Entschleunigung 2.0

Tritt doch mal auf die Bremse, Junge! Wie gut das funktioniert, habe ich im Urlaub mitbekommen. Aber da geht noch mehr. Den Stecker ziehen! Natürlich kann man einfach mal auf den Parkplatz fahren und Luft holen. Das klappt wunderbar. Natürlich ist das nur sinnbildlich gemeint. Gemeint ist, dass ich entscheide, wann ich etwas mache. Und wenn ich eben mal weniger oder gar nicht bloggen will, dann ist das so. Das akzeptiert ja auch jeder. Schließlich hat man ja als Leser auch keine andere Wahl. Aber da geht noch mehr.

Ich habe mich immer wieder im Stillen oder lästernderweise über all die Leute amüsiert, die einen Handynacken habend auf ihre Smartphones starren, nur um nicht zu verpassen, was bei Facebook, Twitter, Google+, WhatsApp, Telegram oder sonstwo los ist. Pausenlos gibt das jeweilige Smartphone irgendeinen Laut von sich, dass der nächste Kanal über irgendwas benachrichtigt. Aber wenn ich ehrlich bin, ist das bei mir auch nicht so wahnsinnig anders. Und damit muss irgendwie Schluss sein.

Das heißt nach wie vor nicht, dass ich mich aus den sozialen Netzwerken verabschiede. Warum denn auch? Aber das heißt eigentlich, dass ich darüber entscheiden werde, wann ich das Smartphone in die Hand nehme, und nicht irgendeine Benachrichtigung. Die dämliche Facebook-App habe ich schon vor Monaten mundtot gemacht, weil ich einfach nicht über jeden geposteten Kram informiert werden muss. Für Twitter nutze ich Fenix, und das verhält sich erstaunlich friedlich. Google+ nervt mich auch nicht in der Nacht oder in einem wichtigen Meeting.

telegram_BenachrichtigungenBleiben die Messenger. Da ich nicht mehr so viele Kontakte über WhatsApp habe, verhält sich das meistens ruhig. Der Facebook Messenger stört auch nicht. Aber das war mal anders, als auch mitten in der Nacht irgendwer irgendwas in irgendeinen Chat geschrieben hat, dem ich irgendwann mal beigetreten bin. Tja, und bei Telegram werde ich wohl in Zeiten, in denen ich nicht gestört werden will, einfach die Benachrichtigungen ausschalten. Ich gucke schon nach. Aber nur, wenn mir danach ist. Ich denke, da hat jeder ein Recht darauf.

Es ist ja auch ein gewisses Maß von Desinteresse einem Gesprächspartner gegenüber, wenn man mitten im Gespräch immer wieder – wie auf Zwang – auf das Smartphone glotzt. Das Gleiche gilt für diese Smartwatches und so. Und man fühlt sich dann irgendwie auch dazu genötigt, bei jeder Benachrichtigung eilfertig zu reagieren. Und dann fragt man sich mal in einer ruhigen Minute, wieso man das unbedingt tun soll. Und an dem Punkt bin ich angekommen.

Also ziehe ich mal konsequent den Stecker. Ich lasse mich ja eh nicht mehr vor irgendwelchen Trends hertreiben. Also schreibe ich, wann und wie ich will. Und auf irgendwelche Dinge in sozialen Netzwerken reagiere ich künftig dann, wenn mir das passt. Warum soll ich das denn auch anders machen? Vor Jahren musste mich mein damaliger Hausarzt davor bewahren, richtig in einen Burnout hinein zu gleiten. Das muss ich nicht mehr haben. Deshalb wird die Entschleunigung fortgesetzt mit Version 2.0.

5 Replies to “Entschleunigung 2.0”

  1. Moin Henning,
    ja, Entschleunigung tut Not. Laut Statistik schaut jeder Bundesbürger im Schnitt 10 mal in der Stunde auf sein Smartphone, also alle 6 Minuten (innerhalb 24 Stunden) Als gäbe es nichts anderes mehr. Bei mir passiert es schon seit Jahren, dass mein Handy durchaus mal über das Wochenende komplett ausgeschaltet wird. Und ebenso habe ich auch mal Tage lang meinen PC aus. In Kürze ist es dann mal wieder soweit, dass ich 14 Tage gar kein Internet nutze. Ich werde mal wieder unterwegs sein. In der Natur – wandern!
    Danach sehe ich wieder vieles klarer.
    Herzliche Grüße
    Frank

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