Piano

Piano ist ein italienisches Wort. Es steht für „leise“. Es muss nicht immer laut zugehen. Was meinen Sie, wie gut es einem geht, wenn man einfach mal die Lautstärke ein wenig herunterfährt. Ein Piano ist aber auch ein Musikinstrument. Ein Klavier. Man kann damit wundersame Klänge fabrizieren. Leise, laut, mit Stakkato oder schwebend. Das Piano ist mir von der Klangfarbe her eins der angenehmsten Musikinstrumente. Vor allem wegen der leisen Töne.

Ich habe für mich festgestellt, dass es sehr eindrucksvoll sein kann, leise Töne anzuschlagen. Mir wurde oft mein recht kräftiges Organ zum Verhängnis. Ich weiß, dass ich damit einen Raum für mich einnehmen kann. Das geschieht eher ungewollt. Auch in geselliger Runde kann es gern mal etwas lauter zugehen. Und bei Diskussionen und Debatten. Im Streit wurde ich auch vor Monaten energisch und konnte sehr gut blaffen. Aber jetzt gibt es etwas neues. Einfach mal so, weil es gut passt: Werde ich leise, mucksmäuschenstill, dann lauf, so schnell du kannst.

Es kann sehr schnell passieren, dass man einen Haufen Energie verbrennt, weil man einfach mal die Wut herausschreit. Man hat dann praktisch gesehen keine Kraft mehr, die nächsten Schritte durchzuführen. Das habe ich oft genug selbst erlebt. Und im Sommer habe ich ja bei meinen Streifzügen eindrucksvoll mitbekommen, wie gut Ruhe tun kann. Ich habe gut Kraft sammeln können. Und durch mein seit einigen Wochen neu angebrochenes Leben kann mich nicht mehr allzu viel aus der Ruhe bringen.

Ein Piano ist ein wunderbares Instrument. Man muss es zu spielen verstehen, die richtigen Tasten mit dem richtigen Druck zur richtigen Zeit betätigen. Dann kann man die schönsten Melodien erklingen lassen. Man sollte als Zuhörer darauf achten, wann das Stakkato in Moll gespielt wird, bedrohlich und laut, und wann ein leises Arpeggio in Dur gespielt wird. Das Stakkato droht nur, das Arpeggio tut.

Ich lasse mich weder einengen noch bedrohen. Wer denkt, er müsste mich mit Stalking um mein hart erkämpftes Leben bringen, hat sich geirrt. Vor einer Woche war es noch ein Stakkato, was in mir spielt. Aber es wird mehr und mehr zu einem Arpeggio. Da ich weiß, dass der eine Leser, dem dieser Artikel gewidmet ist, eh nicht begreift, was ich hier schreibe, muss ich da auch nicht weiter darauf herumtanzen.

Man denke aber daran, wenn das Piano pianissimo gespielt wird, ist etwas großartiges zu erwarten. So lange spielen wir eben weiter die schwebenden Melodien. Wie Eric Satie 1888 veröffentlicht hatte. Und irgendwann ist die Musik so leise, dass sie zu Ende zu sein scheint. Das ist dann der Zeitpunkt, auf den man Acht geben sollte.

Erik Satie - Gymnopédie No. 1
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Bildquelle: Piano – (C) cocoparisienne CC0 via Pixabay.de

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