Leipzig: Wenn man in der neuen Straßenbahn friert

Der Tramino vom polnischen Hersteller Solaris wurde ja hoch gelobt. Allerdings hat alles Licht auch immer Schatten. Und so gibt es derzeit mal wieder Diskussionen um die XL-Straßenbahnen. Ja, mal wieder. Denn es ist nicht das erste Mal, dass da mit den „Bimmeln“ nicht alles glatt läuft. Da gelangt man in Erklärungsnot. Und so geht es derzeit den Leipziger Verkehrsbetrieben.

Hightech auf Schienen

Der Tramino, der bei den LVB den wohlklingenden Namen NGT10 (XL) trägt, ist ein Hightech-Wunderwerk. Hoch komplexe Technik kommt zum Einsatz, was zur Folge hat, dass Straßenbahnfahrer an dem neuen Modell geschult werden müssen. Es ist bei weitem nicht mehr so, dass ein typischer Straßenbahnfahrer jede „Bimmel“ fahren kann. Mitte Juli 2017 ging das erste Fahrzeug in den Linienbetrieb auf der Linie 4 in Leipzig.

Irgendwann kurz danach bin ich mit der Bahn gefahren. Das mache ich ja sonst nicht. Aber durch meine Armverletzung aus dem Mai war ich dazu gezwungen. Und was soll ich sagen? Die Klimaanlage funktionierte nicht, und die Fenster ließen sich nicht öffnen. Ich musste fluchtartig den Wagen verlassen. Das Ganze war wohl ein Fehler in irgendwelchen Einstellungen, die wohl gleich behoben wurden.

Es kam auch zu anderen technischen Störungen an dem Fahrzeug. Ich kann mich daran erinnern, dass der Tramino eine Weile komplett aus dem Verkehr gezogen wurde. Die Software spielte wohl verrückt, und man musste sie aktualisieren. Und im Herbst war es dann so weit, dass man die Bahn regelmäßig im Stadtgebiet sah. Es waren wohl alle Probleme ausgeräumt. Bis es dann auf wundersame Weise im Winter kalt wurde.

Frierende Fahrgäste

Nur mal zur Klarstellung: Der Tramino ist stimmig, es sieht alles gut aus, lässt sich vom Fahrgast gut bedienen, es ist alles gut erreichbar. Aber die Straßenbahn ist eben hoch komplex, wie ich oben schrieb. War es im Sommer übermäßige Hitze durch die ausgefallene Klimaanlage bei den großen Fenstern, so ist es nun die Heizung. Die ist nicht etwa ausgefallen. Aber das System ist nicht richtig eingestellt. Den Fahrgästen ist oftmals kalt.

War es im Sommer ein Ausfall der Temperierung, so ist es nun die komplexe Steuerung derselben. In den Straßenbahnen kommt ein System zum Einsatz, das sich an der Anzahl der Fahrgäste orientiert. Das würde wohl, wenn es richtig eingestellt ist, 30 – 40 Prozent Energie sparen und die CO2-Belastung senken. Deshalb hatten sich die LVB für dieses ambitionierte System entschieden. Aber es gibt eben Probleme mit der Einstellung. Hier fehlen wahrscheinlich Erfahrungswerte.

Fahrgäste der LVB, die mit dem Tramino unterwegs sind, müssen sich aber keineswegs darauf einstellen, dass die Straßenbahn ständig zu kalt ist. Man muss ja erstmal ein komplettes Jahr die Straßenbahn betreiben, um bei den Wettergegebenheiten in und um Leipzig die richtigen Einstellungen zu treffen. Denn niemand will frieren oder schwitzen, wenn man mit der Straßenbahn in Leipzig unterwegs ist. Stufen wir es also als „Kinderkrankheiten“ oder Anlaufschwierigkeiten ein. Das wird sich alles geben.

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