie kommen, sowieso schreibe ich oft in einer Form, die das Ganze umgeht: Wer es besser weiß… Selten schreib ich mal spontan von Blogger/innen (siehe Namenslink), wenn ich mich grade in einem Umfeld (in diesem Fall Bloghexen, anfangs fast nur Frauen) bewege, das das nahe legt. Ist zwar gendertechnisch auch nicht korrekt, aber ich bin ja alt, emanzipationstechnisch in den 70gern sozialisiert… :-)
    Das „mitgemeint“ oft nicht reicht, hat mir eingeleuchtet, dazu gab es ja mehrere Studien, welche Bilder in den Köpfen entstehen, wenn von Ärzten und Ingenieuren die Rede ist.
    Die Aufregung um das Thema finde ich immer schon übertrieben. Soll doch jede/r schreiben, wie er/sie mag – aber genau solche Sätze vermeide ich in der Regel! :-)

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  5. Gendern, ein Thema welches gerade mal wieder heiß diskutiert wird, zumindest in der Bloggerszene. Auslöser war ein Beitrag von Oliver, welcher dem Gendern eher negativ gegenübersteht. Was da aber in den Kommentaren auf dem Blog, in anderen Blogs oder auf Social (?) Media abgeht, Du lieber Himmel. Natürlich gibt es auch andere Beiträge dazu, zum Beispiel vom Henning oder vom Horst. Weitere Beiträge findet Ihr zum Beispiel über Rivva. Einzig der Thomas ist in den Kommentaren und auf seinem Blog in eine sachliche Diskussion mit Oliver eingestiegen – so kann es doch auch gehen. Ja, Olivers Beiträge polarisieren gelegentlich. Vermutlich deshalb, weil er …

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  6. Die ursprüngliche Idee war gut gemeint – aber wie so oft… Ich finde, daß es den Lesefluß immens hemmt und mit der Zeit macht es den Lesenden oder Sprechenden (Riff elegant umschifft…) stumm, weil man viel zu lange überlegen muß, wie man formuliert – und dann läßt man es ganz. Orwell läßt grüßen.
    Außerdem ist es rechtschreibtechnisch eine Katastrophe – es gibt Ärzte und Ärztinnen, in der Gender-Version sind es dann Ärzt:Innen und das ist sprachlicher Bullshit.
    Kurzum, ich vermeide es und ich lehne es ab. Ich habe bei so manchem Blog aufgehört, mitzulesen, weil es mich störte und ich immer regelrecht ins Stolpern geriet.
    In meinem nahen Bekanntenkreis ist ein Paar, eine transsexuelle Person, eine bisexuell – also eigentlich die Zielgruppe, weswegen man (jaja…) sich das antut.
    Tja, die beiden finden es blöd, unnötig und sprachzerstörend.

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  7. „Gerndern“ im eigentlichen Wortsinn machen auch Menschen, die das sog. generische Maskulinum nutzen. Die dt. Sprache ist gegendert, aber jetzt sind eben Varianten in der Diskussion, die das bewusst tun. Neben Trans gibt es ja auch weitere Geschlechtsidentitäten, und wer bin ich es denen abzusprechen ihr Wunschpronomen zu nutzen. Ist für mich nicht so essentiell, aber wenn das für manche so ist, dann ist das für mich ok. Ich benutze ja auch deren Vornamen, wenn ich sie kennen lerne, auch wenn ich den vorher nicht kannte.

    Ich habe mit dem „Gendern“ auf der Uni angefangen, weil ich es ein spannendes Konzept fand und mir einige Studienergebnisse dazu zu denken gegeben haben, und nach 2-3 Monaten war es auch im Sprechen einfach drin.
    Auch wenn Sprache nicht alles erklärt oder ändert, bin ich zu der Überzeugug gekommen, dass bestehende Ungleichheiten (zB bei den Geschlechtern) nicht zufällig sind. Das ist nicht das einzige und nicht für alle das wichtigste. Sprache kann da ein Baustein sein, Bewusstsein und Repräsentation zu schaffen. Vllt hilft es, vllt nicht, die bisherigen Sprachversuche halte ich für nicht optimal, aber ich sehe es als Suchbewegung.

    Die Diskussion finde ich auch manchmal krass. Sowohl bei starken Bewührwortern als auch bei starken Gegnern. Ich glaube nicht, Leute sind „Frauenhasser“ oder negieren weitere Geschlechter, nur weil sie nicht inklusive Sprachformen nutzen. Aber ich habe auch das Gefühl, diejenigen, die Frauen abwerten wollen oder andere Geschlechter nicht anerkennen möchten, nutzen die Sprachdiskussion als Vehikel.
    Eine Pflicht zur Nutzung inklusiver Sprache gab es meines Wissens nicht (vllt in irgendwelchen Uniseminaren, aber das ist Hörensagen, kann ich weder bestätigen noch verneinen.). Niemand wird im Alltag dazu gezwungen, jedenfalls ist mir das noch nie passiert, obwohl ich in relativ „woken“ Kreisen verkehre. Im Gegensatz dazu habne nun schon mehrere Ministerien, etwa in Bayern oder Sachsen, Verbote ausgesprochen.

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  8. Und weil das auch in den Kommentaren vorkam: Bei Begriffen wie dem Z-Schnitzel verstehe ich die Aufregung auch nicht. Bei uns hatten zB in der Schule viele Leute Spitznamen. Und wenn mich ein Freund gebeten hat, diesen Spitznamen nicht zu verwenden, weil der verletzend ist, habe ich diesen Spitznamen gelassen.
    Bei mir ist beim Aufwachsen in den 80ern/90ern noch mitgeschwungen, dass diese Gruppe Menschen, die Z genannt wurden, irgendwie unheimlich, gefährlich, kriminell, jedenfalls nicht normal, seien. Da kann ich schon verstehen, dass Vertretungen dieser Gruppe diese (nicht selbst gewählte) Betitelung ablegen möchten.
    Trotzdem ist es ja auch nicht verboten oder steht unter Strafe, von Z zu sprechen, sondern höchstens in einigen Kreisen verpönt, das finde ich einen wichtigen Unterschied. So gesehen hat es für mich auf jedne Fall etwas mit Respekt zu tun

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  9. Danke für Deinen Beitrag 🙏
    Ich gender auch nicht und werde es auch nicht und ich tue mich auch als Frau angesprochen fühlen auch wenn man mich im Text oder so nur mit der männlichen Form anspricht. Ich finde auch es gibt wichtigere Dinge worüber wir diskutieren sollten als dieses Thema und wie Du schon sagst, dass Problem löst es damit nicht. Zudem finde ich muss man nicht immer was „neues“ empfinden, manchmal ist auch das altbewährte weiterhin gut, wenn du verstehst wie ich das meine. LG Edeline

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