Das freie Netz: Jenseits der Algorithmen

Was ist das freie Netz? Nein, ich meine nicht das, was Facebook-Nutzer als ihr Internet bezeichnen. Lasst uns einfach mal darüber nachdenken. Ich freunde mich ja immer mehr mit dem Gedanken an, dass es eine „digitale Welt“ gibt, die ohne den Zwang auskommt, dass Algorithmen mir vorschreiben, was mich zu interessieren oder mir zu gefallen hat. Eine Welt, in der Fragen klar beantwortet werden und die Antworten nicht gewichtet werden, nur damit diese Gewichtung manipuliert wird. Der Gedanke gefällt mir.

Jenseits der Algorithmen

Da sich gerade das freie Internet neu erfindet, werden auch gerade die Karten neu gemischt und neue Spielregeln erstellt. Ihr könnt alle mitreden, wenn es euch in irgendeiner Form wichtig ist. Und erzählt mir nicht, dass ihr keine Lust auf das freie Netz habt. Was meint ihr, wie erstaunt ihr sein werdet, wenn ihr mal Suchmaschinen benutzt, die keinen manipulationsanfälligen Algorithmus verwenden! Ihr werdet endlich eure Fragen beantwortet bekommen.

Ich gebe zu, ich habe auch ab und zu die „Übersicht mit KI“ bei Google verwendet. Das Blöde daran ist, dass der Werbekonzern die Nutzer regelrecht davon abhält, noch Webseiten aufzurufen. Die Nutzer sollen bitteschön die Anzeigen in den Suchmaschinen bestaunen und sich dann ihre Suche durch eben diese Übersicht beantworten lassen. Ich kann zwar wie in diesem Artikel nach wie vor keinen Rückgang der Besuche verzeichnen, aber dennoch ist das eine bodenlose Frechheit.

Oder nehmen wir – dings – Facebook. Ich weiß nicht mehr, wann ich dort das letzte Mal jemandes Post gesehen habe, den ich auch wirklich kenne. Ich frage mich da immer: Wer ist das, und was tun diese Leute in meinem Feed? Bands, von denen ich noch nie hörte. Angebliche Influencer, die ich noch nie sah. Gruppen, Fanpages und Werbung zu Dingen, die mich einfach nicht interessieren. Das ist Algorithmus. Das freie Netz hat damit mal so überhaupt gar nichts zu tun.

Und so geht das reihum bei kommerziellen Anbietern. Aber nachdem die Zigarren-und-Cognac-Riege der Tech Bros rund um Amazon, Facebook, X, Google, Microsoft und so weiter die ganze Sache vermutlich übertrieben haben, wurde irgendwie eine Art Kipppunkt erreicht, und das Internet sortiert sich gerade neu. Vorsortierung, Gewichtung, optimierte Blingbling-Inhalte haben vermutlich ihren Zenit überschritten. Und da kommen komischerweise die Blogs wieder ins Spiel, diese totgesagten Dinos.

Das freie Netz gestalten

Es gab mal die Meinung, dass du dir alles mögliche in Blogs erklären lassen kannst. Das ging soweit, dass alle Welt irgendeine Blogsuchmaschine anbot. Auch Google hatte einen Filter nur für Blogs. Das ist lange vorbei. Frank Westphal, Macher von Rivva, will das wiederbeleben. In dem Artikel steht, wie er sich das genau vorstellt. Wenn man keine Werbepartner hat, muss die Entwicklung und Unterhaltung von so etwas anderweitig geschehen. Macht mit und gestaltet das freie Netz mit.

Denn das ist in jedem Fall in Gefahr. Lest hier mal, was mit der Wikipedia los ist. Da Blogs immer einflussreicher werden, müssen sie sich besser vernetzen, was mit der BloggerRolle geschieht. Und die Inhalte sucht man dann in der Blogsuchmaschine. Großartiges Konzept! Das finden unter anderem auch Thomas oder Tommi oder Jan oder auch der Horst. Und die Leser? Die profitieren davon, dass sie ungefiltert die ganzen Geschichten vorgesetzt bekommen.

Wir müssen alle damit anfangen, den Tech Bros die Grenzen aufzuzeigen. Wir denken nämlich alle nur, dass wir so schlau sind. Klar, die KIs dieser Welt gaukeln uns ja grenzenloses Wissen vor, was wir angeblich haben. Aber haben wir das tatsächlich? Habt ihr mal die Gegenprobe gemacht? Umsonst habe ich euch nicht immer erzählt, ihr sollt niemandem glauben und alles nachprüfen. Ihr sollt auch Bloggern nicht blind alles glauben. Und hier sind wir dann bei den Suchmaschinen.

Wenn die auch filtern, was das Zeug hält, und so genannte KIs ins Rennen schicken, die angeblich so viel bessere Suchergebnisse daher gaukeln, spätestens dann muss man extrem skeptisch sein. Und deshalb ist es eben wichtig, dass wir uns das freie Netz gestalten. Das beginnt bei Plattformen ohne Algorithmen und Gewinnansprüche, geht über Medien, die nicht auf Klickzahlen ein Geschäftsmodell aufbauen, bis hin zu Suchmaschinen, die echt sind. Und hier müsst ihr halt wissen, wie ernst es euch ist mit „Informierter Bürger“.

Einfach mal weitersagen

16 Gedanken zu „Das freie Netz: Jenseits der Algorithmen“

  1. Du betrachtest das große Ganze – und das ist gut so. Weg von diesen ganzen kaputten Algorithmen, hin zu fairen Lösungen für kleine und mittlere Blogs, wo es so viel wertvollen und unterhaltsamen Content gibt.

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  2. Wenn ich das richtig verstehe, handelt es sich bei dem Konzept um eine Pay-Blogsuche. Die Suche darf nur von denjenigen verwendet werden, die bereit dafür sind zu zahlen. Und die auch das nötige Kleingeld haben.

    Ich könnte mir schon vorstellen, für die Entwicklung etwas zu zahlen, aber das Endergebnis sollte schon allen zur Verfügung stehen. Es müsste zumindest einen Free-Account geben. Also so ähnlich wie bei vielen WP-Plugins. Eine kostenfreie Version mit den Grundfunktionen und eine Pay-Version mit erweiterten Funktionen.

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    • Naja, der Frank kann die Blogsuchmaschine kostenfrei machen, wenn er quasi 150 Zahler hat. Sprich: der 151. Nutzer bekommt das schon kostenfrei.

      Das Modell hatte auch mal eine „Internetzeitung“. Die hatte angegeben, dass sie soundso viele zahlende Abonnenten braucht, um die Webseite kostenfrei zu halten. Das ging bis Corona auch ziemlich gut: Keine Werbung, keine Gewichtung, kein sonstwas.

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  3. Ich habe genau darüber mit Frank gemailt. Für ihn sind die „Markenbeobachter“ ein Problem, die (automatisiert) massiv Traffic verursachen, wobei nicht Terrabytes das Problem seien, sondern „die produzierte Last auf den Servern, die dann alles mit runter zieht“. So wirklich verstehe ich das noch nicht (bin kein Techi), denke aber, es geht schlicht um unzählige automatisierte Suchvorgänge, die den Server überlasten.

    Dennoch unterstütze ich das Projekt Blogsuchmaschine! Ab 20% (von den 150 erwünschten Erstabos) hat Frank ein Unterstützer-Forum angedacht, in dem wir das alles besprechen können. Vielleicht findet sich da ja eine Lösung, die das Beste aus allen Welten für Blogs bietet.

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    • Das denke ich auch. Der Frank ist da scheinbar wirklich offen für neues.

      Ich glaube auch, dass es bei seiner Anmerkung um Schwellenwerte geht. Ab da werden irgendwelche Prozesse ausgelöst. Mal gucken, wie das weiergeht.

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  4. Ich weiß zwar nicht, woher es kommt, dass Blogs momentan eine Renaissance erleben sollen. Aber sei’s drum. Mir würde das natürlich auch gefallen. Dann wir Blogger dafür auch etwas tun (evtl. zahlen) sollten, steht für mich außer Frage. Andererseits finde ich wie Erik, dass auf Dauer alle Blogger von diesem Projekt profitieren sollten.

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  5. Hmm… so ganz innovativ ist die Idee ja nicht, mit Trusted Blogs gibt es ja bereits eine gut aufgestellte Blogsuchmaschine (und das kostenfrei für alle). Oder übersehe ich da jetzt irgendeinen massiven Unterschied?

    Aber ja, es braucht definitiv mehr Vernetzung jenseits der großen Plattformen.

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    • Danke, dass du trusted blogs erwähnt hast, Anne.

      Ich staune – und bin offen gestanden auch ein wenig betrübt – darüber, dass Hening nicht selbst die Plattform genannt hat. Schließlich ist der beschriebene Ansatz dort genau so umgesetzt. Und das trusted blogs Logo ist sogar in der Sidebar zu sehen.

      Dass jemand (wie z.B. Frank Westphal – den Artikel muss ich noch lesen) meint, es braucht eine Blog-Suchmaschine, der kennt die Plattform offensichtlich bisher nicht. Oder es geht mir wie dir, Anne, und ich habe da noch etwas nicht kapiert.

      Liebe Grüße
      Eddy

      P.S. Die Domain blogsuchmaschine.de steht nicht zum Verkauf :-D

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      • Hi Eddy,

        ooooch, nicht betrübt sein. Ich mag Trusted Blogs tatsächlich nach wie vor. Was meinst du, wieso das Logo nach wie vor in der Seitenleiste ist?

        Schade ist halt, dass innerhalb eines Jahres nur exakt 2 Zugriffe von TB zu mir stattfanden. Ich tippe darauf, dass wir mehr Werbung für TB machen müssen.

        Hintergrund ist, dass beides – Trusted Blogs und Franks Suchmaschine – nebeneinander existieren kann. Schau dir mal Rivva an, da findest du immer irgendeine Seite, die auf das Thema verlinkt. Was wäre denn, wenn diese Suchmaschine vergleichbar funktioniert? Und was wäre, wenn TB mehr in Richtung Tags funktioniert?

        Ich meine, TB hat es ja auch geschafft, neben der Bloggerei, dem Bloggeramt und was weiß was noch zu bestehen. Da werdet ihr beiden euch doch wohl einig, oder? ODER? Sonst muss ich mir diese Adresse schnappen. :-D

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        • Hallo Henning, ich bin verwirrt. Könnten wir mal über dieses Thema sprechen? Ich fürchte nämlich, ich kann nicht ganz folgen.

          Liebe Grüße
          Eddy

          P.S. Blog-Suchmaschine.de gehört mir auch. Sorry, not sorry. :-D

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    • Nein, Anne, da hast du vollkommen Recht, mit Trusted Blogs gibt’s da schon was. Ich glaube aber, dass der Frank da einen anderen Ansatz hat.

      Na klar, wir brauchen sehr viel mehr Vernetzung. Das merken doch dann auch die Suchmaschinen. Und dann löpt dat.

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      • Ich kannte bisher weder Frank noch sein Projekt bzw. Vorhaben. Aber ich stimme dir zu: wir brauchen sehr viel mehr Vernetzung. Darum habe ich ihm eine Mail geschickt und angeboten, über das Thema „Blog-Suchmaschine“ unsere Gedanken auszutauschen und ggf. Kräfte zu bündeln. Ich hoffe, Frank hat daran Interesse.

        Dir, lieber Henning, danke ich dafür, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast.

        Liebe Grüße
        Eddy

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