Liegt die Zukunft der Zeitungen hinter einer Mauer?

Ich bin jetzt über verschiedene Artikel in den altehrwürdigen Medien gestoßen, die darüber fachsimpeln, wie einmal die Zukunft der Online-Ausgaben der Zeitungen einmal aussehen kann. Da spricht Mathias Döpfner, der Chef des Axel Springer Verlags, oder da wird über die Neue Zürcher Zeitung geschrieben.

Was wird nun also die Zukunft der Zeitungen sein? Ich habe das einmal kurz zusammengetragen. Und es ist gar nicht so schlimm, wie man sich das vielleicht vorstellt.

Der Axel Springer Verlag in Person von Mathias Döpfner war in der Vergangenheit immer wieder im Jammertal. Man würde sich kostenlos an den Online-Inhalten des Verlags bedienen. Der Verlag würde an den Online-Inhalten nichts verdienen. Alles ist so schlecht.

Jetzt muss man natürlich auch in diese Betrachtung mit einfließen lassen, dass zum Axel Springer Verlag die Zeitung mit den großen Buchstaben und barbusigen Damen gehört. Soweit ich es mitbekommen habe, denn ich kaufe diese Zeitung aus Prinzip nicht, sind die Inhalte dort einzig und allein zur Stimmungsmache gut. Übertragen auf die Online-Inhalte, zeichnet sich das Bild konsequent fort. Nur dass man online gar nicht mehr feststellen kann, was Inhalt und was Werbung ist.

Die angeblich so seriöse WELT als große Schwester wird oft so hingestellt, als sei sie so viel besser als die bunte Zeitung mit den 80 Meter hohen Überschriften. Aber sie scheint auch nur einzig und allein der Verbreitung von Meinungen der diversen Chefredakteure zu dienen. Und das alles ist gepaart mit unsagbar viel Werbung.

Solche Angebote will Mathias Döpfner hinter einer so genannten Paywall verstecken. Das soll dann in etwa so aussehen, dass man einige Inhalte wohl noch einfach so sehen kann. Für den Großteil der Inhalte soll allerdings so etwas wie ein kostenpflichtiger Login notwendig werden. Mit solchen Maßnahmen will der Vorstandschef von einem der größten Verlagshäuser Europas das Online-Geschäft vorantreiben.

Richtig, er will es vorantreiben. Es geht nicht darum, es überhaupt ins Rollen zu bringen. Es gibt bereits Geschäft. Es soll halt nur mehr werden. Auf 50% soll der Anteil der Online-Medien am Konzernumsatz steigen, ohne dass der Umsatz mit den Papiermedien nachlassen soll.

Genannt werden solche Angebote wie Die-Zeitung-mit-den-großen-Buchstaben, die WELT ONLINE, Stepstone oder Zanox. Die Zeitungen sind ja recht vielen ein Begriff. Bei Stepstone handelt es sich um eine der größten Jobsuchmaschinen der Welt. Und Zanox ist ein Anbieter von Online-Marketing. Hinzu kommt noch das Angebot Immonet, einer Suchmaschine für Immobilien.

Im Interview mit Reuters holt Mathias Döpfner den Stinkefinger gegen Google heraus und Reuters pflichtet ihm bei. Redakteurin Nadine Schimroszik schreibt über das Interview und schreibt folgendes in ihrem Artikel:

Vor allem Google ist in den vergangenen Jahren zu einem Synonym für die Kostenloskultur im Web geworben, die dem Vorstandschef des „Bild“- und „Welt“-Herausgebers arge Kopfschmerzen bereitet.

Genau das ist ja gar nicht wahr. Vielmehr sind doch die Verlage das Synonym dafür geworden, kostenlos Besucher und demnach potentielle Werbebanner-Anklicker von Google geliefert zu bekommen. Sie tauchen meist sehr hoch gelistet im Google-Index auf, und die werbefreien und damit unprofitablen Google News bestehen zum großen Teil aus kostenlos zur Verfügung gestellten Empfehlungen für Verlage. Daraus Raffgier für den Internet-Giganten abzuleiten, finde ich ein Stückweit dreist.

Das Angebot „Jetzt“ von der Süddeutschen Zeitung frohlockt zum Beispiel über die Neue Zürcher Zeitung, jener schrulligen und leicht merkwürdigen großen Zeitung aus der Schweiz. Die Bayern schreiben freudig darüber, dass die „NZZ“ nun komplett überarbeitet wird und dann die richtigen Inhalte hinter einer Paywall verschwinden.

Wer die Zeitung mag (ich las immer wieder Teile der Online-Version und bin nicht überzeugt), der darf dann ein Online-Abo abschließen, um hinter die Paywall zu kommen. Kosten soll das Ganze dann 428 Franken (etwa 354 Euro) im Jahr. Und da ist der Knackpunkt: Muss ich das Geld ein Jahr im Voraus bezahlen, nur um festzustellen, dass hinter der Mauer nichts als Schrullen auf mich warten?

Angeblich ist das Angebot wohl angenommen worden. Vielleicht sind die Inhalte ja auch besser geworden. Vielleicht ticken die Schweizer ja auch anders als die Deutschen. Das große Problem ist doch, dass es an den Inhalten hapert.

Krawalljournalismus wie von der Die-Zeitung-mit-den-großen-Buchstaben möchte ich nicht auch noch bezahlen müssen. Und was ist denn dann mit den Werbebannern, den Werbebanderolen, den Popups, den ganzen bunten Bildchen, die den Verlags-Angeboten Einnahmen bescheren? Verschwinden die dann? Nicht, dass die Zukunft so aussieht: Eine Startseite mit einer einleitenden Übersicht, und nach dem kostenpflichtigen Login bekomme ich dann die gleichen miesen und mit Werbung überfrachteten Seiten wieder zu Gesicht. Dafür braucht keiner eine Paywall.

Udo Vetter, Rechtsexperte, hat gestern folgende Frage gestellt:

Und ich sage hierzu ganz einfach mal: Nein, ich würde mich nicht beschweren. Google würde sich auch nicht beschweren. Ich müsste nicht mehr über schlechte Online-Artikel mit zu viel Werbung stolpern, und Google müsste die Artikel nicht mehr indexieren. Damit hat sich dann auch das Leistungsschutzrecht, also die Lex Google, auf einen Schlag erledigt.

Was sagen Sie? Würden Sie es gut finden, für Inhalte des Axel Springer Verlags künftig Geld zu bezahlen? Würde Sie es überhaupt stören, nicht mehr ohne weiteres Springer-Inhalte lesen zu können? Unten im Kommentarbereich können Sie gern mitdiskutieren.

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