Gesichtspalme #17 – Der veruntreute Hirte

Nein, ich wollte eigentlich nichts zur katholischen Provinzposse rund um den Bischof Franz-Peter Tebarz-van Elst schreiben. Einerseits nervt mich die Berichterstattung rund um die unsagbar überteuerten Umbaumaßnahmen in Limburg, dann habe ich ein eher kritisches Verhältnis zur katholischen Kirche, und andererseits habe ich zu wenig Einblick in die Machenschaften.

Aber es tut mir leid, ich kann jetzt nicht mehr an mir halten. Irgendwie ist auch mal wieder gut. Das Theater um den Bischof ist nun nicht so interessant, dass dies in Nachrichtensendungen noch vor brisanten politischen Entwicklungen Top-Thema und Hauptaufmacher in den Gazetten ist. Ich habe gesehen, dass es da inzwischen kritische Kommentare dazu gibt. Und da hake ich mich mal mit unter.

Mir kamen die ersten Meldungen über der veruntreuten Hirten von Limburg erst wie ein schlechter Witz vor, um die die Tagesschau und die BILD bis zum Ende der Koalitionsverhandlungen der Bundestagsparteien voll zu bekommen. Aber wann immer ich in den letzten Tagen mit Nachrichten konfrontiert wurde, wird mir immer mehr klar: Die meinen das wirklich ernst, dass die das so ernsthaft und umfangreich ausschlachten.

Das geht soweit, dass die Medien auch gern mal Pfarrer der Dorfkirche Hintertupfingen oder große Kardinäle oder gar kirchlich wohlgesonnene Politiker vor die erlauchten Kameras zerren. Und irgendwie ist das Thema doch jetzt einfach mal ausgelutscht. Wartet doch einfach mal ab, mit wie vielen Ohrfeigen der Bischof aus dem Vatikan heraus getrieben wird.

Klar, die Kirchen verlieren in Scharen Mitglieder, weil eben immer das Gerücht umgeht, dass „Die da“ doch eh machen was sie wollen und mit vollen Händen das Geld zum Fenster hinaus werfen. Aber muss man das jetzt immer und immer wieder thematisieren? Vor allem nicht mit einem solchen Gewicht pro Medienangebot.

Ich bin traditionell nicht sonderlich wohlgesonnen der Kirche gegenüber, vor allem der katholischen Kirche gegenüber. Ich bin kein „Ungläubiger“. Ich glaube an so etwas wie ein Schicksal. Aber mir sind Männer höchst suspekt, die in Kleidern fremdartige Lieder singen, der Liebe entsagen und imaginäre Figuren anbeten.

Ich gönne jedem seinen Glauben. Ob sie / er nun Christ, Buddhist, Jude, Angehöriger von Naturreligionen oder was auch immer ist, das ist völlig in Ordnung. Alles andere wäre ja auch Unfug und würde der freien Meinungsäußerung widersprechen. Aber so präsent muss man nun die katholische Kirche nicht machen, dass eine Provinzposse die nationalen Medien derart bestimmt.

Aber das müssen andere wissen. Jedenfalls bin ich der Meinung, dass solche Meldungen nicht so derart die Nachrichtenlandschaft bestimmen müssen. Wenn abschließend etwas bekannt ist, gehört ein Bericht darüber dazu. OK. Aber Sondersendungen, Hauptmeldungen und was weiß ich nicht – das ist unsagbar übertrieben. Deshalb bekommen die Medien diese Gesichtspalme. Amen.

HINWEIS: Mit diesem Artikel möchte ich keinem Gläubigen zu nahe treten. Ich schrieb ja bereits, dass ich jedem seinen Glauben gönne. Dieser Artikel ist eine reine Kritik an der Berichterstattung. Ich kritisiere noch nicht einmal das Verhalten von Tebarz-van Elst, weil ich hier einfach nur noch auf Durchzug schalte.

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