Leipzig-Ecken: Oktober-Sommer am Störmthaler See

Aufgrund des östlichen Hurrikans Ophelia haben wir ein ungewöhnlich warmes Wetter in Mitteleuropa. Und so unternahmen wir einen Ausflug zum Störmthaler See. Es war das erste Mal, dass ich an diesem See war. Gleichwohl kenne ich die Gegend. Allerdings noch völlig anders. Mir ist das Gebiet des Sees noch als Tagebau-Gebiet bekannt, und als Heranwachsender fuhr ich dort relativ nah an großen Baggern mit dem Fahrrad vorbei und beobachtete die teils gespenstisch anmutenden Monster. Nun ist dort Wasser, und wir waren dort.

Hurrikan Ophelia

Anfang Oktober bildete sich am Ende einer großen Kaltfront im nördlichen Atlantik ein Tiefdruckgebiet, das nicht tropischen Ursprungs war. Davon driftete eine Front ab, und der entstandene Sturm wurde subtropisch. Und der wurde dann Stunden später zum tropischen Sturm Ophelia hochgestuft. Zwei Tage darauf wurde der Sturm zum Hurrikan erklärt und wuchs überraschend bis zur Kategorie 3 an. Ophelia ist der östlichste Sturm, der diese Stärke überhaupt erreichte.

Da sich dieser Sturm an der Nordwest-Küste Afrikas entlang hangelte und sich westlich von Portugal, Spanien und Frankreich zu den britischen Inseln bewegt, brachte Ophelia ungewöhnlich warmes Wetter nach Mitteleuropa. Jeder hat das sommerliche Wochenende mitbekommen. Während wir aber schwitzen, bereitete sich Irland auf einen der schwersten Stürme der Geschichte vor. Dieses seltsame Wetter jedenfalls nutzten wir, um im Freien Sonne zu tanken und das Wochenende zu genießen.

Der Störmthaler See

Der See gehört zum Leipziger Neuseenland. Hierbei handelt es sich um Tagebau-Restlöcher, die rekultiviert und zu Seen umfunktioniert wurden. Im Jahr 1994 wurde der Tagebau Espenhain südlich von Leipzig eingestellt. Zwei Jahre später fuhr der letzte Kohlezug, und 1997 sprengte man die Abraum-Förderbrücke. Seit 2001 wurde dann das Restloch mit Wasser gefüllt. Das geschah auf natürliche Weise. Verwendet wurde Sümpfungswasser der Tagebaue Profen und Vereinigtes Schleenhain.

Dem Tagebau fielen etliche Orte zum Opfer. Am bekanntesten wurde der 3000-Seelen-Ort Magdeborn. Mit seinen Ortsteilen Göhren, Sestewitz, Dechwitz, Kötzschwitz, Gruna, Göltzschen und Tanzberg wurde die Gemeinde nach 1960 umgesiedelt und verschwand um 1980 im Tagebau. In Erinnerung an Magdeborn existiert auf dem See die schwimmende Insel Vineta, die dem Kirchturm der Magdeborner Kirche nachempfunden ist. Einzig übrig geblieben ist ein Baum der Ortschaft Gruna, die „Überlebens-Kastanie Gruna“.

Der See besteht aus dem ehemaligen „Baufeld Ost“ und einem südlichen Ausläufer fast bis nach Espenhain und einem nördlichen Ausläufer bis nach an die Autobahn A 38. Das namensgebende Störmthal befindet sich nordwestlich des Sees. Wo sich zu Zeiten des Bergbaus die „Tagesanlagen Gruna“ befanden, findet seit dem Umzug im Jahr 2010 das Highfield-Festival statt.

Was bietet der See?

Na klar, der Störmthaler See bietet jede Menge Wasser. Er ist ein beliebtes Badegewässer. Darüber hinaus verfügt der See über eine Marina. Mitten auf dem See befindet sich die Vineta, die per Fähre erreicht wird. Auf dem Gebiet Gruna befindet sich ein großer Imbiss mit der Abfahrsstelle der Fähre. Und ein Stück weiter östlich haben wir ebene jene Marina mit dem Lagovida-Ressort. Man kann all das über die Straße „Alte F95“ erreichen, weil die frühere Fernverkehrsstraße 95, die heutige B 95 vor dem Tagebau dort entlang führte und im Zuge des Bergbaus einen neuen Verlauf erhielt.

Am Nordwest-Rand des Sees direkt an der A 38 finden wir den Bergbau-Technik-Park, wo die damaligen Förderanlagen und Kohlezüge und dergleichen ausgestellt sind. Zum benachbarten Markkleeberger See gelangt man mit dem Boot durch einen Kanal unter jener Autobahn hindurch und durch eine Schleuse am Kanupark. Alles in allem bietet der See nicht nur Erholung, Wassersport und Gastronomie, sondern auch einen Einblick in die Zeit des Bergbaus, zum Beispiel durch die Statue „Bella Gruna“. Und so ist der See einen Ausflug wert. Wir haben es nicht bereut.

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