Gesichtspalme #18 – Vom St.-Martins-Fest

Bis zum Sommer diesen Jahres war meine Tochter Kindergartenkind. Sie ging ganz gern in ihren Kindergarten, der nach dem christlichen Helden St. Martin benannt ist. Und besonders freute sie sich immer auf das im November anstehende St.-Martins-Fest. Wie würde sie wohl reagiert haben, wenn das wahr wäre, was man so lesen konnte?

Die „Frankfurter Neue Presse“ hat darüber geschrieben, dass die Kita „Leimenkaut“ in der hessischen Stadt Bad Homburg v. d. Höhe das St.-Martins-Fest zum „Sonne-Mond-und-Sterne-Fest“ umbenannt haben soll. Sollten Sie ein Abo der Zeitung haben, können Sie den Artikel lesen, oder Sie werfen Münzen ein. Angeblich wäre das geschehen, um Rücksicht auf Mitglieder anderer Kulturkreise zu nehmen.

Für wen war diese Meldung ein Festmahl? Natürlich: Für den irgendwie auf der rechten Seite angesiedelten Blog „Politically Incorrect“, kurz „PI-News“. Ich schreibe bewusst „auf der rechten Seite“, ohne jemandem nahe treten zu wollen. Aber das ist genau das, was die Wikipedia über die Webseite schreibt. Ich denke, das sollte man wissen, wenn man solche Dinge ernst nehmen will.

Im entsprechenden Blog-Artikel zu dem schauderhaften Thema – die Webseite musste ja förmlich auf das Thema Bezug nehmen – heißt es natürlich bedrohlicherweise, dass bei dem „Sonne-Mond-und-Sterne-Fest“ „politisch korrekt“ mit Laternen durch die Straßen gezogen würde. Und am Ende würde es ein „heidnisches Feuer“ geben. Und dann malen sie den Teufel richtig an die Wand:

Das ist jetzt also so etwas wie ein Krippenspiel ohne Jesuskind, aber dafür mit Schlachten des Ochsen am Ende.

HINWEIS: Eigentlich wollte ich wegen der überall unterstellten politischen Gesinnung den Blog nicht verlinken, muss es aber wegen des Zitats dennoch tun.

Ein Aufschrei ging durch das Internet. Das Ende des Abendlandes wurde schon in Sichtweite vermutet. Die pösen, pösen Purschen von der Kita-Verwaltung dort in Hessen waren ja alles andere als verantwortungsbewusste Menschen und Erzieher. Und deshalb gibt es mal die Aufklärung dazu:

Das St.-Martins-Fest heißt natürlich in dieser Kita weiterhin nicht anders als „St.-Martins-Fest“. Es wird auch offiziell genauso genannt. Nämlich, und da wiederhole ich mich gern: „St.-Martins-Fest“. Der Name „Sonne-Mond-und-Sterne-Fest“ hat sich nur so unter den Eltern eingebürgert, weil man in der Kita traditionell eine Suppe mit Sonnen, Monden und Sternen als Einlage ausgibt. Woher ich das weiß? Von der Stadt Bad Homburg v. d. Höhe selbst.

Die Suppe bringe ich jetzt mal mit dem von PI-News in Szene gesetzten Ochsen in Verbindung. Denn selbst wenn man auf einem Dorffest Ochsen grillt, würde das weiterhin ein Dorffest sein und keine Ochsenfeier. Insofern lassen wir da schön mal die Kirche im selbigen Dorf.

PI-News bekommt für diesen merkwürdigen Artikel eine Gesichtspalme. Man muss nichts dramatisieren, was nicht dramatisiert werden kann. Das St.-Martins-Fest wird wohl immer so heißen, weil es eben in unserer Kultur so fest verankert ist. Ob man da nun den „richtigen“ Namen oder „Sonne-Mond-und-Sterne-Fest“ oder schlicht „Martinstag“ dazu sagt, ist doch eigentlich egal, oder?

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