Blog-Sterben: Gibt es das wirklich?

Gibt es ein Blog-Sterben? Wenn man sich so umschaut, dann kann man ja förmlich ein wenig Angst bekommen. Das Thema ist nicht neu und gurkt alle paar Jahre mal umher. Hier war vor knapp 4 Jahren schon mal die Rede davon. Und gerade jetzt ist das Thema wieder immens prominent geworden. Woran liegt das denn eigentlich? Glaubt denn wirklich irgendjemand, dass es mit anderen Dingen – die vermutlich ausschließlich in den sozialen Netzwerken stattfinden – tatsächlich besser läuft? Lasst euch doch nicht auslachen.

Blog-Sterben wegen der Influencer?

Als ich mit dem Bloggen anfing, waren Blogs irgendwie cool, aber auch nicht ernst zu nehmen. Wie oft wurde ich belächelt, als ich davon erzählte, dass ich einen Blog betreibe! Das ist mehr und mehr vorbei. Inzwischen folge ich diversen Blogs, die Wirtschaftsunternehmen sind. Ob nun eine GmbH oder eine Ltd. hinter einem Blog steht, das Bloggen ist in jedem Fall ein Wirtschaftsfaktor geworden. Und es gibt Blogger, die es schaffen, nach wie vor Schleichwerbung zu betreiben und ihre Nutzer zu beeinflussen. Die nennen sich dann „Influenza“ „Influencer“.

Weil solche Blogs dann aufgrund ihrer Einnahmen auch die finanziellen Mittel haben, um SEO-Butzen zu bezahlen, stehen solche Blogs auch immer besser da als popelige Selbstverwirklicher-Blogs wie meiner. Ergo: Wieder mehr Einfluss. Es gab schon genügend Blogger, die aufgehört haben, weil solche Blogs mit Einfluss immer alle anderen Blogs überdecken und tot brüllen. Es ist schade um jede Geschichte, die nicht erzählt wird, sage ich oft. Es ist aber auch schade um jede Geschichte, die aufgrund des Getöses niemand hören kann.

Das ist natürlich nicht der alles entscheidende Grund für Blogs, die schließen. Ich gönne jedem die Früchte seiner Arbeit. Und wenn es Blogger geschafft haben, mit ihrem Blog selbständig zu werden, haben sie offenbar nicht so sehr viel falsch gemacht. Aber Aussagen wie „Wenn ihr eure Blogs monetarisieren wollt, ruft die Firmen an…“ können auch gefährlich sein, weil es rechtlich fragwürdig ist. Und wenn es nichts wird, machen die Blogger wieder ihre Blogs zu und fühlen sich „zu doof, um mit dem Bloggen Geld zu verdienen“. Ja, zum Teil sterben Blogs wegen der Influencer. Aber nicht nur.

Blog-Sterben wegen vieler Ursachen

Sie werden es mir vermutlich glauben, dass man als Blogger mal weder Lust noch Zeit hat. Das kann auch mal ganz schön lang dauern. Man kann es machen: Man kann das Blog-Sterben dann fördern. Mir fallen da einige Blogs ein, bei denen es sich nicht mal mehr lohnt, sie zu verlinken, weil eh nichts passiert. Oder die Lebensumstände verändern sich, man hat irgendwelchen Ärger oder ist vom Bloggen enttäuscht. Kinder, aber genau DANN müsste man doch erst recht bloggen, oder? Ich meine, ich kann mich täuschen, aber man könnte es doch auch so sehen:

Mein Leben hat sich gewaltig verändert, und wie die Veränderung mich beeinflusst, beschreibe ich in meinem Blog. Da kann sogar eine ganze Artikelserie dafür herhalten. Man müsste es halt nur machen. Früher haben doch auch die Menschen in Tagebüchern festgehalten, was sie so beschäftigt hatte, nachdem eine enorme Veränderung über sie hereinbrach. Das hat jetzt nichts damit zu tun, dass solche Themen einfach nicht zur Themen-Nische passt. Aber genau das macht doch dann einen Blog lebendig, oder etwa nicht?

Ein Blog ist nun einmal ein Marathon, kein Sprint. Wie schnell habe ich irgendwas in die sozialen Netzwerke gekippt? Die Aufmerksamkeitsspanne ist dort – je nach Plattform – zum Teil extrem kurz. Bei einem Blog funktioniert das anders. Da können Artikel durchaus erst nach Monaten ihre volle Wirkung entfalten und Besucher-Heerscharen anziehen. Das passiert mir immer wieder. Es wäre schon sehr bedauerlich, dass durch ein etwaiges Blog-Sterben genau diese Wirkung nicht mehr da ist.

Blog-Sterben durch die DSGVO?

Nein, ernsthaft. Blogger machen tatsächlich ihre Blogs zu, weil die Datenschutz-Grundverordnung kommt. Na klar, es gibt Verwirrung und Verunsicherung. Und es wäre unrealistisch, wenn die Advokaten nicht schon mit den Hufen scharren. Aber ehrlicherweise muss man doch zugeben, dass die DSGVO nicht so ein Schreckgespenst sein muss, wie es sich bisweilen darstellt. Na klar, diese Blog-Plattformen wie blogger.com oder wordpress.com sind schon gefährlich für Blogger. Aber wer sonst den Datenschutz halbwegs eingehalten hat, hat auch jetzt nicht allzu viel zu befürchten, wenn ich das richtig sehe.

Das Blog-Sterben muss aber nicht sein, wenn man ein paar Grundregeln einhält. Die genannten Plattformen mal außen vor gelassen, können wir doch sagen: Wem der Datenschutz seiner Leser bisher nicht egal war, dem ist er zukünftig auch nicht egal und der hat entsprechende Vorkehrungen getroffen. Oder man arbeitet zumindest gerade dran. Wer nun aus allen Wolken fällt, hat auch bisher alles falsch gemacht. Aber deshalb dürfte es eigentlich kein Blog-Sterben geben. Oder sehe ich das falsch?

Gibt es nun ein Blog-Sterben oder nicht?

Jetzt habe ich viel aufgeschrieben, was andere als Gründe hernehmen, wieso sie ihre Blogs schließen oder vergammeln lassen. Am Ende sind das aber nur Dinge, die man vorschiebt. Es gibt nicht wirklich ein Blog-Sterben. Blogs schließen, andere werden neu eröffnet, aber die Mehrheit bleibt. Sie ändern sich im Laufe der Zeit, so wie das bei mir auch immer mal der Fall ist. Aber eine tödliche Epidemie in der Bloggerszene kann ich derzeit nicht erkennen. Auch wieder: Ich kann mich täuschen. Aber für mich stellt sich das eben nicht als bedrohlich klingendes Blog-Sterben dar.

4 Replies to “Blog-Sterben: Gibt es das wirklich?”

  1. Blogsterben …Ja
    Wegen vieler Ursachen …Ja

    Neben vieler kleiner und meist privater Gründe sterben Blögge bzw. als natürliche Auslese.
    Aber auch Influenzer sind indirekt ein Grund nur noch etwas anders als hier beschrieben.
    Und zwar ist der Erfolg der Influenzer schuld am Sterben. Denn deren Erfolg nimmt den angestammten Medien massiv Reichweite weg. Diese nutzen nun ihr Macht aus die sie über eine große Zeit angesammelt haben.
    So nutzen diese Wirtschaft und Politik um den Influenzern das Leben schwer zu machen.
    Youtuber die kaum noch monitarisieren können, als Streamer gar eine TV Lizens brauchen und bei Bloggern hatte es damals schon mit der Impressum Abmahnwelle begonnen und gipfelt nun in der DSGVO.
    Für all dass gebe es ohne SEOkratie der Medien keinen Grund. Und es widerstrebt dem Grundgedanken des Erfinders des World Wide Web. Dessen Intension einst war, dass das Internet für alle kostenlos zur Verfügung gestellt werden sollte. Noch vor kurzem war es undenkbar, aber das Zweiklasseninternet existiert bereits.

  2. Der Grundgedanke von vielem findet sich in der Fortsetzung nicht wieder. Vielleicht ist auch nur der Hype nach Blogger eingeschlafen. Letztendlich bekommen es die User auch mit, das mit Ihnen nur Kohle gescheffelt wird. Für die jeweilige Plattform, so wie den Blogger. Marketing pur, wie ein TV Privatsender. Das DSGVO hat damit nun gar nichts zu tun. Die Blogger lassen sich kaufen, das ist der Punkt.

    Und was heißt kostenloses Internet ? Ist doch auch völliger Unfug. Wenn ich Daten haben möchte, die mir im realen Leben Geld kosten, kann ich es per Internet nicht frei verfügbar machen. Es ist fernab von der Realität und anscheinend reines Wunschdenken.

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