Akzeptable Werbung: AdBlock Plus-Betreiber übergibt die Kontrolle

Was ist akzeptable Werbung und was nicht? Darüber entscheidet ein Gremium mit einem Acceptable Ads Programm. Künftig soll das angeblich unabhängig sein. So hat es jedenfalls der Betreiber des weit verbreiteten Werbeblockers AdBlock Plus, die Kölner Eyeo GmbH, neulich angekündigt. Wie es heißt, will man nicht mehr selbst festlegen, was die Akzeptanzkriterien des Programms sind. Das seit 2011 bestehende Gremium darf künftig allein entscheiden. Das klingt doch gut, oder? Wieso beschleicht mich da aber dennoch ein mulmiges Gefühl?

Um das Geschäftsmodell von AdBlock Plus und vom Betreiber Eyeo GmbH ranken sich allerlei Geschichten. Vieles ist einfach nur emotional zusammengefasst. Klar, die Nutzer begrüßen das „Abtöten“ der „nervtötenden Werbung“. Und klar, die Webseiten-Betreiber beklagen einbrechende Einnahmen. Entsprechend gestalten sich Wortmeldungen zum Werbeblocker. Ich könnte mich ja selbst ständig darüber aufregen, wenn es um Werbeblocker geht. Aber ich schreibe es auch immer wieder, dass diese Dinger ihre Berechtigung haben. Ob man da auf AdBlock Plus zurückgreifen muss, muss man selbst wissen.

Es gab auch jede Menge Prozesse, die die Verlage führten. Und es gab absurde Auswüchse wie Werbeblocker-Blocker-Blocker. Wenn also jemand mit aktivem Werbeblocker eine Seite aufsuchte, konnte es passieren, dass man ausgesperrt wurde. Dagegen wurden Erweiterungen gebastelt, um diese Schranken zu umgehen. Tja, und nun scheint es, als ob man das Ganze auf irgendwie festere Füße stellen will. Das derzeitige Gremium wurde von der Eyeo GmbH selbst festgelegt und sieht so aus:

BrancheTeilnehmer
WerbetreibendeDell
WerbetechnikenRocket Fuel, Rakuten Marketing, Native Ads, Sharethrough, The Media Trust, BuySellAds, Criteo, Look Listen, ZEDO, Bidio, Instinctive, Adtoma
WerbeagenturenM&C Saatchi Mobile, The Tombras Group, Saatchi & Saatchi, TLGG, Schaaf-PartnerCentric
PublisherCondé Nast, Dennis Publishing, Local Media Consortium, TED Talks, Leaf Group
Kreative der WerbewirtschaftJay Morgan von J. Walter Thompson Worldwide
ForscherBloor Research International Ltd.
BenutzerschnittstelleUC Web, Tochter von Alibaba.com
VerbraucherschutzFight for the Future
Nutzernoch nicht festgelegt

Was auffällt: Die Werbewirtschaft hat ein klares Übergewicht. Und die schreibende Zunft wird von einem einzigen Verlag vertreten. Nutzer (wovon eigentlich?) sind (noch) nicht vertreten. Und es scheint, als ob die kleinen, unbedeutenden Webseiten-Betreiber – Blogger, Forenbetreiber etc. – keine Rolle spielen. Das nenne ich doch mal ausgewogen. Und ich baue darauf, dass Sie den Sarkasmus mitbekommen haben. Und wenn wir ehrlich sind, wird das Alles zu einer weiteren Versilberung des Internet führen.

Es geht doch am Ende dann darum, wie am meisten Geld zwischen den Konzernen hin und her geschoben wird. Die Verlage – vertreten von Condé Nast – werden von der Werbewirtschaft – vertreten von Dell, Rocket Fuel, M&C Saatchi – bezahlt, dass da ordentlich Werbung angezeigt wird. Wie das Ganze aussehen soll, denkt sich Jay Morgan aus, aber eben auch nicht kostenlos. Und über Alibaba in Form von UC Web wird das Ganze dann den Nutzern, die von den Konzernen wahrscheinlich eh ausgelacht werden, um die Ohren gehauen. Und über allem thront die Eyeo GmbH und sammelt von allen Geld ein.

Und das soll dann besser sein, als der aktuelle Quatsch? Wer soll das denn glauben? Für die Eyeo GmbH lohnt sich das bestimmt. Aber für alle anderen? Vor allem für Nutzer, die komplett auf Werbung verzichten wollen, oder kleine Webseiten-Betreiber, die gar nicht erst gefragt wurden, sehe ich relativ schwarz, was den Nutzen betrifft. Und das Internet macht dieser Unsinn auch bloß nicht besser. Aber von mir aus, sollen sie mal machen.

2 Replies to “Akzeptable Werbung: AdBlock Plus-Betreiber übergibt die Kontrolle”

  1. Für mich ist das beste „Acceptable Ads Programm“ das, was ich einsetze:

    1. Ich benutze nicht AdBlock Plus, sondern uMatrix.
    2. Wenn ich auf Seiten lande, bei denen mir der Inhalt einen Mehrwert bietet, dann lasse ich die Werbung auf dieser Seite zu (das sind meine Acceptable Ads). Weil ich nicht weiß, ob der Betreiber was verdient, wenn ich die Werbung nur einblenden lasse, klicke ich sogar manchmal auf eine solche Einblendung.
    3. Fertig!

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