Kostenlos-Mentalität: Es darf halt nichts kosten

Wie ich doch diese elende Kostenlos-Mentalität hasse. Also nicht wegen irgendwas, was ich mache. Sondern mehr so generell. Wieso darf nichts etwas kosten? Es gibt so viele, die als „Halsabschneider“ beschimpft werden, nur weil ihr Angebot eben nicht nichts kostet. Wobei: Es wird ja kaum etwas wirklich nichts kosten. Das muss man vor Augen haben, wenn man alles kostenlos haben will.

Was meine ich mit Kostenlos-Mentalität?

Der Begriff der Kostenlos-Mentalität ist durchaus dazu in der Lage, eine Art Schimpfwort zu werden. Gern erzählt man den Internetnutzern, sie seien Aasgeier und würden den armen Publizisten und überhaupt den Inhalte-Erschaffern die Butter vom Brot klauen. Ich glaube, ich habe das auch irgendwann mal – wenn auch entschärft, weil ich weiß, wie das wirkt – so gemacht. Unterm Strich hilft das aber niemandem weiter.

Ich dachte ja, ich schalte das bisschen Werbebanner ab, weil es eh nichts mehr einbringt. Inzwischen habe ich nur noch das Zählpixel der Verwertungsgesellschaft Wort, was nur den Besuch zählt, aber sonst nichts weiter macht. Ich habe wirklich damit gerechnet, dass das dann in irgendeiner Form honoriert wird. Aber das würde ja dann Geld kosten. Und für Inhalte im Internet hat im deutschsprachigen Raum noch nie jemand gern Geld ausgegeben.

Mir ist ja klar, dass mein bisschen Blog jetzt nicht zu den Elite-Publikationen gehört. Und deshalb habe ich mal geguckt, ob das irgendwelchen Anbietern ähnlich geht. Da sind die ganzen Apps: Mal ehrlich, wann haben wir denn das letzte Mal Geld für eine App ausgegeben? Oder die Sache mit diesem ominösen Patreon, was ich mal begonnen hatte: Unterstützung gibt es darüber auch so gut wie keine. Aber Leistung soll man gefälligst bringen. Zack zack!

Ja, aber: Zukunft kostet Geld

Wir freuen uns über Innovationen. Wie ist das mit der künstlichen Intelligenz und der virtuellen Realität? Wir warten alle darauf, dass das Alles nun alltäglich wird. Aber würden wir dafür auch Geld bezahlen wollen? Da muss so etwas wie eine „Killer-App“ her. Deren Entwicklung kostet eben auch Geld. Wer soll das denn bezahlen? Plötzlich schaut sich jeder suchend um. Irgendwer wird sich schon finden, nur halt eben ich nicht.

Für kaum ein zukunftsweisendes Format würde jemand groß Geld ausgeben. Livestreams, Virtual Reality, Augmented Reality, Messenger, Podcasts und so weiter und so fort: Geil, will ich haben, aber es muss kostenlos sein. Und hört mir alle auf mit eurer Werbung. Glaubt denn irgendwer, dass sich da noch irgendwer findet, der da irgendwas macht, wenn damit kein Geld zu verdienen ist und man komplett allein auf den Kosten sitzen bleibt?

Deshalb wird es auch künftig die Kostenlos-Mentalität geben. Publizisten werden auch künftig auf Werbung setzen und dafür verteufelt werden. Nutzer werden auch künftig Werbeblocker einsetzen und die Inhalte dann ohne Gegenleistung konsumieren. Und sie werden Publizisten auslachen und „Das ist doch deine Schuld, wenn du deinen Kram ins Netz stellst“ sagen. Es darf halt nichts kosten. So kann das mit der Zukunft aber nichts werden.

10 Replies to “Kostenlos-Mentalität: Es darf halt nichts kosten”

  1. Da stimme ich vollkommen zu. Leider wird das aber auch immer schlimmer.

    Spotify oder Netflix für 10 Euro im Monat finden viele schon extrem unangemessen. Eine CD oder DVD pro Monat kaufen wäre doch schon teurer. Gut, dann gehört einen die Scheibe. Aber wer guckt ernsthaft Filme oder Serien mehrmals?

    Und dann würde mich mal etwas zur Unterstützung des Blogs interessieren. Wobei bleibt bei Dir mehr „hängen“, PayPal oder Patreon? Kann man die PayPal-Unterstützung eigentlich auch als Abo einrichten?

    1. Bei PayPal bleibt eigentlich gar nichts hängen. Denn die Meinung ist: Warum für irgendwas zahlen, was ich gratis kriegen kann? Ob da eine Art Abo möglich ist, muss ich recherchieren. Bei Patreon kann man ja monatlich unterstützen. Ich habe da einen Patron, der mir pro Monat 2 Euro zukommen lässt.

      1. Ich meinte eher, welcher der beiden mehr Provision/Gebühren verlangt. Bei der „Spende“ möchte ich ja schließlich, das möglichst viel davon bei Dir ankommt.

        Andere Blogs setzen bspw. auf Steady, die 10% Provision nehmen.

  2. Kann ich nur zu 100% unterschreiben.
    Ich selbst biete auch digitale Produkte an, und verkaufe diese zwar auch, aber es gibt immer noch reichlich Leute die lieber eine halbe Stunde im Netz nach einer kostenlosen Variante suchen, statt mir 5 Euro für für ein Qualitätsprodukt in die Hand zu drücken.

    Die Leute verstehen einfach nicht wie viel Arbeit auch in einem digitalen Produkt steckt.

  3. Da stimme ich vollkommen zu. Leider wird das aber auch immer schlimmer.
    Spotify oder Netflix für 10 Euro im Monat finden viele schon extrem unangemessen. Eine CD oder DVD pro Monat kaufen wäre doch schon teurer. Gut, dann gehört einen die Scheibe. Aber wer guckt ernsthaft Filme oder Serien mehrmals?
    Und dann würde mich mal etwas zur Unterstützung des Blogs interessieren. Wobei bleibt bei Dir mehr „hängen“, PayPal oder Patreon? Kann man die PayPal-Unterstützung eigentlich auch als Abo einrichten?

    1. Hallo und sorry für die Verspätung, der Kommentar blieb im Spam stecken.

      Wo bei mir mehr hängen bleibt? Da mir PayPal gar nichts einbringt und ich einen Patron bei Patreon habe, ist es halt letzteres. Aber es ist alles nicht der Rede wert.

    2. Manche Filme gucke ich mehrmals oder mit anderen, wenn ich sie wirklich gut finde. Die Mehrheit tatsächlich nicht. Aber die Preise von 10 € pro Monat bei Netflix finde ich aus einem anderen Gründen daneben. Der eine ist, dass ich höchstens einen bis zwei Filme im Monat schaue und nicht gezwungen sein möchte, für etwas das zu zahlen, das mir die meiste Zeit keinen Mehrheit bietet, abgesehen davon, dass ich es theoretisch nutzen könnte. Das ist das Modell von Audible z.B. viel besser, da ich die Hörbücher zumindest sammeln und später anhören kann. Damit wären wir beim zweiten Grund: Wenn ich schon 10 € im Monat bezahle, dann möchte ich die Filme sehen, die ich sehen möchte, und nicht die, die Netflix für mich ausgesucht hat. Als ich Netflix ausprobiert habe, musste ich feststellen, dass 80% der Filme, die ich auf meine Watchlist gesetzt hatte, zwei Monate später nicht mehr verfügbar waren. Die logische Folge war, dass ich das Abo sofort gekündigt habe. Für sowas hirnrissiges zahle ich keine 10 € im Monat. Da kann ich auch Fernseh gucken.

      Es geht also auch nicht um „Kostenlos-Mentalität“ sondern schlicht darum, dass der Anbieter Netflix daran gescheitert ist, ein Angebot zu machen, das für mich attraktiv ist.

  4. Nun, das Problem bei Zeitungen sehe ich nicht in der Paywall an sich, sondern wenn es denn etwas kostet an den völlig überzogenen Preisen, die man dann auch noch pro publikation bezahlen soll. Die Zeitungen das Internet nicht verstanden, wenn sie glauben, jemand liest im Internet regelmäßig eine einzelne Publikation. Meist findet man einen Artikel irgendwie und will den dann lesen. Ich soll also entweder meine Lebenszeit für Werbung opfern, oder aber Monatlich 5+ Euro zahlen. Zu beidem bin ich nicht bereit.

    Überleg mal, was eine Website sonst an Werbung verdient, unter der Prämisse das niemand einen Werbeblocker nutzt: Das sind wenige Cent pro Besucher, nicht 5 Euro im Monat. Anstatt also weiterhin wie aufgescheuchte Hühner auf die böse Welt zu schimpfen und nach dem Gesetzgeber zu brüllen, wie es auch die Musikindustrie immer wieder tut, wäre es mal an der Zeit, ein Geschäftsmodell zu entwerfen, das für den Kunden annehmbar ist, denn darum geht es in der Marktwirtschaft: Anbieter und Abnehmer müssen sich auf einer Basis begegnen, die für beide vorteilhaft ist.

    Ich sage dir mal, was ich mir vorstellen könnte: Die Zeitungen, die ja eh schon meist in einer Verwertungsgesellschaft organisiert sind, wenden sich an diese, und erarbeiten gemeinsam ein Modell, bei dem der Gelegenheitsleser ein Abo zu einen vernünftigen Preis abschließen kann (nicht mehr als 3 bis 5 Euro im Monat), dafür dann aber alle Online-Artikel von allen Online-Zeitungen jederzeit lesen kann, nicht nur die einer einzigen. Zur Zeit würde ich eher fünf Euro für einen Werbeblocker als für eine Zeitung zahlen, denn der Werbeblocker wirkt überall.

    1. PS: Wenn ich die Wahl habe zwischen einer App mit Werbung und einer App ohne Werbung zu einem vernünftigen Preis, entscheide ich mich IMMER für die ohne.

      1. Hallo „Bachsau“,

        das stimmt alles soweit. Aber ich als Anbieter muss da mal fragen: Was wäre denn ein Geschäftsmodell, was für dich annehmbar wäre? Ich habe viel bei mir herum probiert. Eine Paywall – egal zu welchem Preis – wird schlichtweg nicht bei einem Blog angenommen. Die Ausrede lautet dann: „Ist doch bloß ein Blog. Dann sind die doch selbst schuld, wenn die was ins Internet stellen und nix daran verdienen.“ – Das kann es aber irgendwie nicht sein. Was also dann?

        Das Thema Werbeblocker kann man hier im Blog ausführlich nachlesen. Ich stehe dem Ganzen skeptisch gegenüber. Nicht, weil ich die verteufle. Mir sind die doch egal, weil ich eh keine Werbung geschaltet habe, die blockiert werden würde. Nein, die meisten arbeite ja mehr oder weniger eng mit AdBlock / AdBlock Plus zusammen. Und dieses Konglomerat ist doch eher ein Werbenetzwerk als ein Werbeblocker.

        Ich sag mal, was ich so mache, obgleich mir klar ist, dass das nicht für alle möglichen Webseiten übertragbar ist. Ich bin registrierter Autor bei der Verwertungsgesellschaft Wort. Von dort bekomme ich Jahr für Jahr Tantiemen für Artikel, die lang genug sind und bei denen genügend Aufrufe durch das Zählpixel gezählt wurden. Niemand wird ausspioniert, es wird nix gespeichert. Und die Tantiemen fallen eh an. Aber selbst dafür wurde ich kritisiert.

        Komme ich dann mit dem Thema „Dann sponsert mich doch über den PayPal-Button da unten“, werde ich regelrecht ausgelacht. Und dann sind wir bei der Kostenlos-Mentaliät. Wie sollen sich also Webseiten finanzieren, wenn sie nichts einnehmen dürfen? Beißt sich da die Katze nicht in den Schwanz? Sag es mir.

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