Kunterbuntes Leipzig wird 2016 zum Zentrum der Katholiken

Leipzig ist ja wirklich kunterbunt. Irgendwie immer schon gewesen. Gut, „früher“ – also vor der so genannten „Wende“ – war Leipzig eher grau. Aber inzwischen ist es in Leipzig hauptsächlich bunt, wohin man guckt.

Und Leipzig nimmt sich sowas von wichtig. Für den Nabel der Welt hält man sich hier mitunter. Und das inklusive Drogen- und Beschaffungskriminalität, lebensfeindlichen Löhnen in bestimmten Branchen, mit sozialen Brennpunkten und stark konkurrierenden politischen Ansichten. Da passt der Katholikentag 2016 gut ins Bild, denn vielleicht ist bis dahin die Ahmadiyya-Moschee in Leipzig-Gohlis fertig.

Ich schreibe einfach mal drauflos, was mir so zu den angerissenen Themen einfällt. Das muss einfach mal gesagt werden.

Bunter Fußball

Bunter Fußball bestimmt so allmählich das Sportgeschehen in Leipzig. Mal ganz davon abgesehen, dass der HC Leipzig sehr erfolgreich Handball spielt oder die Ice Fighters auch sehr attraktiv im Eishockey unterwegs sind. Aber man ist halt der Meinung, dass der Fußball das Wichtigste in Leipzig ist. Und der Fußball ist eben bunt, und jede Farbschattierung hält sich für die Wichtigste.

Da gibt es den 1. FC Lokomotive Leipzig. Finanziell immer wieder am Ende, die Fans sind teilweise nicht als Fans zu bezeichnen, die Tradition ist seit etwa 10 – wenn nicht gar 20 – Jahren gehörig im Eimer. Aber trotzdem wird man nicht müde zu behaupten, dass Leipzig blaugelb sei.

Und es gibt diese eigenartigen Gruppierungen im Leipziger Westen, die BSG Chemie Leipzig und die SG – wenn sich der Name nicht gerade wieder ändert – Sachsen Leipzig. Beide beanspruchen für sich die Farben Grün und Weiß. Und folgerichtig sagen die Anhänger der beiden niederklassigen Klubs, dass Leipzig grünweiß sei.

Von beiden Klubs wird der Prestige-Verein RB Leipzig verteufelt. Wie dem auch sei, die Mannschaft lockt zu jedem Heimspiel irgendwie über 10000 Zuschauer ins Stadion und sorgt für jede Menge Gesprächsstoff als Zweiter der Dritten Liga. Und damit könnte man – wenn man bei Farbschemen bleiben wöllte – vom erfolgreichsten Verein der Stadt sagen, dass Leipzig dann eben rotweiß wäre.

Bunte Politik

Sie kommen mehrfach orange daher, können mehrfach mit Rot glänzen, und Grün spielt auch eine Rolle, so wie auch Gelb. Die Piraten spielen im Leipziger Stadtrat keine Rolle. Eine bunte Stadt wie Leipzig würde aber gut aussehen, wenn diese Partei zumindest hier mehr gewürdigt werden würde. Aber sie haben sich auch mit vielen Lächerlichkeiten wie einem orangen Maßanzug herumgeschlagen.

Die anderen Orangen sind die Leute der CDU. Die sind Junior-Partner einer großen Koalition, die es seit der ersten Kommunalwahl nach der Wende gibt. Diese große Koalition besteht aus SPD und CDU, geduldet durch DIE LINKE und zum Teil durch DIE GRÜNEN. Viel wurde gemacht. Die Stadt wurde umgegraben, und alles durch die Ja-Sager in Orange.

Die Roten sind einerseits die SPD mit Oberbürgermeister Burkhard Jung und andererseits DIE LINKE. Man kritisiert sich aufs Schärfste – für die Medien und das Wahlvieh – und unterstützt sich gegenseitig zur Durchsetzung großer Vorhaben. Die große soziale Komponente, die bei beiden eigentlich dominieren sollte, spielt zu wenig eine Rolle, da sonst die Schul- und Kita-Situation besser wäre, es mehr Streetworker geben würde, um die Drogen- und Beschaffungskriminalität in den Griff zu bekommen usw. Wenigstens wurde ein Tunnel gebaut.

DIE GRÜNEN in Leipzig machen wie die FDP einen auf Opposition im Stadtrat. Aber eine wirkliche Opposition stellen beide nicht dar. Man plappert flügelschlagend daher und fordert Nachtflugverbote oder eben auch eine Verschlankung der Stadtverwaltung. Aber sie reden nur, haben aber zu wenig Meinung auf ihrer Seite. So gehen eben immer wieder die Kabinett-Stückchen im Stadtrat über die Bühne.

Und außerhalb des Stadtrats toben immer wieder Grabenkämpfe der radikalen Truppenteile. Aber das ist ja wohl irgendwie woanders auch so, oder?

Bunte Feste

Es gibt jede Menge Feste in Leipzig. Das zentrale Stadtfest, Stadtteilfeste, Feste zu sonstigen Anlässen, Wagner-Feste, Feste zur Völkerschlacht usw. Aber das wirklich zentrale Fest in Leipzig ist unser weltweit bekannter Karneval. Einmal im Jahr ist Leipzig wie Rio de Janeiro.

Ja, das Wave Gothic Treffen ist bunt. Natürlich sieht man jede Menge Schwarz. Aber es gibt tausenderlei andere Farben. Und so bunt wie die Kleidung, so bunt ist auch das Treiben und ist auch die Musik. Jedes Jahr wieder wird Leipzig von diesem zutiefst friedlichen Mob heimgesucht.

Man wirft dem Ganzen vor, dass durch das Wave Gothic Treffen die Drogen nach Leipzig kamen. Ich meine, machen wir uns nichts vor, natürlich werden auch auf diesem Festival Drogen konsumiert und vertickt. Aber die Drogenproblematik hat sich parallel entwickelt. Meiner Ansicht nach hat das Eine mit dem Anderen nichts zu tun.

Bunte Religion

Leipzig hat ziemlich viele Kirchen. Bekannte wie unbekannte. Die bekanntesten sind die Thomaskirche und die Nikolaikirche. Keine Frage. Eine wurde im Krieg schwer getroffen und dann zugunsten der Universität gesprengt, nämlich die Universitätskirche. Aber wir können festhalten: Kirchen gibt es in Leipzig genügend.

Nun wird ja die Ahmadiyya-Moschee gebaut. Ich habe darüber geschrieben und werde mich nicht wiederholen. Es gibt sogar Aufklärungsfahrten nach Berlin-Heinersdorf, bei denen über Ahmadiyya aufgeklärt wird. Nur die Gegner der geplanten Moschee sind nicht bei diesen Fahrten dabei. Irgendwie seltsam, oder?

Nun wird im Jahr 2016 etwas eigenartiges passieren. Leipzig ist mehrheitlich konfessionslos bis evangelisch, soweit ich das so gesehen habe. Wenn das anders ist, korrigieren Sie mich bitte. Und im Jahr 2016 findet der Tag der Katholiken in Leipzig statt. Ausgerechnet der 100. Katholikentag.

Nicht, dass ich etwas dagegen hätte, im Gegenteil. Ich finde, dass das eine große Ehre für das kunterbunte Leipzig ist. Aber mir fällt bei katholischer Kirche nicht unbedingt Leipzig als Nabel der Welt ein, Köln, München oder Hamburg dann schon eher. Aber mir soll’s recht sein.

Prachtbau für die 4%

Was mir nicht recht ist, steht im Weltnest. Plötzlich fällt der Stadt und der Katholischen Kirche ein, dass man dafür doch einen adäquaten Kirchenbau braucht. Und den hat man in Leipzig nicht. Und also muss der wohl gebaut werden.

Die Leute von Ahmadiyya lässt man am langen Arm Leipzigs verhungern, weil es keine glasklaren Regeln gibt. Und andererseits plant man einen Kirchenneubau. Haben wir denn keine katholische Kirche in Leipzig? Mir fiele da die von der Architektur her höchst umstrittene Propsteikirche St. Trinitatis ein, die nächstes Jahr fertig werden soll.

Der Prachtbau, der den 4% der Leipziger, die katholischen Glaubens sind, als Gotteshaus dienen soll, wird nun direkt von Papst Franziskus gesponsert. Heißt das dann, dass die Leipziger Katholiken in der Analogie der oben genannten Lok-Anhänger Event-Fans sind? Wie auch immer, wie viel Geld auch immer woanders herkommt, schöner wird das hässliche Gebilde trotzdem nicht.

Nun gut, den Tempel brauchen wir dann, um die Scharen von Katholiken im Jahr 2016 willkommen zu heißen. Dafür ist er auf alle Fälle gut. Aber Leipzig bleibt auf dem Bau dann sitzen. Und glauben Sie mir: Der wird hässlicher als die verschrieene Ahmadiyya-Moschee.

Wer weiß, vielleicht soll St. Trinitatis dann auch als Mekka für die vielen Science Fiction Fans Leipzigs dienen? Das hat André Herrmann im Weltnest wunderbar herausgearbeitet. Dann hätte das Ding dann wenigstens einen Grund, so groß und hässlich sein zu müssen. Wer weiß, vielleicht benennt man die Kirche dann um in „Deep Space Nine“?

Buntes Leipzig

Leipzig ist – wie gesagt – immer schon bunt gewesen. Die Vielfalt macht es. Das macht Leipzig lebens- und liebenswert. Zum 100. Katholikentag wird Leipzig ein großes kirchliches Fest feiern. Mit einer potthässlichen Kirche, einer Moschee, bunten und schrägen Vögeln und ein paar colorierten Fußball-Vereinen. Das könnte was werden, oder?

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