Anonymous: Bedrohen sie mein soziales Leben?

Ich erhielt eine Email von den Anonymous. Genauer gesagt von irgendwem, der oder die sich „Anonymer Hacker“ nennt. Die enthielt eine Drohung. Ich werde im Folgenden die Email veröffentlichen und meine Meinung dazu aufschreiben. Jedem könnte damit ein gewaltiger Schrecken eingejagt werden. Und deshalb gehe ich hier direkt in die Offensive. Schauen Sie mal.

Bedroht mich ein „Anonymer Hacker“ von den Anonymous?

LETZTE WARNUNG mail@laberer.eu!
Sie haben die letzte Gelegenheit, Ihr soziales Leben zu retten – ich mache keine Witze !!
Ich gebe Ihnen die letzten 72 Stunden, um die Zahlung zu tätigen, bevor ich ein Video mit Ihrer Masturbation an alle Ihre Freunde schicke.
Das letzte Mal, als Sie eine Pornografische Website mit Teenagern besucht haben, haben Sie Software heruntergeladen und installiert, die ich entwickelt habe.
Mein Programm hat Ihre Kamera eingeschaltet und den Prozess Ihrer Masturbation aufgezeichnet. Meine Software hat auch alle Ihre E-Mail-Kontaktlisten und eine Liste Ihrer Freunde auf Facebook heruntergeladen.
Ich habe sowohl die – Mail.mp4 – mit Ihrer Masturbation als auch eine Datei mit all Ihren Kontakten auf meiner Festplatte.
Sie sind sehr Pervers!
Wenn Sie wollen, dass ich beide Dateien lösche und das Geheimnis behalte, müssen Sie mir Bitcoin-Zahlungen schicken. Ich gebe Ihnen 72 Stunden Zeit.
Wenn Sie nicht wissen, wie Sie mit Bitcoin bezahlen, besuchen Sie Google und suchen Sie nach dem Kauf von Bitcoin.
Senden Sie sofort 2.000 EUR (0.433419 BTC) an diese Bitcoin-Adresse:
3ECGc8iSGZQfQVqYtj9qt1gxBiociuztcA
(Kopieren und Einfügen)
1 BTC = 4.660 EUR, also genau 0.433419 BTC an die obige Adresse senden.
Versuchen Sie nicht, mich zu betrügen! Sobald Sie diese E-Mail öffnen, werde ich wissen, dass Sie sie geöffnet haben.
Diese Bitcoin-Adresse ist nur mit Ihnen verknüpft, also werde ich wissen, ob Sie den richtigen Betrag geschickt haben.
Wenn Sie die Zahlung nicht abschicken, schicke ich Ihr Masturbationsvideo an alle Ihre Freunde aus Ihrer Kontaktliste, die ich gehackt habe.
Hier sind noch einmal die Zahlungsdaten:
Senden Sie 0.433419 BTC an diese Bitcoin-Adresse:

3ECGc8iSGZQfQVqYtj9qt1gxBiociuztcA
(Kopieren und Einfügen)
Sie können die Polizei besuchen, aber niemand wird Ihnen helfen. Ich lebe nicht in Ihrem Land. Ich habe diese Nachricht in Ihre Sprache übersetzt, damit Sie sie verstehen können.
Betrügen Sie mich nicht! Vergessen Sie nicht die Scham und wenn Sie diese Botschaft ignorieren, wird Ihr Leben ruiniert.
Ich warte auf Ihre Bitcoin-Zahlung.
Anonymer Hacker
P.S. Wenn Sie mehr Zeit zum Kaufen und Senden von BTC benötigen, öffnen Sie Ihren Notizblock und schreiben Sie – 48H ++ -, und sparen Sie. Auf diese Weise können Sie mich kontaktieren. Ich werde mir überlegen, Ihnen noch 48 Stunden zu geben, bevor ich das Video an Ihre Kontakte schicke, aber nur, wenn Sie sehen, dass Sie wirklich versuchen, Bitcoin zu kaufen.
(((((((((((((((((((((((((((((((((((((((((((((
Wir sind anonym.
Wir vergeben nicht. Wir vergessen nicht.
Erwarte uns.
))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))

(vollständiger Email-Text)

Ich muss dazu bekannt geben, dass diese Email in der Nacht zum 11.04.2019 in meinem Email-Postfach ankam. Ich nehme sie gleich auseinander, dann werden wir ja sehen. Des Weiteren muss man wissen, dass diverse Buchstaben in der Email mit Fehlerzeichen versehen sind. Was sagen Sie dazu? Die Email von den mutmaßlichen Anonymous erschrickt schon, oder?

Was gibt es zu der Email zu sagen?

Die Email wurde über einen Postfix mit dem Full-Qualified Domain Name „mx.i.anonymerhackerz.top“ versendet. Sie scheint tatsächlich von einem Absender zu stammen, der für gewöhnlich sonst einen anderes Schriftsatz verwendet. Und der Email liegt ein Unsubscribe-Link bei, mit dem ich mich aus irgendeiner Liste austragen kann. Verfolgt man nach, wohin und „mx.i.anonymerhackerz.top“ führt, landen wir bei Century Link.

Das wiederum ist ein Kommunikationsanbieter aus Luisiana, der wegen seiner fragwürdigen Praktiken häufig in der Kritik stand. Die Domain „anonymerhackerz.top“ wiederum wurde von „namesilo.com“ registriert, ein Domain-Anbieter, der für billigste Domänen wirbt. Und irgendwo dort muss der Server liegen, von dem aus diese Drohung an mich ging.

Was ist das aber für ein Quatsch, der da erzählt wird? Ich soll eine Pornoseite mit Teenagern aufgerufen haben? Ernsthaft? Und selbst wenn: Wie stellt der „Hacker“ fest, dass die Email-Adresse, die er anschrieb, irgendwas mit irgendeinem Rechner zu tun hat? Und die Adresse, die angeschrieben wurde, hat nichts mit Facebook zu tun. Wie stellt er da Verbindungen her?

Ach ja, das ist ja der große anonyme Hacker. Die absendende Email-Adresse lautet übrigens „hilma599@i.anonymerhackerz.top“, falls jemand etwas damit anfangen möchte. Und dieses „Wir sind anonym…“ am Ende der Email kann ich mir auch irgendwo drunter klatschen, dazu brauche ich keine Anonymous.

Konsequenzen für den „Anonymen Hacker“

Nun ja, ich habe mal den Server ein wenig unter Last gesetzt, von dem aus die Email versendet wurde. Das kennen ja die Anonymous auch. Ich habe gar nicht viel gemacht. Nur so etwas:

ping mx.i.anonymerhackerz.top -t -l 1000

Leider war dann irgendwann das Ziel nicht mehr erreichbar. Und wo ich vorher noch herausbekam, dass man irgendwie über „ae-10-3501.ear2.SanJose1.Level3.net“ an die Domain herankommt, war dann eben auch nichts mehr. Das konnte ich feststellen mit:

tracert mx.i.anonymerhackerz.top

Das tut mir ja leid. Aber es war nicht zu ändern. Ich wusste ja nicht, wie ich dem „Anonymen Hacker“ seine Bitcoins bezahlen soll. Nehmen Sie von mir aus auch irgendeine andere Ausrede. Freilich habe ich damit nichts „abgeschossen“. Aber vielleicht ist der sendende Server tatsächlich ein wenig überfordert gewesen.

Das war ein ganz blöder Versuch

Schon wie der Betreff der Email lautet, ist da ganz schon viel Unfug im Umlauf:

Das ist meine letzte Warnung mail@laberer.eu

Email-Betreff

Ruft man sich die Nachrichtenquelle auf, strotzt das Alles schon mal vor lauter Steuerzeichen. Den Rest der Email haben Sie oben gelesen. Was sagt man denn dazu? Wie will mich denn der „anonyme Hacker“ – nein, ich nenne sie oder ihn „hilma599“ gemäß der Email-Adresse – zu einem Rechner zuordnen, wenn es diese Zuordnung nicht gibt?

Es wäre vielleicht möglich, wenn ich einen Computer mit einer Microsoft-ID verknüpft hätte, aber das ist hier nicht der Fall. Und der verwendete Computer verfügt über keine Kamera. Und die Email-Adresse ist nicht bei Facebook bekannt. Lasst doch mal so einen himmelschreienden Blödsinn.

Wenn man solche Emails bekommt, darf man gern erst einmal darüber nachdenken. Denn meistens ist es Unsinn. Oder anders gesagt: Da wollen Betrüger mit vermeintlichen Erpressungen Geld einstreichen. Lassen wir es einfach nicht zu, dass sie Erfolg haben.

Ach ja, bevor ich es vergesse: Das hat meine Meinung nach nichts mit den Anonymous zu tun. Warum auch? Ich habe niemandem etwas getan. Am Ende bleibt es ein selten dämlicher Versuch, mich abzuzocken. Freilich erschrickt man. Aber wenn man kurz darüber nachdenkt, geht das auch schnell wieder vorbei.

4 Replies to “Anonymous: Bedrohen sie mein soziales Leben?”

  1. Haha, das ist ja wirklich super, dass du das so aufklärst. Ich hätte mich zu Tode erschrocken. Danke für die Aufklärung.

  2. gibt es denn irgendeine Möglichkeit zu sehen, ob die Webcam eingeschaltet wurde? Ich habe gerade auch diese Mail bekommen. Mich würde mal interessieren, inwieweit meine Daten, Kontakte nach so einem Angriff verwendet werden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert