Mein Schicksal: Nazi, weil aus dem Osten

Es kotzt mich einfach nur maßlos an, was sich manche Mitbürger dieses Landes heraus nehmen. Entschuldigung, wenn ich diese drastische Formulierung verwende. Aber es kann doch einfach nicht angehen, dass ich als Nazi bezeichnet werde, nur weil ich aus dem Osten bin. Mir ist es völlig egal, ob das persönlich gemeint war. Das ist so ein Schmutz, den man sich da antun muss, nur weil man östlich der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze geboren und aufgewachsen ist. Ehrlich, das nehme ich nicht hin.

Der Auslöser

Eine vielleicht nicht mal ernst gemeinte Grafik machte über Twitter die Runde. Es geht darum, wie man denn am besten Deutschland aufteilen kann. Man teilt in Aldi-Nord und Aldi-Süd. Man teilt in Dialekte, in die Art und Weise des Redeschwalls und die politische Gesinnung. Und der Osten ist – bis auf Berlin – komplett braun. In der darunter aufzufindenden Legende sehen wir: „nazis“. Im Osten alles Nazis, ist klar. Falls Sie die Grafik nicht vollständig sehen, müssen Sie ein bisschen auf der Grafik herum klicken.

Diese Grafik wurde mehr als dreieinhalbtausend Mal geteilt. Fast achttausend „Likes“ hat diese Grafik eingesammelt. Wie gesagt, sie mag nicht ganz ernst gemeint sein. Wenn Sie links oben hinschauen, dann sehen Sie, dass man Deutschland in schöne Natur und Städte, in hässliches Ödland und in Hannover aufteilt. Oder rechts unten sehen Sie, dass man Deutschland in Gegenden aufteilen kann, die Witze über ein nicht existierendes Bielefeld, und in Gegenden, die diese Witze hassen, aufteilen kann. Das stelle ich nicht in Frage. Mir geht es darum, dass ich nicht als Nazi betitelt werden will.

Das Los der Ostdeutschen

Wir haben hier im Osten mit rechtsradikalem Gesocks zu tun. Wir wissen hier im Osten, was es alles gibt. Jena und Zwickau waren der Grundstein für den Nationalsozialistischen Untergrund. Im anhaltinischen Dornburg gab es einen Fußballclub, dem da so einiges nachgesagt wurde. Erinnern wir uns an Rostock-Lichtenhagen. An die Gruppe Freital. An brennende Asylunterkünfte. Denken wir an die Aussage von Björn Höcke (AfD), der das Holocaust-Denkmal als „Mahnmal der Schande“ bezeichnet hatte. Das ist alles wahr. Und noch vieles mehr.

Der allergrößte Teil der Ostdeutschen hat aber mit diesem ganzen abscheulichen Mist nichts, aber auch gar nichts zu tun. Wenn man da eine Grafik im Internet herumreisen lässt, auf der der deutsche Osten als Naziland veranschaulicht wird, ist das diskriminierend und geschmacklos. Man mag mich dahingehend als humorlos bezeichnen. Aber ich bin kein Nazi.

Ich wähle auch keine rechtsdrehende Partei, ich teile nicht die Meinung „Islamisierung des Abendlandes“, ich verbreite keine Hetze oder zünde Häuser an. Niemand friedliches hat es verdient, mit diesen Leuten in einen Topf geworfen zu werden, nur weil er zufällig aus der Region kommt. So viele Linke haben immer kritisiert, wenn die Rechtsradikalen „Stolz auf Deutschland“ propagierten, weil sie ja nichts für ihre Herkunft können. Jetzt soll ich Nazi sein wegen meiner Herkunft? Na, das erkläre man mir aber mal.

10 Replies to “Mein Schicksal: Nazi, weil aus dem Osten”

    1. Hallo Kathrin, ich auch nicht. Deshalb hatte mich das ja so maßlos aufgeregt. Es mag ein Spaß gewesen sein. Aber die liberalen und weltoffenen Meschen im Osten, was die alles überwiegende Mehrheit ist, können nun mal so gar nicht darüber lachen. Deshalb auch der Artikel.

  1. Einige können und wollen einfach nicht differenzieren. Für die einen gibt es Flüchtlinge nur als potentielle Vergewaltiger oder Terroristen, welche von „denen da“ geschickt wurden um als Teil eines grossen Plans Europa zu islamisieren (egal welcher Quelle solch vermeintliche Statistiken oder Theorien entstammen). Für andere sind Ostdeutsche Nazis. Die Grafik, welche 8000 Mal geteilt wurde belegt es ja. Und dass reicht als ja Anhaltspunkt. Und genau weil soetwas für viele Nutzer sozialer Netzwerke Grundstein für Meinungsbildung ist, regt mich das gar nicht mehr auf. Aber ich verstehe, warum Du nicht darüber lachen kannst.

    1. Hallo Stephan, die Sche ist ja die, dass man das nicht einfach so hinnehmen kann. Wer ahnt denn schon, dass das Satire ist? Im Übrigen hast du das ziemlich genau eingerahmt, wieso man das nicht einfach so stehen lassen kann. Danke dir für deinen Kommentar.

  2. Ich bin jetzt auch Nazi.

    Weil ich Aktivist auf der Montagsdemo bin, bin ich jetzt als Querfrontler abgestempelt.

    Warum?
    Ich sag nur massive Wissenslücken.

    Wie kommt das?

    Nun es wird unter dem Begriff Montagsdemo alles zusammen geschmissen. Und dabei heißen die rechten Demos anders. Montagsmahnwachen, Friedensdemo etc.
    Aber es steckt mehr dahinter. Die Querfront missbraucht linke Symbole, kopiert und okkupiert diese. Bsp. Campact vs. Compact… Ein Buchstabe mit großen Folgen. Doch jetzt zur Montagsdemo, diese ist zwar unabhängig aber viele schieben diese Demo der MLPD zu. Dabei waren vorallem Gewerkschaften und Linke mit Attac und campact nebst MLPD Gründer.
    Doch warum soll das jetzt Querfront sein?
    Einfache Antwort die Querfront kopiert die Rote Fahne der MLPD. Viele dieser Inhalte werden jetzt der MLPD angelastet und ich bin jetzt ein Nazi.

    Heil dem Verstand.

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