Better Ads – „Aber unsere Werbeeinnahmen!“

Die Initiative „Better Ads Coalition“ will bessere Werbung entwickeln, damit Nutzer nicht mehr so oft die Werbung einfach wegblocken. Google führt diese an. Demnächst soll ein neuer Google Chrome auf den Markt kommen, und die neue Version des beliebten Browsers soll dann einen integrierten Werbeblocker haben. Nervtötende Werbung soll dann einfach nicht mehr beim Nutzer ankommen, und Millionen von Menschen zittern.

Was ist aufdringliche Werbung?

Es gibt ein hübsches Sammelsurium von Werbung aus der Hölle: Sie legt sich komplett über den Text, lädt irgendwo im Hintergrund, bietet keinen Button zum Schließen, spielt irgendwelche Musik ungefragt ab, blinkt und funkelt grell und / oder schleust gefährlichen Schadcode in ein System ein. Es muss nicht alles zutreffen, aber irgendwas davon ist es. Grob gesagt: Alles, was den Lesefluss stört, ist störend und aufdringlich, oder?

Als ich noch Werbung hier hatte, war ein Banner in der Seitenleiste. Nach dem Entfernen habe ich festgestellt, dass meine Seite dreimal so schnell (oder so) lädt. Und das Banner hat nichts mehr eingebracht, weil viele Nutzer global die Werbung blockieren und somit gar nichts davon wussten, dass ich nur ein Banner hatte. Es konnte nicht aufdringlich sein, aber ich habe es eben trotzdem entfernt.

Der Teufelskreis der Werbung

Ich musste mich zwischenzeitlich richtig bremsen, weil ich dem gleichen wirren Gedanken aufgesessen bin wie die großen Verlage: Wenn ein Teil der Besucher die Werbung blockiert, müssen es die anderen Besucher richten, und deshalb muss noch mehr Werbung geschaltet werden. Das hatte ich mal versucht, was zur Folge hatte, dass noch mehr Besucher mit aktivem Werbeblocker zu mir kamen. Ich hatte auch Aufrufe (Jammer-Sprüche) zum Deaktivieren der Werbeblocker geschaltet, was aber auch zu nichts führte.

Dieser Teufelskreis muss aufgebrochen werden. Ich wollte mich aber auf nichts verlassen und habe kurzerhand die Werbung entfernt. Die „Better Ads Coalition“ will nervende Werbeformate verbannen. Also all sowas, wovon ich weiter oben schrieb. Eine global funktionierende Richtlinie zu erarbeiten, erscheint dabei aber schwierig. Da muss man kompromissbereit sein. Prinzipiell wird Werbung bei kostenfreien Web-Angeboten akzeptiert, so lange sie keine Nebenwirkungen mit sich bringt. Und hier arbeitet eben jene Koalition an einer Lösung.

Werbefreier Google Chrome

Es wäre ein Traum, wenn dieser ganze nervtötende Kram einfach verschwinden würde. Es hat ja kein Mensch etwas dagegen, wenn ein einfaches Bild am Rand steht, das dann beim Anklicken zu einer bestimmten Seite führt. Wie bei mir mit meinem Hoster Alfahosting. Aber das bringt nur etwas, wenn ein Draufklicker dann auch etwas abschließt. Davon kann man keine Redaktion unterhalten. Wenn Werbung die Besucher zu Tode erschrickt, ist sie halt besser bezahlt.

Um nun irgendein Mittelding zu finden, gibt es die Koalition. Dennoch wird der Werbeblocker im Google Chrome kommen. Hätten es die Werbetreibenden und viele, viele Webseiten-Betreiber nicht so maßlos übertrieben, würde es wohl keine Werbeblocker geben. Viele Menschen, die mit Webseiten zu tun haben, zittern nun vor Google. Dabei wäre mit etwas Fairness wohl ein wesentlich besseres Internet drin gewesen. Das hat man nicht gewollt, nun bezahlt man eben die Zeche. Na und?

2 Replies to “Better Ads – „Aber unsere Werbeeinnahmen!“”

  1. Einspruch, Euer Ehren. Ich habe es nicht übertrieben. Und meines Wissens nach erlaubt AdSense beispielsweise nur max. drei Einbindungsplätze auf einer Contentseite, also nicht auf einer Seite, auf der eh fast nix steht.

    Natürlich kann man als Betreiber von Mobiliar für Werbung dann einfach noch andere Werbungsdienstleister dazu nehmen. Doch was hat der den für User? Bots und Konkurrenz, mehr nicht, weil User schnell erkennen, wo sie gelandet sind und zurück hopsen.

    „Jammer-Sprüche“ gabs bei mir nie. Wenn ich gesehen habe, dass sich an manchen Tagen Leute stundenlang viele Seiten durchsahen und es blieb nicht ein Click für den Seitenbetrieb hängen, dann wurde es eben mal wieder Zeit, den Webauftritt für alle einen halben oder ganzen Tag zu sperren, damit sich die Clickpreise wieder normalisieren.
    Denn das ist nämlich die eigentliche Folge: Viele User, nur wenig Clicks, also brachte der nächste Click wesentlich weniger Geld ein, als ein Click auf einen frisch eingebauten Werbeplatz. (Kann jeder testen)

    Will sagen, Werbedienstleister halten sich so schadlos, wie möglich. Autoren und User sind nur Mittel zum Zweck. Es nutzt nichts, sich untereinander zu beharken.

    Der Hase liegt auch ganz woanders im Pfeffer: Ein Werbeblocker müsste genau anders herum funktionieren.
    Wieso werden eigentlich erst mal alle Webseiten unter Generalverdacht gestellt, dass sie es mit Werbeeinblendungen übertreiben würden?

    Ein Werbeblocker müsste erst mal alles zulassen (außer vielleicht die ganz, ganz bösen und gut bekannten Skripte) und jeder User legt bewußt fest, auf welcher Seite er künftig keine Werbung mehr aktzeptieren möchte.
    Das würde natürlich den Betreiber von Werbeblockern nicht schmecken. Man könnte nicht mehr nebenher mit ihnen Geschäfte machen ….
    Wenn ich jetzt also von noch ausgefeilteren Werbeblockern lese, denke ich nicht, dass das zum Wohl der User ist. Das ist nur Augenwischerei.

    1. Ja, das mit den Werbeblockern ist wirklich so, dass man sich bei der Entscheidung, was geblockt wird und was nicht, immer die Frage stellen muss: „Cui bono?“ – Wenn man das Pferd nun von hinten aufzäumen würde, würde ja kein Werbeblocker-Anbieter mehr etwas verdienen. Und wer macht denn so etwas? Diese digitalen Türsteher bedeuten ein gewaltiges Geschäft.

      Vielleicht ist ja das mit den „Better Ads“ auch bloß wieder ein Schuss ins Blaue, weil es keine wirkliche Lösung gibt. Vielleicht ist man auch nicht engagiert genug, eine wirkliche Lösung zu erarbeiten. Und so lang das so ist, werden Webseiten die einbrechenden Werbeeinnahmen zur Kenntnis nehmen und dafür mehr Werbung schalten. Du magst es nicht übertrieben haben. Ich ja auch nicht. Aber es gibt genügend Beispiele.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert