Angst vor dem Schreiben

Es gibt viele Leute, die schreiben wollen. Aber dann haben sie Angst, dabei zu versagen, das Thema zu verfehlen oder zu direkt zu sein. Na und? Dann ist es eben so. Und ich bin von einem überzeugt: Ich habe hier des Öfteren geschrieben, dass es schade um jede Geschichte ist, die nicht erzählt wird. Und jede Geschichte, die klaren Verstandes erzählt wird, ist gut. Ich denke, da braucht niemand Angst davor zu haben.

Angst, die lähmt

Einfach Angst zu verblöden,
vor der Endgültigkeit,
sich an alles zu gewöhnen
aus Angst vor der Zeit.
Einfach Angst zu verblöden,
bereits mundtot zu sein.
Angst stellt ruhig,
Angst kriegt klein.

(Herbert Grönemeyer – Angst)

Angst lähmt tatsächlich. Hand aufs Herz: Kennen Sie das? Nehmen wir einmal an, Sie hätten Angst vor Hunden. Und plötzlich stehen Sie einem knurrenden Schäferhund gegenüber. Was tun Sie? Klar, Sie sind wie gelähmt und können keinen klaren Gedanken sammeln. Richtig? Das ist es, was Herbert Grönemeyer im Lied „Angst“ meint.

Wie bringe ich das jetzt mit dem Bloggen zusammen? Ganz einfach: Ich schreibe einfach auf, was mich so beschäftigt. Und irgendwie lasse ich mir da auch immer weniger über den Mund fahren. Das war am Anfang von diesem Blog auch mal anders. Ich hatte mal eine Zeit, in der ich möglichst nirgendwo anecken wollte. Aber ich habe mich allmählich – nun ja, sagen wir mal so – frei geschwommen.

Angst, irgendwo dagegen zu fahren, kann auch zum Mittelmaß führen. Der Richard Gutjahr hat mal aufgeschrieben, wohin das führen wird: Zu nichts anderem als Frust. Er ist der Meinung, Angst bringt einen auch „um die fantastischen neuen Möglichkeiten, die sich um uns herum auftun.“ Bloß keine Fehler machen! Es möglichst jedem Recht machen! Und dann wabert man in einer milchigen Suppe des Ungefähren.

Nicht einschüchtern lassen

Nein, es kann nicht falsch sein, alles aufzuschreiben, was einen so beschäftigt. Nur nicht mit der Meinung hinterm Berg halten. Ich hatte ja schon wüste Drohungen, Attacken auf diese Webseite und sowas wegen meiner Meinung. Aber die lasse ich mir nicht nehmen. Ich glaube, wenn jemand versucht, es möglichst jedem beim Schreiben recht zu machen, beschneidet er selbst seine Meinung. Und das tut dem Schreiberling nicht gut.

Wenn jemand etwas schreibt, muss das nicht jedem in den Kram passen. Wer da schreibt, transportiert in erster Linie seine Sicht der Dinge. Angst, etwas falsches zu schreiben, kann da nicht der richtige Berater sein. Und auch wenn man gesellschaftliche Dinge anprangert, kann das nur ohne Angst passieren. Wir leben ja nicht im Roman 1984 von George Orwell, wir sind uns nicht alle verdächtig. Also lassen wir einfach die Gedanken raus. Und machen wir es lieber niemandem recht. Klare Kante ist immer besser als eine milchige Suppe. Schwarz-Weiß ist immer besser als Grau. Oder?

Herbert Grönemeyer Angst.wmv
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Dennoch vorsichtig sein?

Es kommt immer wieder vor, dass Menschen aufgrund ihrer Meinung oder ihrer Haltung Schwierigkeiten bekommen. Wer weiß, vielleicht sind es gruselige Kommentare unter Artikeln oder unter Posts in sozialen Netzwerken. Vielleicht sind es aber auch andere Dinge: Drohungen, Telefonterror, Brutalität und so weiter und so fort. Und was ist mit Bloggern, die wegen ihrer Haltung in ihrer Heimat von der Regierung verfolgt werden?

Es ist immer so, dass es Ärger geben kann. So will ich das mal ausdrücken. Soll man deshalb Angst haben? Oder wie ist das? Ich denke, man sollte dennoch halbwegs vorsichtig sein. Es gibt genügend Beispiele, die davon erzählen, wie Menschen verfolgt, bedroht und geschädigt werden. Das ist unter aller Sau, da bin ich ehrlich. Und dagegen muss man doch etwas tun können. Wir müssen darauf achten, anständig zu bleiben. Dann müssen wir wohl auch wenig Angst haben. Das ist aber nur eine Meinung.

3 Replies to “Angst vor dem Schreiben”

  1. Hallo und guten Morgen,
    wenn man regelmäßig bloggen möchte, dann sollte man das Selbstvertrauen haben, seinen Standpunkt zu äußern. Auch wenn man weiß, dass es möglicher Weise andere auch anders sehen und dies auch zum Ausdruck bringen. Dieses Selbstvertrauen kann sich auch entwickeln, aber eine erkennbare Basis halte ich schon für förderlich. Ich will als Blogger ja nicht meine „Seele verkaufen“. Ich war allerdings auch mal „ängstlicher“, weil ich das „Anecken dürfen“ auch erst mal verinnerlichen musste. Ich fragte mich irgendwann mal. Was habe ich von einem Blog, auf dem ich anderen „nach dem Mund schreibe“? Genau, langfristig nichts, oder schlimmer noch. Das schlechte Gefühl, dass man sich mit dem geschriebenen gar nicht identifiziert.
    HG Hans

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