Über einen Kamm scheren – Oder sind doch nicht alle gleich?

Ich mache es mir verdammt nochmal leicht. Wie andere nehme auch ich mir das Recht heraus, Dinge oder Menschen über einen Kamm zu scheren. Das ist so eine Eigenart, die uns Menschen gemein ist. Es sind immer „die da“ oder „solche“ oder so, was unsere Argumentation beeinflusst. Auch ich nehme mich nicht davon aus. Klar sind nicht alle gleich. Aber wie das nun mal so ist: Eine ganze Schafsherde kann durch ein paar einzelne schwarze Schafe grau gefärbt werden. Und dann sind wieder alle gleich. Zumindest in den Augen von uns Menschen.

Ja, ich habe immer mal wieder über „die Linken“ und über „die Rechten“ abgeledert. Gerade hier in Leipzig ist es nun einmal so, dass „der neutrale Bürger“ in der Mitte manchmal gar nicht so richtig weiß, in welche Richtung er oder sie gucken muss. Irgendwie ist alles graue Masse. Und mir ist durchaus bewusst, dass es richtig gute Meinungen und Argumentationen sowohl von links als auch von rechts gibt. Wobei mir ja eigentlich auch diese Richtungsbestimmung ein bisschen seltsam vorkommt. Aber sei’s drum.

Wenn ich mich in den sozialen Netzwerken umschaue, dann sehe ich viel Kroppzeug, was politische Argumentation betrifft. Wie gesagt, es geht auch anders. Und dann muss ich sagen, dass ich mich lieber mit Leuten auseinander setze, die Argumente haben, auch wenn ich deren Meinung nicht teile. Aber das Kroppzeug. Da sind wir schon wieder bei Einordnungen wie „Linksfaschisten“ und „Nazis“ und so. Ja, ich habe auch den Fehler gemacht und so eingeordnet. Ich muss da mal ernsthaft mit mir ins Gespräch gehen.

Aber manches kann man einfach nicht lesen. Das ist einfach nur einfältig. Da wird – sagen wir mal – konservativen Leuten nachgesagt, dass sie „stinkende, braune Drecksnazis“ wären, nur weil sie keine pure linke Meinung vertreten. Tja, und linke Denke wird dann gern mal mit „linksgrün-versiffter Sozen-Sumpf“ betitelt. Keiner von denen ist besser oder schlechter. Und ich mittendrin. Mit mehr oder weniger schlechten Argumenten dreschen beide Seiten nur wüst mit Beschimpfungen aufeinander ein. Und damit sind wir dabei, dass alle gleich sind.

Keine Frage, ich kann Argumente in die eine und in die andere Richtung verstehen und nachvollziehen. Aber es müssen Argumente sein. Mir braucht da niemand irgendwas zu erzählen, was sich in 5 Minuten Recherche widerlegen ließe. Und wenn jemand argumentieren würde, würde man auf Beschimpfungen verzichten. Aber – da bin ich fest davon überzeugt – wenn die Meinung der jeweils anderen politischen Seite nicht zählt, geht das schon in die Richtung Faschismus – ein inhaltsleerer Begriff, der eine Bewegung bezeichnet, die keinerlei andere Meinung akzeptiert und diktatorisch keinerlei Gegenbewegung zulässt.

Davon abgesehen, ist es so, dass ich mich weitestgehend aus der politischen Debatte zurückgezogen habe. Mich regt es einfach viel zu sehr auf. Ich beobachte genau, wie sich etwas entwickelt, keine Sorge. Und hier und da platzt mir dann doch der Kragen. Und um mir Luft zu machen, werde ich wohl immer verallgemeinern. Dann schere ich halt alle über einen Kamm. Ich denke, andere machen das auch so. Um aber niemanden zu nerven, halte ich mich damit weitgehend zurück. Denn eigentlich sind die Menschen nicht gleich. Und hier muss ich ab und zu etwas Schärfe in meine Worte bringen.

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