Zypern mit eigenem Kopf in der Krise

Meine Güte, hauen nun die Medien auf das kleine Zypern ein. Halsstarrig ist eins der Attribute, mit denen der kleine Staat auf der Mittelmeerinsel bedacht wird. Ich werde hier mal erarbeiten, was hier los ist.

Der Euro in der Republik Zypern

Ich möchte nicht falsch verstanden werden, mir geht es nicht um die komplette Insel. Nordzypern ist türkisch dominiert, Südzypern griechisch. Und Südzypern ist das EU-Mitgliedsland Republik Zypern. Diese hat zum 01. Januar 2008 den Euro als Währung eingeführt und das Zypern-Pfund abgelöst.

Zum so genannten Schengen-Abkommen ist die Nation mit ihrer gerade einmal dreiviertel Million Einwohner nie beigetreten. Das wurde abgelehnt, weil Zypern nicht über die volle Souveränität verfügt. Und im Sommer letzten Jahres stellte man dann ein Hilfegesuch an die EU, um einen absehbaren Staatsbankrott abzuwenden. Ein entsprechendes Rettungspaket hat das zypriotische Parlament allerdings abgelehnt, was nun großen Unmut heraufbeschwört.

Das Rettungspaket ist für Zypern untragbar

Stellen Sie sich einmal vor, Sie schauen hin und wieder auf Ihr evtl. vorhandenes Sparbuch. Dort befinden sich meinetwegen 10.000 €. Und eines Tages schauen Sie wieder auf das Konto und finden ohne Ihr Zutun erschreckenderweise nur noch 9.000 € vor. Wie würden Sie das finden? Dann können Sie sich vorstellen, wie sich die zypriotischen Sparer gefühlt haben.

Eine Zwangssteuer auf Sparguthaben sollte eingeführt werden. Auf Sparguthaben, nicht auf Firmen-Beteiligungen. 10% des Guthabens beträgt die Steuerforderung. Firmen, die sich untereinander aneinander beteiligen sind nicht davon betroffen. Das war eine Forderung aus dem Rettungspaket, das Zypern auferlegt wurde.

Und darüber sollte das Parlament abstimmen. Es wurde abgelehnt. Im Parlament in Nikosia sitzen 55 Abgeordnete. Von denen haben 36 mit „Nein“ gestimmt, und 19 haben sich enthalten. Nicht eine einzige Stimme stimmte für die Zwangssteuer. Und damit ist das Rettungspaket in Höhe von mehr als 10 Milliarden Euro gescheitert.

Es geht die Meinung um, dass genau ein solches Ergebnis erwartet wurde. „Eine Frage der Ehre“, wie viele Abgeordnete gesagt haben sollen. Und das Volk wollte sich nicht zu den „Sklaven des 21. Jahrhunderts“ machen lassen, wie DIE ZEIT schreibt.

Wie geht es nun weiter?

Das werden die nächsten Wochen zeigen. Meiner Meinung nach war die Ablehnung des Griffs in die Tasche der Bevölkerung ein sehr mutiger Schritt. Man kann nicht einfach so diese weltfremde Idee aus Brüssel für gut befinden, jahrelang hart angespartes Geld einzuziehen. Die Bevölkerung Zyperns ist geprägt durch eine lange Kolonialzeit der Briten, der jahrzehntelangen Dominanz der Griechen und dem Zypernkonflikt zwischen Griechenland und der Türkei. Und diesem Volk kann man jetzt nicht das Ersparte teilweise wegnehmen.

Klar ist, dass das Parlament mit der Entscheidung direkt auf den Staatsbankrott des Landes zusteuert. Aber ich vermute, dass man die Ereignisse in Griechenland genau beobachtet hat und solche Zustände nicht auch noch in Nikosia, Larnaca oder Limassol haben will. Vielleicht hat man sich auch gesagt: Lieber ein Ende mit Schrecken, als… Sie wissen schon.

Der Chef der Zentrumspartei (DIKO), Marios Karogian, soll laut DIE ZEIT gestern eine beeindruckende Rede im Parlament gehalten haben. Man habe durch den Schuldenschnitt für Griechenland  sehr viel verloren, was auch zum Teil die jetzige Situation mit heraufbeschworen haben soll. Daher die Ablehnung.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass nun zwischen EU, Internationalem Währungsfonds und Zypern neu verhandelt wird. Würde man Zypern fallen lassen, könnte dies ein fatales Signal aussenden. Zittern müssten dann andere schwache Staaten, wie z.B. Slowenien. Und Italien soll ja auch nicht ganz aus dem Schneider sein.

Ich denke, das kleine Zypern wird nicht einfach so die Ersparnisse des Volkes verraten. So klein der Inselstaat ist, so – ja – halsstarrig ist er. Und das muss nicht unbedingt etwas schlechtes sein. Und wenn es eben keine andere Lösung gibt, weil die einen nicht umdenken und die anderen konsequent sind, dann ist es eben so, und Zypern ist pleite. Island hatte genau eine solche Pleite sehr gut getan.

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