Microsoft 365 in Schulen in NRW erlaubt

Was für ein Drama mit Microsoft 365 in Schulen. Zumindest in Nordrhein-Westfalen sind sie da etwas entspannter. Und das muss man eigentlich schon fast feiern. Was habe ich mich während der Schulschließungen in der Pandemie aufgeregt, was dieser Quatsch mit dem Lernsax in Sachsen soll. Im bevölkerungsreichsten Bundesland geht eben auch die böse, böse Lösung von Microsoft. Weil es eben einfach mal funktioniert. Und somit gibt es eben kein generelles Verbot. Da können sich Datenschützer hinstellen, wie sie wollen.

Dürfen Schüler nun Microsoft 365 in Schulen nutzen?

Nochmal: Es ist ein Drama. Mir konnte bislang noch niemand so wirklich schlüssig erklären, was an diesem ominösen Lernsax besser sein soll als an einer bewährten Software wie die Office Suite, die Millionen von Nutzer weltweit einsetzen. Microsoft 365 in Schulen war ja ungefähr so schlimm wie Waffen oder so. Und dann ist es ja auch so, dass Schulen gar nicht darauf vorbereitet waren. Glaubt mir als Vater einer Schülerin ruhig. Dann lieber PDFs per Mail schicken, oder etwa nicht?

Nun kam das Schulministerium in Nordrhein-Westfalen auf die Idee, nochmals zu betonen, dass es bis zur abschließenden Bewertung der theoretischen Datenschutzfragen kein Verbot von Microsoft 365 in Schulen des Landes erteilen wird. Es hat sich nun einmal erfolgreich durchgesetzt, dass Lehrer erfolgreich mit OneNote unterrichten oder im Lehrer-Kollegium per Teams kommunizieren. Und dann kommt ja noch etwas entscheidendes hinzu:

Das Ministerium betont im Kern die Grundrechtsabwägung. Es sei eben zu berücksichtigen, dass der „Bildungs- und Erziehungsauftrag auch den Aspekt des digitalen Kompetenzerwerbs beinhaltet, um für ein Studium und für berufliche Handlungsfähigkeit in einer digitalisierten Welt zu befähigen“. Sie wissen eben auch, dass überall auf der Welt in den Unternehmen und Instituten Microsoft 365 eingesetzt wird. Und nochmals: Es funktioniert halt einfach.

Was mir dazu einfällt

Zunächst einmal zu den angeblichen Datenschutzverstößen von Microsoft. Es ist ja das Eine, wenn man Microsoft 365 in Schulen für Bäh hält. Etwas anderes ist dann eben die Realität. Und die zeigt eben auch, dass Microsoft gar nichts so einfach darf. Wie ihr wisst, arbeiten wir sehr eng mit Microsoft zusammen. Wir haben unzählige Kunden, deren Tenants wir verwalten. Nehmen wir mal eine Versorgungskasse. Die betreiben einen Tenant, und Microsoft musste dort im Zuge des Supports etwas gucken.

Was meint ihr, ist passiert? Engineers von Microsoft, die nicht für Europa zuständig sind, durften nicht in den Tenant schauen. Die sahen nicht mal das Support-Ticket. Das Ticket musste erst transferiert werden, damit Mitarbeiter für Europa Zugriff hatten. Es gibt gar ein explizites Portal für Europa. Microsoft setzt damit die Vorgaben der EU um. Das tun sie aber schon ewig lang. Das ist nichts, was da vom Himmel gefallen ist.

Fließen nun Daten aus europäischen Tenants in Richtung USA oder so ab, könnte die Versorgungskasse zum Beispiel hergehen und Microsoft wegen Verletzung der DSGVO anzeigen. Macht das Schule, würde das unvorstellbar teuer für Microsoft werden. Ich sage nicht, dass dann dennoch nichts passieren würde. Aber ganz ehrlich: Da ist Microsoft echt nicht scharf drauf. Es ginge dann ja um soundso viel Prozent des Jahresumsatzes. Da wären viele Nullen dabei.

Im praktischen Einsatz

Ich hatte ja erzählt: Meine Tochter ist in der Schule auf Lernsax angewiesen. Soweit ich weiß, funktioniert nach wie vor nicht alles mobil wie am Computer. Bloß gut, dass sie einen hat. Und dort habe ich ihr eine Outlook-Adresse eingerichtet. Damit nutzt sie Email, Word und Teams. Und es funktioniert auf Anhieb. Das macht sie online im Browser. Und der ganze Kram wird problemlos auf ihr Handy und ihr Tablet synchronisiert. Und so ist das auch bei Microsoft 365 in Schulen.

Warum aber, und das sieht der Stefan Malter auch so, ist Microsoft 365 in Schulen in NRW erlaubt, in Sachsen aber strikt verboten? Was soll der Flickenteppich? Mir scheint es so, als ob Datenschutz immer ganz davon abhängt, wer wo etwas zu sagen hat. Wenn ich mir überlege, dass die verschwiegene Schweiz etliche Hochschulen bei uns hat, die ihre Tenants bei Microsoft von uns verwalten lassen, frage ich mich, wann denn in Deutschland da entscheidend etwas voran geht.

Es bleibt ein Drama. Datenschutz-Glücksritter behaupten, sie hätten als einzige den Pool voller Fakten gepachtet. Wissen die denn eigentlich, wie es in der Realität aussieht? Woher nehmen die ihre bahnbrechenden Erkenntnisse, dass Microsoft 365 eine Datenschutz-Katastrophe ist? Und wieso soll es eine sein, wenn Microsoft 365 in Schulen eingesetzt wird? Unsere vielen Kunden verstehen das Theater ja auch nicht. Aber so ist das eben, wenn die Praxis beim Datenschutz keine Rolle spielt.

4 Replies to “Microsoft 365 in Schulen in NRW erlaubt”

  1. Moin Henning,
    So wie ich das verstanden habe, geht es im Kern weniger darum, ob M$ bezogen auf die Verarbeitung der Daten DS-GVO-konform handelt. Das kann im Prinzip durchaus sein. Inhalte von Kunden auf O365 sind vergleichsweise uninteressant, wenn man z.B. Profiling und Marketing betreibt – deswegen kann man da gefahrlos die interne Policy auf strikt setzen. Daher finde ich die Geschichte mit den Tenants jetzt nicht so beeindruckend „sicher“.

    M$ weigert sich anscheinend bis heute, genauere Angaben zu Art der Erhebung von Verarbeitung von Metadaten zu machen, die sie vermutlich als „Diagnosedaten“ framen. Vermutlich deshalb, weil das halt keiner weiß. Du kannst als Staat auch nicht so einfach nach Amiland reisen und im dortigen Rechenzentrum die Tür eintreten. Bei M$ muss du bisher als Staat darauf vertrauen, dass kein Profiling betrieben wird und hast auch keine Chance, das zu überprüfen – selbst bei begründetem Verdacht. Bei Schutzbefohlenen ist man da besonders unentspannt – kann man doof finden, aber die Zeit könnte einem dafür prinzipiell auch irgendwann in den Arsch treten.

    Da scheint die Linie zu verlaufen …

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